Zwischenstand bei der aktuell laufenden Suche nach NS-Raubgut im Museum Schloss Fasanerie

Internationaler Tag der Provenienzforschung

Museumsdirektor Dr. Markus Miller

Anlässlich des 5. Tages der Provenienzforschung informiert das Museum Schloss Fasanerie über die seit einem halben Jahr durchgeführte Überprüfung seiner Sammlungen nach unrechtmäßigen Erwerbungen aus der NS-Zeit. Was wurde bisher geleistet? Gibt es erste Ergebnisse? Was ist in den kommenden Monaten geplant? Seit Oktober 2022 werden die Kunstsammlungen der Kulturstiftung des Hauses Hessen im Museum Schloss Fasanerie auf im Nationalsozialismus verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut aus ehemals jüdischem Besitz im Museumsbestand systematisch untersucht. Etwa 160 Kunstobjekte wurden für eine genauere Überprüfung ausgewählt. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste fördert das Forschungsprojekt für ein Jahr.

In den vergangenen Monaten standen deutschlandweite Recherchen in Bibliotheken und Archiven im Mittelpunkt. Weit über 200 Akten wurden bisher ermittelt und gesichtet. Die Auswertung dieses umfangreichen Quellenmaterials ist aber noch nicht abgeschlossen. Die Akten enthalten u. a. wichtige Informationen zum Schicksal der Kunstsammlung des jüdischen Sammlers Rudolf von Goldschmidt-Rothschild, aus der Philipp Prinz von Hessen (1896 1980) bei einer Versteigerung im Jahr 1939 mehrere Stücke erwarb und die sich heute im Bestand des Museums Schloss Fasanerie befinden. Weitere Kunstwerke aus ehemals jüdischen Sammlungen werden zurzeit näher geprüft. Mit konkreten Ergebnissen zu den Erwerbungsumständen und zur Herkunft der Objekte ist erst im Verlauf der nächsten Monate zu rechnen. Doch schon jetzt lässt sich abschätzen, dass die Anzahl zu überprüfender Kunstwerke größer ist als noch zu Beginn des Projektes angenommen.

In der zweiten Projekthälfte werden vor allem die Objekte selbst genauer unter die Lupe genommen, um sie auf Spuren ihrer Herkunft hin zu untersuchen. Außerdem sollen die noch offenen Archivrecherchen abgeschlossen werden. Am 12. April 2023 findet zum fünften Mal der Internationale Tag der Provenienzforschung statt. Etwa 100 Kultureinrichtungen in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, der Tschechischen Republik und den USA beteiligen sich daran mit einem breitgefächerten Veranstaltungsprogramm. Der Aktionstag ist eine Initiative des Arbeitskreises Provenienzforschung e.V. +++ pm