Zahl inhaftierter Journalisten weltweit auf Rekordhoch

Deutschland rutscht auf Rangliste der Pressefreiheit weiter ab

Die Zahl der inhaftierten Journalisten befindet sich laut der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) weltweit auf einem Rekordhoch. Der Geschäftsführer von ROG, Christian Mihr, hat zum Tag der Pressefreiheit am 3. Mai eine negative Bilanz gezogen. Die Zahl der getöteten Journalisten sei im vergangenen Jahr angestiegen und auch die Zahl der inhaftierten befinde sich auf einem Rekordhoch, sagte Mihr dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Das setze sich auch in diesem Jahr weiter fort. „Es gibt in einzelnen Ländern positive und negative Entwicklungen. Aber die Zahl der Demokratien, die die Pressefreiheit achten, nimmt weltweit ab.“ In nur 52 von 180 Ländern sei die Lage der Pressefreiheit noch gut oder zufriedenstellend, mahnte er. Die meisten Journalisten würden nach wie vor in Mexiko getötet. Das größte Risiko, verhaftet zu werden, bestehe in Ländern wie Vietnam, Myanmar, oder Weißrussland. Man sehe in vielen Ländern eine wachsende Zahl gewalttätiger Übergriffe auf Journalisten, auch in Demokratien wie Deutschland, sagte der ROG-Geschäftsführer. Katastrophal sei die Lage etwa im Iran. „Schon vor den großen Protesten seit dem letzten Jahr war der Iran auf unserer Rangliste der Pressefreiheit immer sehr weit hinten“, so Mihr. Die Verfolgung von Journalisten habe sich dort aber noch weiter verschärft. „Landesweit waren im vergangenen Jahr mehr als 70 Medienschaffende inhaftiert.“ Mihr plädierte dafür, den Blick neben Ländern wie dem Iran oder Russland auf Länder zu richten, die weniger im Fokus der deutschen Öffentlichkeit stünden. „Besonders negative Entwicklungen sehen wir auch in Zentralamerika, vor allem in Nicaragua. Das ist ein viel kleineres Land, aber die Entwicklung ist dort ähnlich, wie in Russland.“ Auch Afghanistan drohe, vergessen zu werden. Die Sicherheitslage für Journalisten sei dort fürchterlich, so Mihr. „Gleichzeitig funktioniert das Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan überhaupt nicht. Über dieses Aufnahmeprogram m der Bundesregierung ist bisher nicht ein einziger Mensch nach Deutschland gekommen.“

Deutschland rutscht auf Rangliste der Pressefreiheit weiter ab

Laut der jährlich erscheinenden Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen (RSF) hat sich in Deutschland die Lage für Journalisten im Jahr 2022 verschlechtert. In der Liste belegt Deutschland Platz 21 von 180, ein Jahr zuvor rangierte die Bundesrepublik noch auf Platz 16. Der Abstieg um fünf Plätze sei vor allem mit dem Vorbeiziehen anderer Länder zu erklären, die sich zum Teil stark verbessert haben, so RSF. Zugleich hat sich Deutschlands Bewertung im Vergleich zum Vorjahr um 0,13 Punkte auf 81,91 von 100 Punkte verschlechtert. Grund dafür ist die weiter wachsende Gewalt gegen Journalisten und Medien: Mit 103 physischen Angriffen dokumentiert RSF den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2015. Im Kalenderjahr 2021 hatte es 80 Angriffe gegeben. Die deutliche Mehrheit von 87 der 103 Attacken fand in verschwörungsideologischen, antisemitischen und extrem rechten Kontexten statt. Obwohl die Corona-Pandemie 2022 abflaute , wurde, teils zu anderen Themen, weiterhin demonstriert, sodass Versammlungen auch 2022 die gefährlichsten Orte für die Presse blieben. Zwei Drittel der Angriffe wurden in Ostdeutschland (Sachsen: 24, Berlin: 17, Thüringen: 13) gezählt. Auch auf globaler Ebene hat sich Lage für Journalisten verschärft. Krisen, Kriege und die anhaltende Ausbreitung des Autoritarismus haben laut Reporter ohne Grenzen dazu geführt, dass die Lage der Pressefreiheit im vergangenen Jahr so instabil war wie seit Langem nicht. Entwicklungen wie die fast völlige Unterdrückung unabhängiger Berichterstattung in Russland infolge des Ukraine-Kriegs, massenhafte Festnahmen von Medienschaffenden in der Türkei und die weiter gestiegenen Aggressionen gegenüber Reportern am Rande von Demonstrationen in Deutschland sorgten dafür, dass viele Länder auf der Rangliste abrutschten. „Die Aggressivität gegenüber Medienschaffenden steigt weiter“, sagte RSF-Vorstandssprecher Michael Rediske. „Viele Regierungen und gesellschaftliche Gruppen versuchen, kritische Berichterstattung zu unterbinden.“ +++