Viele Stars bei den Bad Hersfelder Festspielen

Das Publikum der 73. Bad Hersfelder Festspiele kann sich auf bekannte und renommierte Namen freuen: Eröffnet werden die Festspiele am Freitag, den 21. Juni 2024, um 21 Uhr mit der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht in einer Inszenierung von Michael Schachermaier.

„In diesem Festspielsommer spielt die Musik in allen Stücken eine entscheidende Rolle. Es war eine schöne Aufgabe, Künstlerinnen und Künstler zu finden, die unser Publikum sowohl darstellerisch als auch mit ihren musikalischen Talenten und Fantasien begeistern“, so Festspielintendant Joern Hinkel. In dem Zusammenhang freut er sich besonders, dass die bekannte und beliebte Schauspielerin Anna Loos in Bad Hersfeld auftreten und als Jenny in der „Dreigroschenoper“ zu sehen sein wird: „Ich bin sehr gespannt, sie endlich auf der Theaterbühne zu erleben. Ich kenne sie als mitreißende Sängerin, aber natürlich auch aus Filmen als eine Schauspielerin, die ihren Figuren oft eine brüchige Zerrissenheit, eine glühende Rastlosigkeit verleiht, in allem Strahlen schwingt bei ihr immer ein Abgrund mit. Das macht sie für mich zu so einer faszinierenden Darstellerin.“

Anna Loos hat im Laufe der Jahre sehr viele Fernseh- und Kino-Rollen gespielt, darunter auch Serienhauptrollen wie „Helen Dorn“ und sie war eine der Hauptdarstellerinnen der preisgekrönten Serie „Weissensee“. Sie begeisterte 2006 im Musical „Cabaret“ und war mit der Band „Silly“ als auch solo erfolgreich: Ihre Single „Alles Rot“ erreichte beim Bundesvision Song Contest des Jahres 2010 den zweiten Platz. Da Anna Loos wegen anderer Engagements an fünf der 20 Aufführungstermine von „Die Dreigroschenoper“ nicht in Bad Hersfeld sein kann, wird die Travestie-Künstlerin Lilo Wanders an diesen Terminen (6./8./9./13. und 17.8.2024) die Rolle der Jenny übernehmen: „Dem Regisseur Michael Schachermaier und mir war von Anfang an daran gelegen, mit Anna Loos zusammenzuarbeiten. Aus Termingründen steht sie aber an fünf Tagen nicht zur Verfügung. Eine Schauspielerin zu suchen, die Anna ähnlich war, kam für uns nicht in Frage. Im Gegenteil: Wer würde die Rolle ganz anders verkörpern? Je größer der Gegensatz, desto interessanter. So kamen wir schließlich auf Lilo Wanders, die ich schon einmal ganz hinreißend auf der Bühne erlebt habe. Jenny, Mackie Messers Geliebte, die zur Verräterin wird, mit ihr zu besetzen, finde ich wunderbar“, sagt Joern Hinkel.

Viele kennen ihn als den oft trottelig wirkenden, aber schlauen Polizisten Koops aus der TV-Reihe „Harter“ Brocken“, aber wie viele Schauspielerinnen und Schauspieler hat er sein Handwerk im Theater gelernt und stellt es dort regelmäßig unter Beweis: Aljoscha Stadelmann wird in der Stiftsruine den Tiger-Brown spielen. „Verschlagen und humorvoll ist dieser Polizeichef von London, ein bester Freund, mit dem man Pferde stehlen kann, dem man aber in keiner Sekunde den Rücken zukehren darf. Hemdsärmelig und heimtückisch. Ich kann mir Aljoscha Stadelmann fantastisch in dieser Rolle vorstellen. Seine körperliche Präsenz, seine Doppelbödigkeit, sein Witz sind genau das, was einen Tiger-Brown so vielschichtig machen kann“, so der Festspielintendant.

