Vorstellung des Pilotprojektes „SIQua24“ im BBZ Mitte Petersberg

„Auf hohem Niveau in den Arbeitsmarkt integrieren“

„SIQua24“

Fulda. „Es ist egal, wo du herkommst – wichtig ist uns nur, wo du hinwillst!“, lautet das Motto von „SIQua24“, dem aktuellen Pilotprojekt des Berufs-Bildungs-Zentrums Mitte (kurz: „BBZ Mitte“) in Petersberg im Landkreis Fulda, welches Mitte Januar diesen Jahres mit 24 Teilnehmern erfolgreich gestartet ist. Bei „SIQua24“ handelt es sich um ein vom Landkreis Fulda in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda sowie dem Standortmarketing Fulda ins Leben gerufenes, nachhaltiges Programm – rund um Sprache, Integration und Qualifikation -, das sich die niveauvolle Integration der Flüchtlinge in den regionalen Arbeitsmarkt zum Ziel gesetzt hat.

Elke Hohmann
Elke Hohmann

Die BBZ Mitte GmbH (BBZ Berufsbildungszentrum Fulda GmbH) widmet sich bei diesem Pilotprojekt vorwiegend der Sprache, der Integration sowie der Qualifikation der Geflüchteten. „Innerhalb des viermonatigen Stufen-Programms für aktuell 24 Flüchtlinge werden, um persönliche Fähigkeiten und Stärken zu ermitteln und zu fördern – neben den Sprach- und Fach-Seminaren – auch Profilings angeboten“, heißt es in der aktuellen Pressemitteilung. Heute Nachmittag gab es das erste Resümee der Verantwortlichen an die örtlichen Vertreter der Medien im Kontext einer Pressekonferenz in den Räumlichkeiten des BBZ Mitte in Petersberg. „Wir hatten anfangs 50 Kontaktdaten von Flüchtlingen, beispielsweise aus Unterkünften in Bad Salzschlirf, Künzell oder Horas (alle im Landkreis Fulda)“, blickt Elke Hohmann, Fachbereichsleiterin ‚Soziales‘ im BBZ Mitte, auf die Anfänge zurück. „24 geeignete Teilnehmer wurden für das Pilotprojekt ausgewählt – heute sind sie mit ihren deutschen Sprachkenntnissen schon sehr viel weiter und haben bereits erste berufliche Qualifikationen erlangt“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Vormittags Sprachtraining, nachmittags Praxisunterricht

 Stephan Kraus
Stephan Kraus

Zurzeit sind in einer Gruppe 12 Flüchtlinge, die abwechselnd – vormittags dem Sprachunterricht und nachmittags – in Seminaren – dem Praxisunterricht in der Werkstatt beiwohnen. „Hier geht es erst einmal um die Grundlagenvermittlung. Dafür haben wir derzeit insgesamt sechs Dozenten eingesetzt, die im Umgang mit den Flüchtlingen – neben dem fachlichen ‚Know-how‘ – auch das entsprechende Fingerspitzengefühl mitbringen. „Unsere beiden Ausbilder im Bereich ‚Metall‘, die derzeit die Gruppen in unserer Werkstatt betreuen, sind beispielweise beide zusätzlich studierte Sozialpädagogen“, erläutert Stephan Kraus, Geschäftsführer vom BBZ Mitte, der hinzufügte: „Außerdem geht es uns um einen geregelten Tagesablauf: Von 08:00 bis 15:00 Uhr ist jeden Werktag Unterricht – danach bieten wir den Flüchtlingen die Möglichkeit, für gemeinsame Gespräche“, die, wie Elke Hohmann berichtet, gerne angenommen würden.

