Weltweite Anti-Mafia-Operation angelaufen

Operation "Fido"

In einer großangelegten Aktion sind Ermittler weltweit am Mittwoch gegen die kalabrische Mafia-Organisation ‚Ndrangheta vorgegangen. Der MDR und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichten, dass im Rahmen der Anti-Mafia-Operation „Eureka“ insgesamt mehr als 100 Haftbefehle vollstreckt werden sollen. In Deutschland liegen demnach Ermittlungsschwerpunkte in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Thüringen. Auch die Polizei in Rheinland-Pfalz und im Saarland ist offenbar involviert.

Nach Informationen von MDR und FAZ handelt es sich bei „Eureka“ um eine der größten internationalen Operationen, die im Kampf gegen die ‚Ndrangheta je geführt worden sind. Europaweit sollen Razzien unter anderem in Italien, Portugal, Belgien, Frankreich, Slowenien und Rumänien angelaufen sein. Das Netzwerk der Tatverdächtigen soll bis nach Argentinien, Brasilien, Panama und Australien reichen. Die Fäden der Operation laufen bei den europäischen Strafverfolgungsbehörden Europol und Eurojust zusammen. Die Ermittlungen laufen den Berichten zufolge schon seit fast vier Jahren unter enormer Geheimhaltung. Schwerpunkt ist der internationale Rauschgifthandel. Im Zentrum stehen demnach mehrere ‚Ndrangheta-Clans aus der Mafia-Hochburg San Luca. Sie sollen große Mengen Kokain aus Südamerika nach Europa geschmuggelt haben. Laut den Ermittlungserkenntnissen sollen sie dafür mit dem Primeiro Comando da Capital (PCC) in Brasilien, dem Clan del Golfo in Kolumbien sowie einer in Albanien wurzelnden Gruppe in Ecuador zusammengearbeitet haben. Um die illegalen Einnahmen zu waschen, sollen die Verdächtigen nach Informationen der beiden Medien ein weltweites Geldwäsche-Netzwerk aufgebaut haben. Sie sollen demnach große Geldsummen unter anderem in Restaurants, Immobilien und Autowaschanlagen investiert haben – insbesondere in Deutschland, Portugal, Belgien und Argentinien.

Begonnen hatte Operation „Eureka“ nach Informationen von MDR und FAZ im Juli 2019 im belgischen Genk. Ermittler hatten dort mehrere Tatverdächtige ins Visier genommen, die Kontakte zu Kokainhändlern der ‚Ndrangheta gehabt haben sollen. In der Folge kooperierten belgische und italienische Fahnder. Daraus ergaben sich unter anderem Spuren nach Deutschland, die offenbar in den Raum München und in das Ruhrgebiet führten. Ermittler sollen besonders in Nordrhein-Westfalen dem Verdacht eines weit verzweigtes Geldwäsche-System von Restaurants, Pizzerien, Cafés und Eisdielen nachgegangen sein. Zudem soll es im „Eureka“-Verfahren laut MDR und FAZ auch Verbindungen zu mutmaßlichen ‚Ndrangheta-Mitgliedern aus Thüringen geben. Ein Teil von ihnen ist vor Jahren aus Erfurt nach Portugal gegangen, hält aber weiterhin den Kontakt nach Thüringen. Informationen der beiden Medien besteht der Verdacht, dass einige aus der Gruppe in die Geldwäsche verstrickt sein könnten. Seit mehr als 20 Jahren gibt es Hinweise darauf, dass Mitglieder und Personen aus dem Umfeld der ‚Ndrangheta in Erfurt und anderen Thüringer Städten aktiv sein sollen. Bereits Anfang 2000 hatten das Bundeskriminalamt, das Thüringer Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Gera gegen eine Gruppe von Männern ermittelt, die im Verdacht standen zur ‚Ndrangheta und ihrem Umfeld in Thüringen zu gehören. Im Rahmen der Operation „Fido“ gingen die Ermittler damals dem Verdacht des Drogenhandels und der Geldwäsche nach. Einige der damals Tatverdächtigen spielen offenbar auch in den aktuellen Ermittlungen von „Eureka“ eine wichtige Rolle. +++