Für die Rolle des Mackie Messer kehrt Hersfeldpreisträger Simon Zigah in die Festspielstadt zurück. Er hat von 2006 bis 2009 zum Ensemble gehört und seitdem eine großartige Theaterkarriere hingelegt. Hierzu Joern Hinkel: „Tatsächlich haben mir immer wieder Zuschauer und Mitarbeiter von Simon Zigah vorgeschwärmt. Seine Frankestein-Darstellung im Grebe-Keller ist vielen noch in ganz besonderer Erinnerung. Erst im letzten Winter habe ich ihn in Bremen auf der Bühne gesehen und war von seiner Ausstrahlung begeistert: warmherzig, gefährlich, manchmal von geradezu buddhistischer Ruhe, dann wieder unfassbar agil und tänzerisch. Es war Michael Schachermaiers expliziter Wunsch, ihn als Mackie zu besetzen. So habe ich den Gangsterkönig von London noch nie gesehen! Abgesehen davon kann er umwerfend singen!“

Joern Hinkel inszeniert den Kultklassiker „Wie im Himmel“

Festspielintendant Joern Hinkel inszeniert in der Stiftsruine den Kultklassiker „Wie im Himmel“ (Premiere am Freitag, 26. Juli 2024, um 20.30 Uhr in der Stiftsruine).
„Wie im Himmel“ ist die Geschichte des berühmten Dirigenten Daniel Daréus, der sich nach einem Herzinfarkt in sein schwedisches Heimatdorf zurückzieht. Hier lässt er sich dazu überreden, den Kirchenchor zu dirigieren. Dabei wird ihm wieder bewusst, was ihm Musik einmal bedeutet hat und was im Leben wirklich wichtig ist. Und er lernt die Menschen im Dorf und ihre Geschichten kennen, zum Beispiel die der Chorsängerin Gabriella. Joern Hinkel engagierte Sandy Mölling, die 2016 für die Rolle als Elisa in „My Fair Lady“ den Zuschauerpreis der Bad Hersfelder Festspiele erhielt und mit der Gruppe „No Angels“ berühmt wurde, für diese Rolle. Joern Hinkel: „Gabriella traut sich nichts zu. Ihr Mann macht ihr immer wieder weiß, sie habe kein Talent, sie möge sich um die Kinder kümmern und nicht im Chor ihre Zeit verschwenden. Bis der neue Chorleiter Daniel erkennt, was für eine außergewöhnliche Sängerin sie ist. Er schenkt ihr wieder Selbstvertrauen. Ich habe für diese Rolle eine Sängerin und eine Schauspielerin gesucht. Ich finde die Vorstellung wunderbar, dass eine so bekannte Künstlerin, die mit den No Angels um die ganze Welt gereist ist, eine Frau verkörpert, die sich selbst das Singen nicht zutraut, die ihre Stimme erst für sich selbst entdecken muss. Ich habe Sandy bei den Proben und Aufführungen von ‚My Fair Lady‘ als unermüdliche suchende, immer Neues ausprobierende Künstlerin erlebt, absolut kollegial, leidenschaftlich in der Arbeit, und als sie mir eine Szene von Gabriella vorspielte, war ich sofort vollkommen überzeugt. Ich freue mich riesig auf die gemeinsamen Proben!“

Auch für die Rolle des Star-Dirigenten Daniel Daréus hat Regisseur und Intendant Joern Hinkel die ideale Besetzung gefunden. Henry Arnold, u.a. bekannt aus „Heimat“ von Edgar Reitz, ist nicht nur ein großartiger Schauspieler, er bringt auch die passende musikalische Ausbildung mit, freut sich Joern Hinkel: „Henry hat, inspiriert von der Arbeit an dem atemberaubenden Film-Projekt ‚Heimat‘, eine Ausbildung als Dirigent gemacht. Er ist ein hervorragender Pianist. Er ist in der klassischen Musik zuhause. Und er strahlt eine Herzlichkeit und Hingabe aus, die für die Figur des Daniel Daréus ganz entscheidend ist: es muss ihm gelingen, die Einwohner eines ganzen Städtchens, das im Dornröschenschlaf versunken ist, aufzuwecken. Nichts haben die Einwohner und Chormitglieder mehr gefürchtet als Veränderung. Erstarrt in ihrem immergleichen Alltag, brechen sie endlich aus ihren Gewohnheiten aus, inspiriert durch einen Mann, der bereit ist, seinerseits sein ganzes Leben neu zu sortieren. Henry Arnold habe ich es sofort an den Augen abgelesen: er ist jemand, der die Menschen verzaubern kann.“

