Praxiseinsatz mit den „Blühbotschafterinnen und Blühbotschaftern“

„Qualifikation, Motivation und Netzwerk“

1) Lehrgangsleiterin Dorothee Dernbach erklärt den Aufbau der Wildstaudenpflanzung und was bei der Pflege zu beachten ist: Invasive Neophyten sollten entfernt werden, da sie den heimischen Wildpflanzen den Platz wegnehmen. Foto: privat

Vor wenigen Tagen konnten die angehenden „Blühbotschafterinnen und Blühbotschafter für die Insektenvielfalt“ an der ersten praktischen Lehrgangseinheit auf einer ökologisch aufgewerteten Fläche des BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) in Gelnhausen teilnehmen. Die Fläche bietet mit den verschiedensten Strukturen, wie Saum, Wiese, Gehölze und Wildstaudenbeet, eine gute Basis zur Wissensvermittlung. Die Lehrgangseinheit beinhaltete einen gemeinsamen Pflegeeinsatz und wurde von zwei Experten auf dem Gebiet der Biodiversität begleitet.

Mit der Frage nach der sachgerechten Pflege einer Wildstaudenpflanzung ging es im Lehrgang gleich mit einer Praxiseinheit los. Welche spontan eingewanderten Wildpflanzen müssen raus, welche dürfen als willkommene Gäste im Beet bleiben? Das nötige Hintergrundwissen wurde erläutert: Ist die Pflanze ein- oder zweijährig? Ist sie ein Wurzelunkraut? Gehört sie überhaupt zu den heimischen Wildpflanzen oder ist sie von einem anderen Kontinent eingewandert? Solche sogenannten Neophyten können sich stark in vorhandenen Biotopen ausbreiten und müssen deshalb erkannt und gejätet werden.

Schnell waren eineinhalb Stunden verflogen und Dr. Günter Bornholdt von der  Planungsgesellschaft Natur & Umwelt mbH (PGNU) stieß dazu. Ausgestattet mit einem Kescher und Aufbewahrungsgläsern zeigte er den Teilnehmenden verschiedene Insekten, die in der Fläche zu finden waren. Das Grüne Heupferd, eine Streifenwanze und das Ochsenauge, ein Schmetterling, werden von Laien noch relativ sicher erkannt. Bei den kleineren Arten wie Kurzfühlerschrecken, Zikaden im Larvenstadium, den verschiedensten Blattwanzen und Käfern war eine Vielfalt zu entdecken, die dem ungeübten Auge leicht verborgen bleibt.

Als weiterer erfahrener Ansprechpartner kam Dr. Stephan Consemüller vom BUND und Projektpartner von „Main.Kinzig.Blüht.Netz“ dazu. Er erzählte davon, wie er das Thema biologische Vielfalt im Main-Kinizg-Kreis voranbringt, von seinem Engagement im Vorgängerprojekt „Main-Kinzig blüht“ und der Schlüsselrolle, die die „Blühbotschafterinnen und Blühbotschafter für die Insektenvielfalt“ als Ansprechpersonen sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren vor Ort inne haben. Solche Gespräche und Demonstrationen mit wichtigen Akteuren und Experten sind ein grundlegender Bestandteil im Zuge der Wissensvermittlung und zum Aufbau des „Main.Kinzig.Blüht.Netz“-werks.

In diesem Jahr lassen sich 15 engagierte Ehrenamtliche durch theoretische und praktische Seminarinhalte von Lehrgangsleiterin Dorothee Dernbach ausbilden, um sich aktiv für den Insekten- und Naturschutz vor Ort einzusetzen und das Naturbewusstsein im Kreisgebiet zu stärken. An den Gesprächen und Diskussionen in der Gruppe zeigt sich, dass die Teilnehmenden unterschiedliches Vorwissen und Erfahrungen mitbringen, was den Austausch bereichert.

Der Lehrgang „Blühbotschafterinnen und Blühbotschafter für die Insektenvielfalt“  wird im Rahmen des Projekts „Main.Kinzig.Blüht.Netz“ durchgeführt, welches ein Verbundprojekt des Main-Kinzig-Kreises und des Landschaftspflegeverbands MKK e.V. ist. Gefördert wird das Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Beide Projektpartner setzen sich zum Ziel, die Biodiversität im Kreisgebiet zu fördern und dem anhaltenden Insektenrückgang entgegenzuwirken. Dafür werden im Rahmen des Projekts neben dem Lehrgang „Blühbotschafterinnen und Blühbotschafter für die Insektenvielfalt“ 500 Flächen in insektenfreundlichen Lebensräume umgewandelt und mehr Naturbewusstsein sowie Akzeptanz für „wildere Flächen“ in der Bevölkerung aufgebaut. +++ pm