United-Internet-Chef: Deutschland bei Digitalisierung abgeschlagen

Wir hängen im internationalen Vergleich stark hinterher

Digitalisierung

Montabaur. Der Vorstandsvorsitzende des Internet-Unternehmens United Internet, Ralph Dommermuth, sieht Deutschland bei der Digitalisierung weit im Rückstand und hält ein Aufholen in einigen Bereichen für ausgeschlossen. „Wir hängen im internationalen Vergleich stark hinterher. Es gibt einige Bereiche, wie den Ausbau der Netze, da können wir aus eigener Kraft aufholen. In anderen Bereichen haben wir den Anschluss bereits verpasst“, sagte Dommermuth dem Focus.

Alle entscheidenden Anwendungen wie Betriebssystem, Suchmaschinen oder große Plattformen kämen heute aus den USA. Für viele deutsche Unternehmen sei es „zu spät“, den Vorsprung aufzuholen. Für große Schritte fehle hierzulande „das digitale Ökosystem, das die USA auszeichnet und deren Weltmarktführer hervorgebracht hat: ein riesiger Binnenmarkt, Elite-Universitäten, Wagniskapital, staatliche Forschungsaufträge, Tech-Giganten mit enormen Entwicklungskapazitäten und schier unbegrenztem Kapital für Akquisitionen. Wir in Deutschland können da nicht mithalten“, sagte Dommermuth dem Nachrichtenmagazin. Der Firmenchef forderte von der Bundesregierung „eine große Offensive, wie sie das Land noch nicht gesehen hat“.

Bis spätestens 2025 müssten schnelle Glasfaser- und 5G-Mobilfunknetze flächendeckend stehen. Außerdem müsse das Wettbewerbsrecht aktualisiert und der digitale Binnenmarkt in Europa weiterentwickelt werden. „Risikokapital muss aktiviert werden. Und der Umgang mit Daten muss wirtschaftsfreundlich geregelt werden, wobei die Bürger – und das schließt sich ausdrücklich nicht aus – über die Nutzung ihrer Daten immer selbst entscheiden können müssen“, mahnte Dommermuth. +++