Warum die Rhöner Apfelinitiative Hilfe bei der Schaffung von Annahmestellen braucht

Weltkulturerbe mit Nadelöhr

Die Stimmung auf der Jahreshauptversammlung der Rhöner Apfelinitiative ist gut. Doch es gibt eine Herausforderung, die an allen Akteuren nagt. Wie kommen die hochgelobten Rhöner Äpfel zu den Keltereien? Im Gegensatz zu anderen Initiativen ist die Rhön ein großes, schwach besiedeltes Land. Und die Keltereien der Rhöner Apfelinitiative – mit Ausnahme der Kelterei von Apfelwinzer Jürgen H. Krenzer – liegen eher am Rand des Einzugsgebiets. Die zahlen zwar gute Preise, aber bei den derzeitigen Spritpreisen lohnt sich keine direkte Anfahrt über 50 und mehr Kilometer.

Es lohnt sich nicht

Die Lösung waren bisher Annahmestellen. Davon gibt es aber nur noch zwei in der Rhön. Eine in Elfershausen bei Hammelburg und die wird von Vorstandsmitglied Christian Reusch vorbildlich betrieben. Die andere in Nordheim betrieben von der Familie Riedel. Vor kurzem waren es noch Empfertshausen, Dermbach und Buttlar in der thüringischen Rhön. Und dort war es nur dem Enthusiasmus, der Leidensfähigkeit und dem Idealismus der Protagonisten zu verdanken, dass diese noch existierten. Das ist vorbei. Denn mit einer Annahmestelle kannst du kein Geld verdienen.

„Die vielen internationalen Preise, die ich geholt habe, wären ohne meinen wichtigsten Mitarbeiter nicht möglich gewesen. Der Rhöner Apfel macht aus einem sehr guten Produkt absolute Weltklasse!“ Jürgen H. Krenzer

Szenario

Es werden neue Apfelbäume gefördert und gepflanzt. Baumwarte sind in der Ausbildung. Geniale Bio-Produkte diverser Produzenten und Vermarkter sind am Start. Es läuft. Noch. Denn wenn die Äpfel die Keltereien nicht mehr erreichen, entfällt der Nutzen des Streuobstbauers. Und damit ist die Motivation für alles hinüber. Es gibt ein Nadelöhr. Wir brauchen Hilfe, wenn wir das unumstrittene Kulturgut „Rhöner Streuobst“ erhalten und weiterentwickeln wollen. Schlimmer noch – was ist, wenn die Keltereien schließen müssen? Wie zum Beispiel die Kelterei „Werra Gold“ im thüringischen Bad Salzungen, die nach 34 Jahren zum 30.06.2023 ihre Pforten dicht macht? Verantwortlich dafür sind sicherlich steigende Betriebskosten, aber auch das fehlende Bewusstsein der Endverbraucher – es kostet eben mehr, einen regionalen Apfelsaft mit Mehrwert zu trinken! Werbung für Regionalität – Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung – Vorbild im Eigenverbrauch, das alles sollten die staatlichen Einrichtungen der Rhön vorleben.

Es ist vorbei

Die Rhöner Apfelinitiative ist die einzige deutsche Streuobstinitiative, die ohne öffentliche Fördermittel seit 1995 am Start ist. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich aus den Mitgliedsbeiträgen und dem Apfelcent, der an die Ernte der abgelieferten Äpfel zu unseren Keltereien gekoppelt ist. Logisch, dass der immer geringer wird, da kaum noch Äpfel die Apfelpresse erreichen. Das Ende der Rhöner Apfelinitiative und damit auch das Ende eines einmaligen Kulturguts rückt näher, wenn nicht Hilfe kommt.

Die Idee

Die Biosphärenreservate von Thüringen, Hessen und Bayern betreiben direkt oder indirekt mit Partnern an geeigneten Orten sogenannte Pop-Up-Annahmestellen. Somit hätten wir drei Annahmestellen, die im September und Oktober an bestimmten Tagen in der Zentralrhön Äpfel annehmen. Hier könnte man vielleicht den Bereich Umweltbildung mit einbinden. Außerdem wird die „Biosphäre“ für die Menschen so noch greifbarer. Weil, „Die tun was!“ Für den Apfel. Für das Kulturgut Streuobstwiese. Und für die Menschen der Rhön. Es ist bereits 5 nach 12 Uhr. Zeit, zu handeln. +++ pm