Kirchenstatistik 2020 von Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt

Statistik für das Bistum Fulda liegt ebenfalls vor

Die jährliche Kirchenstatistik für das vergangene Jahr haben heute die 27 deutschen (Erz-)Bistümer und die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlicht. In Deutschland machen die Katholiken 26,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus (22.193.347 Kirchenmitglieder). Die Statistik des Jahres 2020 ist erheblich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt, da diese sich vielfach auf das kirchliche Leben ausgewirkt hat. Durch die notwendigen Schutz- und Hygienemaßnahmen konnten Gottesdienste längst nicht so gefeiert und religiöse Angebote wahrgenommen werden, wie in früheren Jahren. Das wirkt sich entsprechend auf die Zahlen aus. Hinzu kommen Strukturveränderungen in den (Erz-)Bistümern. So hat sich die Zahl der Pfarreien auf 9.858 (2019: 9.936) verringert. Insgesamt gibt es 12.565 Priester (2019: 12.983), davon sind 6.303 Pfarrseelsorger (2019: 6.460). In den weiteren pastoralen Diensten weist die Statistik für 2020 3.245 Ständige Diakone (2019: 3.335), 3.244 Pastoralassistenten/-referenten (weiblich: 1.539, männlich: 1.705) und 4.426 Gemeindeassistenten/-referenten (weiblich: 3.479, männlich: 947) aus. Die Zahl der Priesterweihen lag 2020 bei 56 Welt- und elf Ordenspriestern.

Der Gottesdienstbesuch ist – gerade coronabedingt – in 2020 mit 5,9 Prozent stark zurückgegangen (2019: 9,1 Prozent). Die Zahlen beim Sakramentenempfang sind ebenfalls ein Abbild der Corona-Pandemie und längerer innerkirchlicher und demographischer Veränderungen. So lag die Zahl der kirchlichen Trauungen bei 11.018 (2019: 38.537), die Zahl der Taufen bei 104.610 (2019: 159.043) und die Zahl der Erstkommunionen bei 139.752 (2019: 166.481). Die Bestattungen sind mit 236.546 leicht gestiegen (2019: 233.937). Im Jahr 2020 sind 1.578 Menschen in die katholische Kirche eingetreten (2019: 2.330), es wurden 4.358 Menschen wieder aufgenommen (2019: 5.339). Die Zahl der Kirchenaustritte bleibt auch in 2020 hoch, sie ist mit 221.390 Personen allerdings um 18,8 Prozent im Vergleich zu 2019 gesunken (2019: 272.771).

Zur Statistik 2020 erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing: „Wir stehen in einem weiteren Jahr der Corona-Pandemie. Vieles hat sich im gesellschaftlichen und kirchlichen Leben verändert. Durch die weltweiten Impfungen kommt die berechtigte Hoffnung auf, die Pandemie zu überwinden. Wenn wir heute die Statistik des Jahres 2020 vorlegen, dann sind diese Zahlen ein drastisches Spiegelbild dessen, wie sich die Corona-Pandemie auf das Leben in unseren Gemeinden auswirkt. Was musste nicht alles verschoben werden: Taufen, Erstkommunionfeiern, Firmungen und Hochzeiten. Aber sie haben dennoch stattgefunden, wie die Statistik zeigt. Die Kirche war auch in der Pandemie gerade an den Wegmarken im persönlichen Leben für viele Menschen präsent Gleichzeitig erleben wir in der Kirche eine tiefgreifende Erschütterung. Das zeigt sich auch in der Statistik der Kirchenaustritte, die ich als schmerzlich für unsere Gemeinschaft empfinde. Viele haben das Vertrauen verloren und möchten mit dem Kirchenaustritt ein Zeichen setzen. Wir nehmen das sehr ernst und müssen uns dieser Situation offen und ehrlich stellen und Antworten auf die Fragen geben, die an uns gerichtet werden. Dazu gehört an allererster Stelle die gründliche Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs. Und dazu gehört die Frage nach Macht und Gewaltenteilung in der Kirche. Ich wünsche mir sehr, dass der Synodale Weg seinen Beitrag dazu leisten kann, neues Vertrauen aufzubauen.

