Thierse verteidigt Umbau der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale

Als Kulturwissenschaftler habe er eine Leidenschaft für Erinnerungskultur

Wolfgang Thierse (SPD)

Berlin. Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat den umstrittenen Umbau der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale verteidigt. „Ich halte nichts davon, eine lebendige, sich verändernde Kirche in das Gefängnis ihrer Vergangenheit einsperren zu wollen“, sagte er der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“. Die Kathedrale sei schon mehrfach umgebaut und den jeweiligen Anforderungen angepasst worden. „Es geschieht also jetzt nicht etwas gänzlich Neues.“ Als Kulturwissenschaftler habe er eine Leidenschaft für Erinnerungskultur und geschichtliches Gedächtnis. „Aber ich habe auch etwas dagegen, einen Kirchenraum gewissermaßen zu musealisieren, ihn ausschließlich als Denkmal zu behandeln.“ Als Student der Humboldt-Universität habe er die Kathedrale regelmäßig besucht, sagte Thierse. „Ich werde nie vergessen, dass mich der Raum dieser Kirche immer irritiert hat. Diese eigentümliche Öffnung in der Mitte – man kommt rein, sitzt nicht richtig zum Altar und hat immer diesen breiten Schlund vor sich, der ins Dunkle führt.“ Deshalb habe er Verständnis dafür, wenn Zelebranten darüber verstört seien, dass sie vor einer nach unten führenden Treppe stehen müssten und der Gemeinde nicht direkt ins Gesicht schauen könnten. Der Architekt Hans Schwippert hatte 1963 den Innenraum der kriegszerstörten Bischofskirche mit einer Bodenöffnung zur Unterkirche versehen. Aus liturgischen Gründen soll diese nun geschlossen werden. Thierse ist Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und saß in der Jury, die über die Architekturentwürfe für die Umgestaltung der Kathedrale entschied. Er enthielt sich bei der Abstimmung, weil er einen anderen Wettbewerbsbeitrag favorisierte. +++

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