Mehrsprachige Bezugspersonen begleiten die Flüchtlinge

Teilnehmer Gruppenfoto„Bei ‚SIQua24‘ wird niemand alleingelassen“, hebt Ulrich Nesemann vom Kreisjobcenter des Landkreises Fulda hervor. In diesem Zusammenhang honoriert er beispielsweise den Einsatz der vier mehrsprachigen Bezugspersonen, die den Projektteilnehmern in den Flüchtlingsunterkünften jederzeit als persönliche Ansprechpartner zur Verfügung stehen sowie diese – während der gesamten Projektphase – begleiten. Großen Dank zollte heute Fachbereichsleiterin Elke Hohmann Christopher Schaus, dem Geschäftsführer der WEMAG A. Ruland GmbH & Co. KG aus Fulda, der sich spontan dazu bereit erklärte, die Flüchtlinge – über den Verein „Fulda hilft in Not“ – mit entsprechender Arbeitsschutzkleidung auszustatten. Christopher Schaus wohnte der heutigen Veranstaltung bei. Ebenfalls galten Dankesworte dem IHK-Geschäftsführer Stefan Schunck, für seine stetige Unterstützung des Pilotprojektes. Etwa sechs Monate sind die Teilnehmer des Pilotprojektes durchschnittlich in Deutschland. Die meisten von ihnen, aus dem Irak, Afghanistan, aus Eritrea und Syrien. Die Geflüchteten waren vor ihrer Flucht nach Europa – in Berufsfeldern, wie beispielsweise des Kfz- Mechatronikers, des Zweiradmechanikers oder als Fremdsprachenlehrer tätig.

Landrat Bernd Woide: Kritik an schleppendem Asyl-Bearbeitungsprozess

Alles Richtig?„Bei ‚SIQua24‘ steht vor allem die berufliche Integration in den Arbeitsmarkt im Vordergrund, dieses bringt natürlich zwangsläufig die Frage nach der ganzen Organisation mit sich. Vor einigen Monaten beschäftigte uns die alles umschweifende Frage: ‚Wie bringen wir die Asylbewerber unter?‘ – Jetzt geht es vor allem um eine niveauvolle und gerechte Verteilung und Einarbeitung in den regionalen Arbeitsmarkt. Man sieht heute – ganz klar, diese Menschen wollen, sie sind motiviert, man kann echtes Potential erkennen. Das freut mich zu sehen. Das, was mich eher missmutig stimmt, ist, dass diese Menschen einfach zu lange ‚in der Luft hängen‘ und nicht wissen, ob sie überhaupt hier bleiben dürfen. Es dauert ewig, bis ein Antrag auf Asyl bearbeitet wird. Ein solches Vorgehen, nimmt doch jegliche Motivation“, so Landrat Bernd Woide (CDU) auf heutiger Werkstättenbegehung.

Im UnterrichtIn diesem Kontext forderte Woide dezentrale Bearbeitungszentren für Asylanträge und mehr Personal für diese Bearbeitungsprozesse. Lobende Worte für jegliche Unterstützung des Pilotprojektes – fand BBZ Mitte-Geschäftsführer Stephan Kraus für regionale Unternehmen, wie beispielsweise WEMAG oder die IHK Fulda, die den Flüchtlingen eine faire Chance und vielfältige Perspektiven böten. „Meine bisherigen Erfahrungen mit den Flüchtlingen und unserem Projekt – sind sehr positiv. Diesen Menschen sieht man an, dass sie wollen. Sie sind so motiviert bei der Sache, dass sie ungern in die Pause wollen“, so BBZ Mitte-Geschäftsführer Stephan Kraus. Eine Übersicht über die insgesamt vier Module (optional fünf) gab heute Elke Hohmann. „Neben einem Auswahlverfahren (Modul I) durchlaufen die Teilnehmer auch eine Orientierung- und Qualifizierungsphase (Modul II und III). In Modul Nummer IV geht es dann – um die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. Die Option einer ‚beruflichen Nachqualifikation‘ (Modul Nr. V), steht jedem Projektteilnehmer frei“, so Elke Hohmann abschließend. +++ fuldainfo | jessica auth