TV- und Schauspiel-Legende Horst Janson wird ebenfalls zu Joern Hinkels Ensemble von „Wie im Himmel“ gehören. Er übernimmt die Rolle des verschlossenen 80-jährigen Erik, der sich im Chor verändert und es endlich wagt, seiner Jugendliebe Olga seine Liebe zu gestehen. Joern Hinkel sagt, die Rolle sei ihm auf den Leib geschrieben: „Diese Liebe-Seines-Lebens-Erklärung von Erik ist eine meiner großen Lieblingsstellen der Geschichte. Ich habe mir schon beim ersten Lesen Horst Janson vorstellt: seine Eleganz, seine herzliche, knurrende Stimme, sein trockener Humor, das alles passt perfekt zu diesem wortkargen Bergarbeiter Erik, der nur deshalb im Chor singt, um seiner Jugendliebe nahe zu sein, und in einem besonderen Moment über sich hinauswächst.“

Eriks Jugendliebe Olga spielt Brigitte Grothum – wie Horst Janson eine Schauspiel-Legende! Brigitte Grothum und Horst Janson standen schon gemeinsam bei den Bad Hersfelder Festspielen auf der Bühne, zuletzt in „Hexenjagd“ und „Lenas Geheimnis“. Brigitte Grothum war außerdem als Königin Elisabeth in „Shakespeare In Love“ zu sehen. „Brigitte und Horst zusammen spielen zu sehen, ist einfach ein Geschenk“, schwärmt Joern Hinkel. „Dass ich beide zusammen dafür gewinnen konnte, in einem meiner Lieblingsstücke mitzuwirken, hätte ich kaum zu träumen gewagt. Brigitte wird Olga ihre ganz persönliche Note geben. Olga ist gleichzeitig zurückhaltend, gibt vor, nicht alles hören zu können, obwohl sie viel mehr mitbekommt, als sie zugibt, ist aber die erste, die sich dem dogmatischen Pfarrer entgegenstellt. Im entscheidenden Moment nimmt sie kein Blatt vor den Mund.“

Neben ihrer großartigen Bühnenkarriere spielte Brigitte Grothum Hauptrollen in über 20 Filmen, u. a. in den legendären Krimis von Edgar Wallace und in Bernhard Wickis „Das Wunder des Malachias“. Ihre Fernsehtätigkeit begann 1957. Ab da war und ist sie in über 200 TV-Rollen in jedem Genre, vom Charakterfach bis zum Boulevard, erfolgreich. Besondere Popularität erlangte sie in der Doppelrolle der Magda/Marion bei „Drei Damen vom Grill“, der Vorabend-Serie der ARD, die 16 Jahre lang zu sehen war. Seit 2020 kann man sie u.a. in dem Soloprogramm „Ein deutsches Leben“ als Brunhilde Pomsel, Sekretärin von Joseph Goebbels, am Schlossparktheater Berlin und in Gastspielen in vielen anderen Städten erleben. Bereits bekannt gegeben wurde, dass Wolfgang Seidenberg die Rolle Arne übernimmt. Arne, ist der umtriebige Einzelhändler, durch dessen Initiative die Geschichte eine entscheidende Wendung nimmt: Er meldet den kleinen Chor für einen großen Gesangswettbewerb in Österreich an. +++ pm