Die vielen Angebote kirchlichen Lebens, der unermüdliche Einsatz von Ehrenamtlichen, unsere katholischen Kindertagesstätten und Schulen, Bildungswerke und Akademien, eine nach wie vor einsatzfreudige und engagierte Jugendarbeit sowie die vielen Erzieherinnen und Erzieher, die auch in der Pandemie die Familien durch das Offenhalten der Einrichtungen unterstützt haben und vieles mehr sind die besten Zeugnisse dafür, dass Kirche lebendig ist. Ausdrücklich möchte ich trotz der bedrückenden Zahlen in dieser Statistik allen danken, die sich engagieren und ihren Glauben in Kirche und Gesellschaft leben, gerade auch den hauptamtlich in der Seelsorge Tätigen: Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten. Auch das möchte ich angesichts der Statistik betonen: Ich bin sehr dankbar für diejenigen, die sich in diesen bewegten Zeiten in den Dienst der Kirche stellen. Auch in kleiner Zahl werden die neuen Priester und Pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen unverzichtbaren Auftrag in einer sich permanent verändernden Welt leisten.“

Statistik für das Bistum Fulda – Neue Zahlen bestätigen strategische Neuausrichtung der Diözese
Auch für das Bistum Fulda liegt die Statistik vor. Die aktuellen Zahlen zum Stichtag 31. Dezember 2020 folgen dem bundesweiten Trend und bestätigen damit auch den eingeschlagenen Weg der Kirchenentwicklung und Neuausrichtung der Diözese Fulda. Nach der neuen Statistik zählt das Bistum Fulda zum Stichtag 369.854 Katholiken. Das sind 6.951 weniger als im Vorjahr. Ursache der sinkenden Katholikenzahl ist neben der demografischen Entwicklung die Austrittszahl: insgesamt 3.486 Kirchenaustritte haben im vergangenen Jahr stattgefunden, das sind 239 Austritte weniger als im Jahr 2019. Es gab im vergangenen Jahr 1.443 Taufen (2019: 2.374), 62 Wiederaufnahmen (2019: 80) und 43 Übertritte (2019: 63) sowie 3.982 Bestattungen (2019: 3.857). 2.110 Kinder gingen zur Erstkommunion, 900 Jugendliche wurden gefirmt. Nur 143 Paare ließen sich trauen, das sind 442 Trauungen weniger als im Vorjahr. Der Prozentsatz der Gottesdienstbesucher lag bei 7,9 Prozent (im Vorjahr 12,3 Prozent).

Wie die gesamte katholische Kirche in Deutschland steht das Bistum Fulda vor großen Herausforderungen. Geringer werdende Ressourcen, sinkende Haushaltsmittel und wachsende Aufgaben stehen heute einer Gesellschaft gegenüber, die sich immer schneller bewegt und die säkulärer und aufgeklärter als je zuvor nach Antworten auf die Fragen ihrer Gegenwart sucht. Als Konsequenz für die Zukunft besteht deshalb eine wesentliche Aufgabe darin, den Kern kirchlichen Handels deutlich zu machen. Dass sind neben dem Sendungsauftrag auch sozial-caritative Projekte. So fordert der Kirchensteuerrat, dass sich die Diözese nach kritischer und ausführlicher Abwägung von Unternehmungen und Strukturen trennt, die zu viele finanzielle Mittel binden. Mit den daraus resultierenden Veränderungen steht die Kirchenentwicklung im Bistum Fulda in einer Phase des Aufbruchs, der sich in Strukturveränderungen, aber vor allem im Kulturwandel zeigt: in der Suche nach neuen Formen und Antworten sowie in der Umsetzung des kirchlichen Auftrages, auch morgen noch zukunftsfähig, innovativ und lebendig zu sein. +++

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