Viele Nationalitäten lernen gemeinsam – Sprache als Türöffner ins Berufsleben

Fulda/ Hünfeld. „Sprache als Schlüssel zur Integration“ – für Hayriye Özalp hat sich der Platz im Sprachkurs, der ihr vom Kreisjobcenter zugewiesen worden war, tatsächlich als Türöffner ins Berufsleben erwiesen. Von Mai 2012 bis Januar 2013 dauerte der berufsbezogene Sprachkurs. Im Anschluss daran begann die Frau, die in der Türkei Erzieherin gelernt hatte, als Honorarkraft in der Kinderbetreuung des AWO-Familientreffs. „Das war für uns ein echter Glücksfall“, berichtet Katharina Weber, Mitarbeiterin des Familientreffs. „Denn viele der Kleinkinder, die wir beaufsichtigen, während ihre Eltern unsere Kurse besuchen, kennen nur die türkische Sprache. Da ist es hilfreich, eine Betreuerin zu haben, die Deutsch und Türkisch beherrscht.“

Die berufsbezogene Sprachförderung ist ein kostenfreies Angebot für Migranten, die entweder arbeitsuchend sind oder einer Beschäftigung nachgehen, aber Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben. Nach der Maßnahme sollen die Teilnehmer sprachlich und fachlich so qualifiziert sein, dass sie leichter eine Stelle auf dem Arbeitsmarkt finden beziehungsweise besser im Berufsleben zurechtkommen. Die Förderung umfasst berufsbezogenen Sprachunterricht, theoretischen Unterricht, Betriebsbesichtigungen und ein Praktikum.

Ein damals 27-jähriger Spätaussiedler absolvierte im März 2012 sein vierwöchiges Praktikum bei der Firma Herbert Maschinenbau in Hünfeld. Zwei Monate später erhielt er einen Arbeitsvertrag als Maschinenbediener, „so dass er seit Juli 2012 keinerlei Leistungen mehr vom Kreisjobcenter bezieht“, freut sich Brigitte Stolle, die als Arbeitsvermittlerin Zuwanderer bei der Arbeitssuche unterstützt und als Maßnahmenbetreuerin für die beiden Teilnehmer zuständig war.

Viele der Kundinnen und Kunden des Kreisjobcenters stammen aus ganz verschiedenen Kulturkreisen: beispielsweise aus den EU-Ländern, Afrika, Iran, Irak, Pakistan, aus der Türkei und aus Russland. Wenn die Arbeitsvermittler bei einem von ihnen einen Sprach-Lernbedarf feststellen, melden sie diesen an ihre Kollegin Andrea Wehner, die im Sachgebiet Eingliederung als Schnittstelle zwischen den Arbeitsvermittlern und den Sprachschulen fungiert.

Während es für die allgemeinen Integrationskurse insgesamt fünf zugelassene Träger im Landkreis Fulda gibt, werden die Kurse „Deutsch für den Beruf“ seit Dezember 2012 aus-schließlich vom Fuldaer Bildungsverein Kreidekreis durchgeführt. Dieser hat sich in einer Ausschreibung für den gesamten Raum Fulda, Vogelsberg und Gießen als Träger für die sogenannten ESF-BAMF-Kurse durchgesetzt. Finanziert werden sie vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie dem Europäischen Sozialfonds (ESF). Vier Kurse mit insgesamt 87 Zuwanderern, von denen zwei noch bis November beziehungsweise Dezember 2014 laufen, hat Kreidekreis bislang in Fulda durchgeführt. Christiane Diel, Patricia Günster, Veronika König-Morgenstern und Gisela Wendenburg kümmern sich um die Vermittlung der Sprachkenntnisse, Heidi Kurzberg ist für die sozialpädagogische Betreuung während der Praktikumszeit zuständig.

„Durch das Praktikum erhöht sich für die Teilnehmer die Wahrscheinlichkeit erheblich, in ein Ausbildungs- oder Beschäftigungsverhältnis übernommen zu werden. Ein großes Danke-schön gilt deshalb allen Firmen, die Praktikumsstellen anbieten“, sagt Kurzberg. Im September bzw. Oktober beginnt die Praxisphase für die laufenden Kurse. Die Teilnehmer haben in den Bereichen Altenpflege, Büro, Fitnessbranche, Gastronomie, Kosmetik, Raumpflege so-wie Versand Praktikumsplätze gefunden. „Manche von ihnen verfügen über keinen erlernten Beruf, andere haben in ihren Herkunftsländern eine akademische Ausbildung abgeschlossen und jahrelang in ihrem Beruf gearbeitet“, erläutert die Sozialpädagogin.

Vor der Frage, wie es nach den Kursen weitergeht, stehen nicht nur die Lernenden, sondern auch die Kreidekreis-Mitarbeiterinnen. Denn Ende 2014 läuft die Förderperiode aus. Für die neue Runde hat sich Kreidekreis wieder beworben. „Ob wir das Programm ab 2015 weiterführen können, erfahren wir leider erst Ende des Jahres“, erklärt Geschäftsführerin Angelika Möller. +++ fuldainfo | lk