Wirtschaftsweise Schnabel warnt nach Trump-Sieg vor Protektionismus

Kömpel: "Für demokratische Ideale kämpfen"

USA

Berlin. Isabel Schnabel, Ökonomin und Wirtschaftsweise, warnt angesichts des Sieges von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen vor Rückschlägen in der Wirtschaftspolitik: „Es droht ein weltweiter Wandel hin zu mehr Protektionismus. Auch im Bereich der globalen Klimapolitik ist mit Rückschlägen zu rechnen“, sagte sie dem „Tagesspiegel“. Der Leiter des Instituts für Makroökonomie der Hans-Böckler-Stiftung, Gustav Horn, warnte unterdessen vor einem Wirtschaftsabschwung. „Setzt Trump als US-Präsident tatsächlich auf einen starken Protektionismus, hat das gravierende Folgen für den Welthandel“, sagte Horn der Zeitung. Deutsche Konzerne würden darunter enorm leiden, sie könnten dann weniger Waren in die USA verkaufen. Verstärkt werden dürfte dieser Effekt durch einen stärkeren Euro im Vergleich zum Dollar, der deutsche Produkte in den USA teurer macht. Horn fürchtet deshalb Konsequenzen für das deutsche Wirtschaftswachstum: „Statt einem moderaten Aufschwung könnte die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr stagnieren. Die starke Binnennachfrage kann einen Rückgang der Exporte kaum kompensieren.“

Schulz: Europa muss „handlungsfähiger werden“

Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hat der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD), die Europäer dazu aufgerufen, eine größere Rolle in der Welt zu übernehmen: „Für uns in Europa heißt das, dass wir aus der Lethargie herauskommen müssen, um handlungsfähiger zu werden“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Europa wird mehr Verantwortung übernehmen müssen. Ein einiges Europa ist wichtiger denn je.“ Mit Trump werde die Zusammenarbeit „jetzt sicher schwieriger“, sagte Schulz, „aber es ist ja nicht ausgeschlossen, dass er noch eine Lernkurve absolviert“. So etwas habe es in der Vergangenheit auch gegeben. So sei die Wahl von Ronald Reagan zum US-Präsidenten 1981 international mit vielen Befürchtungen und Sorgen verbunden gewesen. Die Abstimmung der Briten über den EU-Austritt habe gezeigt, dass „auch in Europa gerade die Scharfmacher und Vereinfacher Hochkonjunktur haben“, fügte Schulz hinzu. „Mir geht es aber darum, jetzt die Gräben zu überwinden. Denn jeder weiß doch, dass wir weder die Flüchtlingskrise noch die Terrorismusbekämpfung oder irgendeinen internationalen Konflikt ohne einen gemeinsamen europäischen Ansatz lösen können.“

Kömpel: „Für demokratische Ideale kämpfen“

„Ich habe im Auftrag der OSZE die Wahl vor Ort in Washington beobachtet. Die Stimmung in den Tagen zuvor habe ich nicht so deuten können, als wende sich das Blatt. Ich bin überrascht und erschrocken über den Sieg Donald Trumps, der im Wahlkampf ein entsetzliches Verständnis gegenüber Frauen, Homosexuellen und ethnischen Minderheiten an den Tag gelegt hat. Ich hoffe auf Mitarbeiter/innen und Berater/innen, die den neuen Präsidenten in demokratische Bahnen lenken. Unsere Antwort muss ein Europa sein, das demokratische Grundwerte und die Gleichberechtigung von Mann und Frau und die Menschenrechte klar verteidigt. Nicht ein Weniger sondern ein Mehr an Europa muss die Antwort sein. Für uns heißt es nun: Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern weiter für demokratische Ideale kämpfen. Wir haben jetzt die Aufgabe und die Pflicht, die Menschen davon zu überzeugen, dass Politik, die andere ausgrenzt und verachtet, nicht die richtige für unser Land ist“, so Birgit Kömpel (SPD) zum Ausgang der US-Wahl. +++