24. Fuldaer Wirtschaftstag

Was verbinden Sie mit Digitalisierung?

Fulda. Bei dem unter dem Motto „Sein oder Nichtsein: Den digitalen Wandel gestalten“-stehenden 24. Fuldaer Wirtschaftstag der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda in der Orangerie des Maritim Hotels Fulda hat man sich gestern der zunehmenden Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft gewidmet. Einen markanten Themenschwerpunkt markierten hier der Arbeitsmarkt und das Verhalten des Menschen im Einhergehen zunehmender Digitalisierung. So war IHK-Präsident Bernhard Juchheim in seiner Eröffnungsrede auf Shakespeares vielzitiertes Zitat „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“ eingegangen.

Im literarischen Kontext drückt der Protagonist in seinem Monolog nach dem mysteriösen Tod seines Vaters, des dänischen Königs, seinen Weltschmerz und seine Angst vor dem Tode aus. In Korrelation dieses Zitates aus „Hamlet“, hielt Juchheim den knapp 400 Anwesenden den Spiegel vor und warf in diesem Kontext die Frage auf, inwieweit die Digitalisierung uns Menschen schon verändert hat und, ob nicht auch wir, wie Hamlet in Shakespeares gleichnamiger Tragödie, inzwischen an einem Punkt angelangt sind, an diesem uns die Digitalisierung vielleicht auch etwas verunsichert oder gar verängstigt. Ganz gewiss werden die alten Kaufmannstugenden: „Offenheit, Vertrauen und Verlässlichkeit“, die Literaturnobelpreisträger Thomas Mann in seinem Roman „die Buddenbrooks: Verfall einer Familie.“ anführt, einen neuen Blick auf Digitalisierung geben. Zumindest zwingt uns die Digitalisierung zu einem Umdenken und Tugenden, wie Offenheit, Vertrauen und Verlässlichkeit, werden anders als vor der Digitalisierung, wahrgenommen und interpretiert.

So eröffnete der West-Berliner Buchautor, Journalist, Blogger sowie Werbetexter, Sascha Lobo in seinem Vortrag „Wie das Netz die Gesellschaft verändert: Zukunft und Trends der digitalen Welt“ auf sehr humoristische Art und Weise von der Gesellschaftsperspektive heraus den Blick auf die Ökonomie unserer heutigen Zeit. Dabei ging er auf die inzwischen bei vielen beinahe schon zur Selbstverständlichkeit gewordenen Gepflogenheiten ein und benannte dieses Phänomen als „exponentieller Fortschritt“. „Diese Zeit, in der wir leben, ist eine besondere Zeit. Es ist die Zeit des exponentiellen Fortschritts. Die schnelle Entwicklung markiert dabei dessen Basis. Ich möchte ihnen ein Beispiel geben: Heute ist es doch so, dass wir als erstes, wenn wir beim Mittagessen sind, dieses, mit unseren Smartphone, fotografieren und dieses Bild dann schnellstmöglich ins Netz stellen“, verdeutlichte Sascha Lobo. In diesem Kontext erklärte er, dass es nicht die Technologie sei, die die Welt verändere, sondern die Art und Weise, wie die Menschen sie nutzen. Daneben machte Lobo in Anlehnung an ein Umfrageergebnis im Vorfeld seines Vortrags deutlich, dass es keine Schande wäre, wenn man sich eingestünde, vor der Digitalisierung nicht auch Angst zu haben oder Bedenken zu äußern. So hatten die meisten Geladenen bei der Umfrage zuvor angegeben, Digitalisierung als „Chance“ und „Herausforderung“ zu begreifen, während nur ganz Wenige angegeben hatten, dass mit zunehmender Digitalisierung, auch die Unsicherheit zunehme.

In ihrem Vortrag „Vom Handy versklavt, von E-Mails getrieben: Die besten Tipps für mehr Arbeitsspaß und Lebenszeit“, machte die Wienerin Anitra Eggler (Autorin, Internet-Veteranin) in einem ebenso humorvollen Vortrag im Anschluss ihres Vorredners Sascha Lobo deutlich, dass es an den Menschen selbst sei, etwas, im Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung, für sich zu ändern. Hier sagte sie: „Die Menschen müssen auch bereit sein, etwas zu verändern. Die Menschen widmen ihre Lebenszeit digitalen Prozessen.“ Hier sei es aber – bezugnehmend der individuellen Nutzung des Smartphones – an jedem selbst, zu entscheiden, was normal, und was übertrieben ist. Im weiteren Verlauf ihres Vortrags berichtete sie von einem ihrer Arbeitnehmer, der sich von ihr selbst nicht verbieten lassen wollte, im Urlaub zu arbeiten. So nahm dieser sich gegen den Willen seiner Chefin das zuvor ihr in Obhut gegebene Smartphone aus deren Schreibtisch und hinterließ ihr die Nachricht: „Sorry – aber ich kann nicht anders!“

Der immerwährende Blick auf sein Smartphone und die damit korrelierende Wichtigkeit dessen, wurde dem Workerholic zum Verhängnis, als er seine kleine Tochter schaukelte und in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit, das kleine Mädchen von der Schaukel fiel. Da sagte die Kleine: „Papa, dein Handy macht Aua!“ – Ein Erlebnis, das zum Schlüsselerlebnis wurde. +++ jessica auth