BA-Chef blickt vorsichtig optimistisch auf Arbeitsmarkt

BA-Chef bezweifelt Umsetzbarkeit von eigener Kindergrundsicherung

Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, blickt vorsichtig optimistisch auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes in der Coronakrise. „Die Corona-Maßnahmen im November bedeuten einen Dämpfer in der Aufwärtsentwicklung am Arbeitsmarkt, die wir in den vergangenen Monaten hatten“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Einen Einbruch werden wir voraussichtlich nicht erleben – wenn es bei vier Wochen bleibt“, setzte er hinzu. Für den ganzen Winter und auch das Frühjahr gelte allerdings, was die Ministerpräsidenten und die Bundesregierung bereits jetzt täten: „Wir müssen im Kampf gegen das Virus auf Sicht fahren und bei jedem Schritt die wirtschaftlichen und sozialen Folgen mitbedenken.“ Dabei trage jeder Einzelne Verantwortung.

„Ich würde jede Familie bitten zu überlegen, ob sich Weihnachten nicht in kleineren Gruppen als sonst feiern lässt“, sagte er. Mit Blick auf die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im kommenden Jahr sagte der BA-Chef: „Wir schließen uns der Prognose der Bundesregierung an: 100.000 Arbeitslose weniger im Jahresdurchschnitt und durchschnittlich 700.000 Kurzarbeiter.“ Mit einer dauerhaften Negativwirkung von Corona auf den Arbeitsmarkt rechnet Scheele nicht. „Corona selbst wird kaum dauerhafte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben – außer vielleicht durch nachhaltige Verhaltensänderungen zum Beispiel bei Dienstreisen“, sagte er. Zu den Schwierigkeiten in einzelnen Branchen führte Scheele aus: „Der Einzelhandel hatte schon vor Corona Probleme durch die Konkurrenz im Internet.“ Da, wo die Automobilindustrie und ihre Zulieferer unter Druck stünden, sei dies auch schon vor Corona so gewesen. „In Branchen, die vor einer Transformation stehen oder in denen es strukturelle Probleme gibt, wird diese Entwicklung durch Corona vielleicht beschleunigt“, sagte Scheele. „Gastronomie und Tourismus werden sich schneller wieder erholen“, sagte er.

BA-Chef bezweifelt Umsetzbarkeit von eigener Kindergrundsicherung

Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, zweifelt an der Umsetzbarkeit der Idee einer eigenen Kindergrundsicherung. „Die Idee einer eigenen Kindergrundsicherung ist mir sympathisch“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ weiter. „Mir hat aber noch niemand erklären können, wie es gelingen soll, Leistungen von Bund, Ländern und Kommunen so zusammenzuführen, dass daraus eine eigenständige Kindergrundsicherung wird“, setze er hinzu. Scheele ergänzte: „Generell werbe ich dafür, dass für Kinder in Familien in Grundsicherung möglichst viele Sachleistungen gewährt werden: Jede Mitgliedschaft im Sportverein oder auch die kostenlose Monatsfahrkarte, die unbürokratisch finanziert werden, kommen direkt beim einzelnen Kind an.“ Außerdem appellierte Scheele an die Unternehmen in Deutschland, mit den Ausbildungsanstrengungen trotz der Corona-Pandemie nicht nachzulassen. „Mein Appell an große und kleine Unternehmen ist: Bilden  sie bitte aus“, sagte er. „Nach der Pandemie ist der Fachkräftemangel genauso wieder da wie vorher – und kann sich zu einer immer schlimmeren Wachstumsbremse entwickeln.“ Scheele erläutert: „In diesem Jahr sehen wir keinen Corona-Jahrgang bei den Auszubildenden.“ Die Vermittlung in Ausbildung verzögere sich zwar, aber sie funktioniere. „Für das kommende Jahr machen wir uns, ehrlich gesagt, größere Sorgen“, warnte der BA-Chef. „Die Berufsorientierung an den Schulen hängt davon ab, wie die Schulen uns hineinlassen, die Betriebe melden zurückhaltender Ausbildungsstellen und Praktika.“ +++

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