Umfrage: Jeder Zweite für bedingungsloses Grundeinkommen

Durchgeführt wurde die Umfrage bereits im September 2017

Berlin. Etwa jeder zweite Bundesbürger ist dafür, in Deutschland ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen. 49 Prozent sprachen sich in einer Umfrage im Rahmen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) dafür aus, ein solches Modell zu etablieren, bei dem alle Bundesbürger steuerfinanzierte staatliche Leistungen erhalten, auch wenn sie nicht arbeiten wollen. Die „taz“ berichtet in ihrer Mittwochausgabe über das bislang unveröffentlichte Ergebnis.

Durchgeführt wurde die Umfrage bereits im September 2017 mit rund 2.000 Teilnehmern. 89 Prozent der Befragten erklärten, sie würden weiterarbeiten, wenn sie ein solches Garantieeinkommen erhielten. 54 Prozent der Bürger sind laut der Umfrage dafür, in Deutschland ein ähnliches Experiment zum Grundeinkommen durchzuführen, wie es gegenwärtig in Finnland läuft. Für ein Erwerbstätigenkonto, wie es die frühere Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles in ihrem Weißbuch 4.0 anregte, sprachen sich 44 Prozent aus. Jürgen Schupp, Vize-Direktor des SOEP, sagte der „taz“: „Ich bin unbedingt dafür, dass auch die Regierungen in Berlin und den Bundesländern ein ähnliches Experiment ermöglichen. Die Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein hat ja schon beschlossen, eine Ideenwerkstatt für neue Sozialmodelle einzuberufen. Wenn wir das Grundeinkommen in einer Stadt wie Flensburg ein paar Jahre ausprobierten, kämen wir weg von den theoretischen Debatten und würden praktische Erfahrungen sammeln. Manche Vorurteile könnten dann empirisch entkräftet werden.“

Während er es früher ablehnte, findet Schupp das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens jetzt bedenkenswert: „Als Sozialwissenschaftler mache ich mir Sorgen darüber, dass die Digitalisierung zahlreiche Arbeitsplätze vernichten könnte und wir den Menschen außer Hartz IV keine Alternative anbieten. Dies kann die Stabilität unseres Sozialsystems in Frage stellen, das derzeit ja überwiegend mit Beiträgen aus den Arbeitseinkommen finanziert wird.“ Er plädiert dafür, praktische Schritte zu tun, um das Konzept auszuprobieren und einzuführen. +++