Ausstellungseröffnung im Stadtschloss mit Werken geflüchteter Frauen

Kunst verbindet über Grenzen hinweg

Kunst verbindet Kulturen über Grenzen hinweg. Dies wurde einmal mehr deutlich, als sich gestern Abend die Galerie vor den Spiegelsälen im Fuldaer Stadtschloss zu wohlklingenden Klängen einer Saz mit über 100 interessierten Besuchern füllten, die zur Vernissage der Ausstellung des Projektes „Frauen ID – Hier & Jetzt“ gekommen waren.

Die ausdrucksstarken Bilder wurden von 16 jungen Frauen im Alter zwischen 17 und 26 Jahren geschaffen, die eine Fluchterfahrung haben. Das Projekt stand unter der künstlerischen Leitung der Fuldaer Künstlerin Christine Hartmann (Atelier14). Für das Kunstprojekt war Hartmann erst vor Kurzem mit dem ersten Platz des Integrationspreises der Stadt Fulda ausgezeichnet worden. „Und das vollkommen zu Recht“, lobte Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld bei der Vernissage. „Die Kunst, die wir heute erleben dürfen, hat uns als Stadt ganz besonders überzeugt“, hob Fuldas OB hervor. Die Projektteilnehmerinnen zeigten mit den geschaffenen Werken ein besonderes Engagement, da sie zum einen dieses Freiwilligen-Projekt mit hoher Motivation wahrgenommen und zum anderen durch ihre Bilder Einblicke in ihr Inneres gestattet hätten.

Die Bilder behandeln nicht ausschließlich Fluchtthemen, sondern auch innere und äußere Beweggründe, die den Frauen den Weg in eine neue Kultur bereitet haben. Hinter Titeln wie „Im Ungewissen“, „Augenblicke“ oder „Leben“ verstecken sich bewegende Geschichten. Sowohl Freude als auch Enttäuschung und Rückschläge werden gezeigt. Im Mittelpunkt steht dabei immer die aktuelle Lebenssituation, eben das „Hier und Jetzt“ der jungen Frauen.

„Im Hier und Jetzt zu leben, ist ein Bekenntnis, das wichtig ist, um Brücken zu bauen und neu anzufangen“, betonte Wingenfeld: „Es ist zudem Ansporn, dass wir alle gefordert sind, Menschen zusammenzubringen und uns für gelebte Integration einzusetzen.“ Ziel sei es, das Selbstwertgefühl der Frauen zu fördern und im Rahmen des Projektes neue Kontakte zu ermöglichen. „Kunst und Kultur sind ein wunderbarer Weg, um in den Dialog zu treten, zunächst über Bilder und schließlich auch über Sprache“, hob der Oberbürgermeister hervor.
Das Projekt wurde in Fulda bereits zum zweiten Mal erfolgreich durchgeführt, und Wingenfeld betonte: „Ich würde mich sehr freuen, wenn das Angebot auch im nächsten Jahr fortgeführt wird.“ Das Projekt wird gefördert durch das Paritätische Bildungswerk und das Bundesministerium für Forschung und Bildung. Neben der künstlerischen Leitung durch Christine Hartmann, Atelier 14 sind an dem Projekt drei Bündnispartner beteiligt. Federführend ist hierbei die Evangelische Kreuzkirche, die das Projekt als sozialen und gesellschaftlichen Auftrag der Kirche verantwortet, zudem sind die Diakonie Fulda und das Welcome-In Wohnzimmer begleitende Bündnispartner.

Die Initiatorin Christine Hartmann selbst erklärte: „Wir sind in unserem Leben immer nur an dem Punkt, an dem wir jetzt gerade stehen. Wenn wir das Hier und Jetzt bestehen, öffnen sich Türen von ganz alleine. Wenn wir allerdings am Hier und Jetzt resignieren, geraten wir in eine Sackgasse. Ich möchte mit den guten Mitteln der Kunst diese seelische Kompetenz stärken und so eine nachhaltige sozialräumliche Verortung ermöglichen.“ Im Rahmen der Ausstellungseröffnung dankte Hartmann außerdem den zahlreichen Helfern, besonders aber den engagierten Künstlerinnen, die freiwillig an dem Projekt teilgenommen hatten.

Noch bis zum 30. November können die Kunstwerke in der Galerie vor den Spiegelsälen im Fuldaer Stadtschloss (zu den Öffnungszeiten des Stadtschlosses) besichtigt werden. +++