AOK-Chef rechnet mit Rückkehr zur paritätischen Finanzierung

Ein einheitliches Versicherungssystem wäre noch längst keine Einheitskasse

Berlin. Der Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, rechnet damit, dass die Arbeitgeber künftig wieder stärker an den Gesundheitskosten beteiligt werden. „Ich gehe davon aus, dass die nächste Bundesregierung die Parität wiederherstellen wird“, sagte Litsch dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Unsere Mitglieder nehmen sehr wohl wahr, dass sie für alle Kostensteigerungen über die Zusatzbeiträge aufzukommen haben.“

Die paritätische Finanzierung sei zu einer Zeit aufgegeben worden, als das Hauptziel gewesen sei, die Sozialabgaben nicht weiter zu Lasten des Wirtschaftsstandorts Deutschland steigen zu lassen: „Heute ist die konjunkturelle Lage eine andere.“ In der Debatte um die SPD-Forderung nach einer Bürgerversicherung warnte Litsch vor überhasteten Entscheidungen. „Bei einem Systemwechsel müssten viele Fragen geklärt werden, beispielsweise die Mitnahme der Altersrückstellungen“, sagte er. „Es ist auch nicht trivial, zu einem einheitlichen System der Ärztevergütung zu kommen. Vor Schnellschüssen und falschen Versprechungen kann ich da nur warnen.“ Bisher sei die Bürgerversicherung nicht mehr als ein Begriff. Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) sorge dafür, „dass unser Gesundheitswesen zu den modernsten der Welt gehört“.

Die Private Krankenversicherung (PKV) dagegen mehrere Probleme, ein Kostenproblem, ein Qualitätsproblem und ein Finanzierungsproblem. „Es kann nicht Aufgabe der GKV sein, diese Probleme zu lösen“, so Litsch. Auch die AOKs würden merken, wie schwierig die Lage für viele PKV-Versicherte sei: „Bei uns rufen oft Menschen an, die aus den verschiedensten Gründen zurück in die GKV möchten und das derzeit nicht können.“ Anders als oft behauptet wäre ein einheitliches Versicherungssystem noch längst keine Einheitskasse: „In der GKV gibt es viel mehr Wettbewerb als im heute abgeschotteten privaten Versicherungsmarkt.“ +++

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