
Im Jahr 2026 werden die Stromnetzgebühren in Deutschland deutlich sinken, während die Gasnetzentgelte ansteigen. Wie eine Analyse des Vergleichsportals Verivox auf Grundlage der vorläufigen Netzentgelte für rund 83 Prozent der Haushalte zeigt, sinken die Stromnetz-Entgelte zum Jahreswechsel dank milliardenschwerer staatlicher Zuschüsse im Durchschnitt um 16 Prozent. Für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden bedeutet dies eine rechnerische Entlastung von rund 82 Euro brutto.
Hauptgrund für die Senkung ist ein Bundeszuschuss in Höhe von 6,5 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF), der zur Deckung der Übertragungsnetzkosten dient. Die Entlastung fällt regional unterschiedlich aus. Besonders profitieren die Bundesländer Berlin und Brandenburg, wo die Stromnetzentgelte im kommenden Jahr um durchschnittlich 23 Prozent sinken. Dies entspricht einer Ersparnis von 121 Euro in Berlin und 114 Euro in Brandenburg. In Mecklenburg-Vorpommern beträgt der Rückgang 22 Prozent beziehungsweise 102 Euro. Am geringsten fällt die Senkung in Bremen mit acht Prozent (29 Euro), in Nordrhein-Westfalen mit zwölf Prozent (65 Euro) und in Sachsen mit ebenfalls zwölf Prozent (53 Euro) aus.
Nach Angaben von Verivox-Energieexperte Thorsten Storck sind die Stromnetzgebühren zwischen 2020 und 2025 um rund 47 Prozent gestiegen. Die jetzige Entwicklung sei daher eine positive Entlastung für Haushalte. Ob die Senkung jedoch tatsächlich bei den Verbrauchern ankomme, liege bei den Energieversorgern, da diese nicht verpflichtet seien, die niedrigeren Netzentgelte direkt weiterzugeben.
Der durchschnittliche Strompreis lag im Oktober 2025 bei 34,37 Cent pro Kilowattstunde, was einem Jahresbetrag von rund 1.375 Euro für einen Drei-Personen-Haushalt entspricht. Durch die sinkenden Netzgebühren reduziert sich der Strompreis rechnerisch um rund sechs Prozent auf 32,33 Cent pro Kilowattstunde. Ob die Verbraucher von den sinkenden Netzgebühren profitieren, hängt jedoch von der Preispolitik der einzelnen Anbieter ab. Da auch die Großhandelspreise für Strom im Laufe des Jahres gesunken sind, besteht grundsätzlich Spielraum für Preissenkungen.
Im Gegensatz dazu verteuert sich die Nutzung der Gasnetze. Nach Berechnungen von Verivox steigen die Gasnetzentgelte im Jahr 2026 durchschnittlich um rund elf Prozent. Für eine Familie im Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden bedeutet das Mehrkosten von etwa 61 Euro brutto. Regional zeigen sich deutliche Unterschiede: Besonders stark steigen die Entgelte im Saarland (+21 Prozent bzw. 133 Euro), in Thüringen (+20 Prozent bzw. 121 Euro), in Schleswig-Holstein (+20 Prozent bzw. 114 Euro) und in Hamburg (+19 Prozent bzw. 77 Euro). Die geringsten Anstiege werden in Sachsen-Anhalt (+2 Prozent bzw. 8 Euro) sowie in Brandenburg und Berlin (jeweils +4 Prozent bzw. 17 Euro) erwartet.
Ursache für die steigenden Gasnetzentgelte sind unter anderem der gesunkene Gasverbrauch infolge hoher Preise, milder Winter und einer schwachen Konjunktur. Dadurch verteilen sich die fixen Netzkosten auf weniger Kilowattstunden. Zudem dürfen Netzbetreiber auf Anweisung der Bundesnetzagentur ihre Investitionen schneller abschreiben, was die Kosten zusätzlich erhöht. Der durchschnittliche Gaspreis liegt im Oktober 2025 bei 11,07 Cent pro Kilowattstunde, was einem Jahresbetrag von 2.214 Euro für ein Einfamilienhaus entspricht. Durch die höheren Netzentgelte steigt der Preis rechnerisch um 2,7 Prozent auf 11,37 Cent pro Kilowattstunde.
Gleichzeitig sorgt die zum 1. Januar 2026 vorgesehene Abschaffung der Gasspeicherumlage für eine Entlastung von durchschnittlich 69 Euro pro Jahr, wodurch der Anstieg der Netzentgelte weitgehend ausgeglichen wird. Ob sich die höheren Netzkosten letztlich auf den Gaspreis der Haushalte auswirken, bleibt abzuwarten.
Energieexperte Thorsten Storck weist darauf hin, dass Energieversorger nicht verpflichtet sind, Änderungen bei den Netzentgelten sofort an ihre Bestandskunden weiterzugeben. Sie fließen meist zeitverzögert in die Kalkulation neuer Tarife ein. Verbrauchern empfiehlt er, aktuelle Angebote zu vergleichen und gegebenenfalls in günstigere Neukundentarife zu wechseln. Wer eine Preiserhöhung erhält, hat zudem ein Sonderkündigungsrecht und kann ebenfalls zu einem neuen Anbieter wechseln.
Ein Wechsel aus der örtlichen Grundversorgung in den günstigsten verfügbaren Neukundentarif mit Preisgarantie kann die jährlichen Stromkosten einer Musterfamilie laut Verivox derzeit um bis zu 743 Euro senken. Beim Gas liegt die mögliche Ersparnis im Durchschnitt sogar bei bis zu 1.021 Euro. +++
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