Umweltministerin sieht 1,5-Grad-Ziel weiter in Reichweite

Entwicklungsminister bemängelt Ergebnisse bei UN-Klimakonferenz

Vor dem Hintergrund der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow hält Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens immer noch für erreichbar. Kein einzelnes Land könne garantieren, dass die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt wird, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben). Manchmal komme es einem fast unmöglich vor, aber es gebe auch Gründe zur Hoffnung. „So viel, wie sich in den letzten Jahren beim Thema Klimaschutz bewegt hat, können wir es schaffen, die 1,5 Grad in Reichweite zu halten“, sagte die SPD-Politikerin, die in der kommenden Woche selbst nach Glasgow reist. Es komme darauf an, dass die USA liefern, was sie versprochen haben, und dass China sich mehr zutraue als bisher zugesagt. „Klar ist aber: Der diplomatische Einsatz wird auch nach Glasgow weitergehen müssen“, sagte Schulze.

SPD-Europaabgeordnete: Scheitern bei Klimakonferenz nicht endgültig

Die SPD-Europaabgeordnete Delara Burkhardt zeigt sich überzeugt, dass fehlende Beschlüsse auf dem 26. Weltklimagipfel in Glasgow kein Scheitern des Pariser Klimaabkommens bedeuten müssen. „Ich bin relativ optimistisch, da sich schon viel bewegt hat“, sagte die umweltpolitische Sprecherin der SPD im Europaparlament dem Nachrichtenportal Watson. „Aber ich glaube auch, dass diejenigen, die die Klimakrise ernstnehmen, nicht verzweifeln dürfen, wenn nicht alles durchkommt auf dieser Klimakonferenz“, so Burkhardt. „Klar hat das eine wichtige symbolische Bedeutung und es ist auch wichtig, dass man dahinguckt und Druck macht, aber alle Klimaaktivisten – ob aus Ghana oder aus Deutschland – müssen weiter vor Ort Druck machen. Wenn bei dieser Konferenz nicht alles durchkommt, heißt das nicht, dass alles verloren ist.“ Burkhardt schreibt der EU auf der Klimakonferenz eine Vorbildfunktion zu: „Es gibt natürlich noch viel Verbesserungsbedarf. Aber im internationalen Vergleich steht die EU recht gut dar. Darauf darf sie sich aber nicht ausruhen. Aktuell haben wir auf jeden Fall noch Bewegungsspielraum, um die Politik, die die Klimakrise lange genug unterschätzt hat, zu ändern“, sagte sie Watson. Man könne die gesetzten Ziele einer Klimaneutralität der EU bis 2050 „sogar übertreffen“, aber das gehe nur, wenn man auf die vielen Worte auch Taten folgen lasse. „Aber dafür müssen wir als Europäisches Parlament und als Zivilgesellschaft weiter Druck machen.“

Entwicklungsminister bemängelt Ergebnisse bei UN-Klimakonferenz

Der geschäftsführende Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die bisherigen Verhandlungsergebnisse bei der UN-Klimakonferenz COP26 scharf kritisiert. „Die sich abzeichnenden Beschlüsse reichen nicht aus, das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Auch die Unterstützungsangebote für die Entwicklungsländer, selbst wenn sie voll umgesetzt werden, sind absolut unzureichend zur Anpassung an den bereits stattfindenden Klimawandel“, fügte er hinzu. „Die Entwicklungsländer und der afrikanische Kontinent dürfen nicht die Verlierer des Klimawandels sein“, mahnte der CSU-Politiker. Während die Industrie- und Schwellenländer historisch und aktuell die Hauptemittenten von CO2 seien, trügen die Entwicklungsländer und besonders Afrika die Hauptlast der Erderwärmung und ihrer Konsequenzen. Hier hätten bereits Millionen Menschen durch den Klimawandel ihre Lebensgrundlagen verloren. „Notwendig ist ein Klimalastenausgleich von Reich zu Arm“, sagte Müller. Dazu sei ein Investitionsprogramm sowohl privater als auch öffentlicher Institutionen nötig, um in eine globale Energiewende, den Aufbau der erneuerbaren Energien und eine nachhaltige Industrialisierung gerade in den Entwicklungsländern zu erreichen. „Diese Länder benötigen jetzt grüne Finanzströme in Infrastruktur, Industrialisierung und Klimaanpassung“, so der geschäftsführende Entwicklungsminister. Die Anhebung des 100 Milliarden-US-Dollar-Ziels für die internationale Klimafinanzierung auf 150 Milliarden sei ebenso notwendig, wie eine private Investitionsoffensive mit Anreizen und Absicherungen für grünes Wachstum und Energiekonzepte in den Entwicklungsländern, forderte der CSU-Politiker. +++