Top-Manager besorgt über Einfluss von IT-Riesen

Man habe viel zu gewinnen - aber auch zu verlieren

Online-Shoppen

Frankfurt/Main. Spitzenvertreter der Wirtschaft sind zunehmend besorgt über den Einfluss, den die führenden Konzerne aus dem Bereich der Informationstechnologie haben. „Wenn ein Konzern wie Alibaba im Onlinehandel an einem `schwarzen Freitag` fast doppelt so viel Umsatz macht wie ein großer deutscher Versandhändler im ganzen Jahr, dann zeigt das die Dimensionen, in denen wir denken müssen“, sagte Christian Sewing, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, der „Welt am Sonntag“.

Man habe viel zu gewinnen – aber auch zu verlieren. „Im Vergleich zu den Banken wissen die neuen Tech-Riesen noch gar nicht, wie man Regulierung buchstabiert“, sagte Paul Achleitner, der den Aufsichtsrat der Deutschen Bank leitet. „Regulierung ist die normale Reaktion der Politik auf Fehlentwicklungen im Markt.“ Ein Hindernis wird darin gesehen, dass die Verbraucher als Kunden von Konzernen wie Amazon, Facebook und Google vornehmlich positive Erlebnisse haben. „Ich habe noch nie für eine Google-Suche bezahlt“, sagte Harvey Schwartz, Präsident und Chief Operating Officer bei der US-Investmentbank Goldman Sachs. „Das ist eine andere Situation als in anderen Fällen. Als wir ein Monopol in der Telekommunikationsbranche hatten, waren Verbraucher frustriert über die Preissetzungsmacht.“

Hinzu kommt, dass die IT-Riesen lange eine „Nichtbeziehung“ zum Rest der Wirtschaft gehabt haben, wie der Deutschland-Chef der Beratungsgesellschaft PwC, Norbert Winkeljohann, es ausdrückt. „Die großen US-Tech-Konzerne haben Geschäftskunden lange gar nicht im Fokus gehabt“, sagte Winkeljohann der Sonntagszeitung. „Dass man mit Unternehmen aus anderen Bereichen der Wirtschaft gemeinsame Lösungen suchen sollte und sich dabei manchmal auch anpassen muss, lernen diese Unternehmen nun langsam.“ Der Deutsche-Bank-Topmanager Sewing glaubt, dass es in der Konfrontation mit den IT-Riesen ein gemeinschaftlicher Ansatz erforderlich ist: „Wir brauchen eigene Plattformen, und das kann keiner in Europa allein. Deshalb müssen wir europäische Antworten finden und uns über Branchen hinweg zusammentun.“ +++

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