Armutswochen machen auf unzureichende Finanzierung aufmerksam

Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa (Mitte) eröffnete gemeinsam mit den Vertretern von SkF und SkM die Armutswochen 2025 in Mainz. Foto: Holger Franz

Unter dem Motto „Türen offen halten: Allgemeine Sozialberatung sichern“ stehen in diesem Jahr die Armutswochen, die noch bis zum 16. November in ganz Deutschland auf soziale Problemlagen aufmerksam machen. Im Mittelpunkt der bundesweiten Aktion von Caritas, dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und dem Sozialdienst katholischer Männer (SkM) steht die Allgemeine Sozialberatung – ein zentraler Beratungsdienst, dessen Finanzierung weiterhin unzureichend ist.

„Die Zukunft der Allgemeinen Sozialberatung hängt von einer auskömmlichen Finanzierung ab. Es braucht neben Kirchenmitteln eine planbare Kofinanzierung durch Kommunen und Länder. Damit können vor Ort individuelle Möglichkeiten gefunden werden, um diesen wichtigen Dienst aufrechtzuerhalten“, betont Diözesancaritasdirektor Dr. Markus Juch.

Die Allgemeine Sozialberatung ist eine zentrale Anlaufstelle für Menschen mit unterschiedlichsten Problemen. In einem Erstgespräch klären die Beraterinnen und Berater die aktuelle Situation, helfen in akuten Krisen und vermitteln bei Bedarf an weiterführende Unterstützungsangebote. Zudem bieten sie Orientierung im komplexen Antragswesen und bei den Herausforderungen der Digitalisierung. Die Nachfrage nach diesem kostenlosen Angebot wächst stetig. Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2024 bundesweit 20,9 Prozent der Bevölkerung – das entspricht 17,6 Millionen Menschen – von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.

Bei der Eröffnung der Armutswochen in Mainz, an der auch Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa teilnahm, wurden aktuelle Zahlen, Daten und Fakten sowie erste Ergebnisse der bundesweiten Stichtagserhebung 2025 der Allgemeinen Sozialberatung vorgestellt. „Hieraus ergibt sich, dass gut die Hälfte der Klientinnen und Klienten einen Migrationshintergrund hat. Drei Viertel der Hilfesuchenden haben Probleme mit Behörden. Die Allgemeine Sozialberatung ist hier die erste niedrigschwellige Anlaufstelle, um qualifiziert zu beraten und gegebenenfalls in weitere Dienste zu vermitteln“, berichtet Holger Franz, Leiter der Stabsstelle Sozialpolitik beim Diözesancaritasverband Fulda, von der Auftaktveranstaltung.

Trotz ihrer großen Bedeutung für die soziale Unterstützung vieler Menschen ist die finanzielle Lage der Allgemeinen Sozialberatung angespannt. Nach einer aktuellen Umfrage stammen rund 80 Prozent der Mittel aus kirchlichen und eigenen Finanzquellen der Träger. 23 Prozent der Träger finanzieren ihre Beratungsstellen sogar ausschließlich über Kirchensteuermittel und Eigenmittel. Nur 5 Prozent erhalten eine hohe kommunale Förderung. Eine gesetzlich verankerte Pflicht zur staatlichen Refinanzierung dieses Dienstes gibt es bisher nicht. „In unseren Regionalcaritasverbänden Fulda-Geisa, Hanau, Kassel und Marburg beobachten wir die Entwicklung seit Jahren mit Sorge. Immer wieder stehen wir vor der Frage, wie wir dieses Angebot finanziell sichern können, da es uns sehr am Herzen liegt. Wir wollen weiterhin die Türen für unser Klientel offen halten“, so Juch weiter.

Die Armutswochen werden jährlich vom Deutschen Caritasverband, dem SkF-Gesamtverein und dem SKM-Bundesverband ausgerufen. Sie beginnen am 17. Oktober, dem Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut, und enden am 16. November, dem vom Papst ausgerufenen Welttag der Armen. Während dieser Aktionswochen finden bundesweit zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen in den Ortsverbänden von Caritas, SkF und SKM statt, die auf das Thema Armut und die Situation von Menschen in Notlagen aufmerksam machen. +++


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