
Am 27. Dezember 1944 ereignete sich eine der schlimmsten Katastrophen des Zweiten Weltkriegs in Fulda, die als Mahnmal gegen Krieg und Gewalt dient. Ein Luftangriff amerikanischer Bomber auf den Fuldaer Verschiebebahnhof führte zur Zerstörung des Krätzbachbunkers. Diese behelfsmäßige Luftschutzanlage sollte Hunderten Schutzsuchenden Zuflucht bieten. An diesem Tag verloren 707 Menschen ihr Leben, darunter viele Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Osteuropa. Zum 80. Jahrestag der Katastrophe lud die Stadt Fulda zu einer Gedenkveranstaltung ein, um der Opfer zu gedenken und die Erinnerung wachzuhalten.
Die Feierstunde begann um 11 Uhr am Gedenkstein in der Mehlerstraße, in der Nähe des ehemaligen Katastrophenorts. Neben einer Kranzniederlegung fanden bewegende Reden statt. Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld erinnerte an die Opfer, während Pfarrer Jörg Scheer von der Christuskirche und Diakon Michael Friedrich von der Stadtpfarrei Fulda die religiöse Perspektive darboten. Die Veranstaltung richtete sich an alle Interessierten, die gemeinsam ein Zeichen des Gedenkens setzen wollten.
Die Katastrophe im Krätzbachtunnel symbolisiert die Schrecken des Krieges und die vielen zivilen Opfer. Ursprünglich war der Tunnel ein verstärkter Wasserdurchlass des Krätzbachs unter den Bahngleisen. Ab 1941 baute man den Durchlass wegen der zunehmenden Bombenangriffe zu einer Luftschutzeinrichtung um. Mit einer dünnen Betondecke und einer dicken Erdschicht schien er genügend Schutz zu bieten. Doch die Tragödie zeigte die Schwächen des Baus drastisch auf.
Am 27. Dezember 1944, gegen 12:37 Uhr, begann der Angriff auf den Verschiebebahnhof. Die Bomben verschütteten den westlichen Tunneleingang und zerstörten an einer anderen Stelle die Tunneldecke. Hunderte Schutzsuchende, darunter zahlreiche Beschäftigte der Firma Mehler, starben in dieser improvisierten Luftschutzanlage. Nur etwa 150 Menschen konnten gerettet werden.
Besonders tragisch war das Schicksal der rund 250 ausländischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Diese wurden in den Kriegswirren als Arbeitskräfte nach Fulda gebracht und verloren schließlich in der Katastrophe ihr Leben. Viele Opfer fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Fuldaer Zentralfriedhof.
Die Katastrophe im Krätzbachtunnel stellt ein düsteres Kapitel der Geschichte Fuldas dar. Sie verdeutlicht die Rolle der Stadt im Zweiten Weltkrieg und den verheerenden Bombenkrieg. Mit 1620 Luftkriegstoten bei einer Bevölkerung von 34.000 Menschen zählte Fulda zu den Städten mit einer besonders hohen Opferquote. Die Tragödie im Krätzbachtunnel markiert mit 707 Toten den Höhepunkt.
Dank engagierter Initiativen bleibt die Erinnerung an die Opfer lebendig. Im vergangenen Jahr legten Schülerinnen und Schüler der Richard-Müller-Schule die Gräber der Opfer auf dem Zentralfriedhof wieder frei. Sie recherchierten deren Geschichten. Mit Unterstützung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Katholischen Akademie im Bistum Fulda und des Rotary-Clubs Fulda entstand ein beeindruckendes Projekt. Es vermittelte historisches Wissen und förderte Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein.
Der 80. Jahrestag der Katastrophe im Krätzbachtunnel bietet die Gelegenheit, innezuhalten und Lehren zu ziehen. Die Stadt Fulda erinnert nicht nur an die Opfer, sondern mahnt auch zu Frieden und Versöhnung. In einer Welt, die weiterhin von Konflikten und Kriegen geprägt ist, bleibt das Gedenken wichtig. Es hilft, die Schrecken des Krieges nie zu vergessen. +++
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