VW-Betriebsratschef will Tesla-Vorsprung aufholen

Die Vier-Tage-Woche ist für VW kein Thema

Volkswagen-Betriebsratschef Bernd Osterloh sieht gute Chancen, dass sein Konzern den Elektroauto-Pionier Tesla künftig bei den Stückzahlen und bei der Software überholen kann. „Wenn Tesla drei Fabriken aufbaut, in denen man zwischen 300.000 und 500.000 Autos bauen kann, dann reden wir von einer Stückzahl zwischen 900.000 und 1,5 Millionen. Das wollen wir 2023 auch erreichen, wahrscheinlich schon früher“, sagte Osterloh der „Welt am Sonntag“.

Er erinnerte an das Projekt Artemis in der Verantwortung von Audi-Chef Markus Duesmann, das „den Technologiestand aufholen und dafür sorgen soll, dass wir vor Tesla liegen“. Bisher habe der kalifornische Konkurrent den Vorteil, dass seine Software schon in den Autos ist und Daten sammelt. „Wenn wir unser System in unsere Autos bekommen, haben wir innerhalb kurzer Zeit aber viel mehr Daten.“ Die neue Car Software Organisation sei dazu der richtige Schritt. Im ersten Halbjahr war Osterloh zufolge bereits jedes zehnte in Deutschland ausgelieferte VW-Fahrzeug mit einem Elektromotor ausgerüstet. „Von Januar bis Juli kamen die Plug-in-Hybride in der Marke VW auf 2,4 Prozent Anteil an unseren Auslieferungen. Die reinen Batterieautos lagen sogar bei 6,3 Prozent“, sagte Osterloh. Für Europa seien die Quoten ähnlich. „Dabei sind wir mit unserem Golf und Tiguan als Hybrid noch gar nicht gestartet. Und vor allem ID.3 und ID.4 stehen ja erst noch aus.“ Angesichts der steigenden Elektro-Absatzzahlen brachte Osterloh auch die Fertigung eines Elektroautos im Stammwerk Wolfsburg ins Spiel. „Es besteht natürlich die Möglichkeit, den Standort Wolfsburg auf Elektroautos umzurüsten“, sagte er. „Wenn die Stückzahlen der Verbrenner stark runtergehen, dann werden wir als Betriebsrat fordern, dass wir hier auch ein Batteriefahrzeug fertigen.“ Momentan sei im Stammwerk aber nicht von weniger Arbeit die Rede. „Wir waren mit dem Golf im Juni und Juli auf Vorjahresniveau und fahren Sonderschichten. Die Vier-Tage-Woche ist für VW kein Thema.“

Zweites Konjunkturpaket verlangt

Der Betriebsratsvorsitzende des Volkswagen-Konzerns, Bernd Osterloh, fordert vor dem anstehenden Automobilgipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein zweites Konjunkturpaket. „Im zweiten Halbjahr wird die Industrie Probleme bekommen“, sagte Osterloh der Zeitung weiter. Volkswagen stehe besser da als andere Unternehmen, viele Zulieferer würden aber in große Schwierigkeiten geraten. „Jetzt müssen wir sehen, dass wir ein nächstes Konjunkturpaket hinbekommen“, forderte der VW-Betriebsratschef. Man müsse das Geld dorthin bringen, wo es gebraucht wird. „Die Forderung nach einer Abwrackprämie werden Sie von mir aber nicht hören.“ Von der Politik forderte Osterloh ein klares Bekenntnis zur Industrie: „Es geht um eine Grundsatzentscheidung: Wollen wir eine Industrienation bleiben, oder machen wir es wie die Engländer und konzentrieren uns nur noch auf Banken und Dienstleistungen?“ Der Betriebsratschef kritisierte Zuliefererunternehmen, die „unter de m Deckmantel der Krise“ Werke ins Ausland verlagern wollten. Solche Verlagerungen seien ein Beleg dafür, dass die Werke noch gebraucht würden – der Strukturwandel hin zum Elektroauto also noch einige Jahre dauern werde. Der Marktanteil von Verbrennungsmotoren werde zwar sinken, „aber er wird in den nächsten zehn oder fünfzehn Jahren nicht bei null stehen“. Der VW-Betriebsratschef kritisierte außerdem die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zum Aufbau einer eigenen Batteriezellfertigung in Deutschland. „Ich bin gespannt, wie viele Batteriezellfabriken wir in Deutschland insgesamt bekommen werden“, sagte er. Bisher höre er da nur „vollmundige Ankündigungen“ der Politik. „Aber Kräne stehen noch keine.“ Angesichts eines Wertschöpfungsanteils von 40 Prozent im E-Auto, stelle sich die Frage gar nicht, ob man hier eine Zellfertigung fördern sollte. „VW baut ja auch bisher Motoren und Getriebe selbst, warum sollten wir nicht Batterien bauen?“ +++

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