Stromversorgungssicherheit in Hessen nimmt ab

Zunehmend auch Beeinträchtigungen der Industrieproduktion

Wiesbaden. Immer mehr Unternehmen in Hessen nehmen negative Auswirkungen durch die Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit wahr, insbesondere die Versorgungssicherheit beim Strom schafft in Hessen Probleme. Das ergibt sich aus dem IHK Energiewende-Barometer 2016, das die Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern (ARGE) am Freitag veröffentlichte.

Die Angaben von Unternehmen zu „konkreten Problemen mit der Versorgungssicherheit“ haben in den letzten zwölf Monaten in Hessen um 4 Prozentpunkte auf 21,3 Prozent zugenommen (im Vergleich: im Bund blieb der Wert mit 19,4 Prozent fast konstant). „Daraus resultieren zunehmend auch Beeinträchtigungen der Industrieproduktion in Hessen“, sagte Burgard Loewe, Federführer Umwelt und Energie der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern (ARGE). „Wenn nun auch noch die EEG-Umlage weiter steigt, wird dies den Industriebesatz in Hessen zunehmend in Frage stellen.“ Wie heute bekannt gegeben, wird die sogenannte Ökostrom-Umlage um 8 Prozent von derzeit 6,35 Cent auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde steigen. „Die hessische Wirtschaft fordert zum Ausgleich eine Senkung bzw. Abschaffung der Stromsteuer, die mittlerweile als völlig überholt anzusehen ist.“

Der IHK-Umfrage zufolge verzeichneten 11,5 Prozent der Betriebe in Hessen (Vorjahr 7,4 Prozent) Beeinträchtigungen der Produktion vor allem aufgrund von Stromausfällen. Dies liegt höher als der Wert des Bundesdurchschnitts von 8,0 Prozent. Ausfälle von mehr als drei Minuten haben sogar um 5,5 Prozentpunkte auf 14,5 Prozent in Hessen zugenommen. Dieser Wert liegt um drei Prozentpunkte höher als im Bundesschnitt. Rund drei Viertel der Betriebe (73,4 Prozent) planen daher weitergehende Maßnahmen zur Steigerung der Energie-Effizienz, mehr als ein Drittel (36,4 Prozent) errichten eigene Versorgungskapazitäten.

Allerdings wirken sich die Beeinträchtigungen durch Stromausfälle auf die Produktion zunehmend auf Standortentscheidungen aus. „Am Industriestandort Hessen sehen wir zunehmend eine Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland oder Einschränkung der Produktion im Inland“, sagte Loewe. 1,3 Prozent der Unternehmen haben bereits solche Maßnahmen realisiert, weitere 2,6 Prozent sind in der Umsetzung. 3,8 Prozent der Unternehmen planen Maßnahmen. „Zusammengenommen macht dies 7,7 Prozent aller Betriebe, die ihre Kapazitäten hier im Lande einschränken“, betonte Loewe.

Vor diesem Hintergrund begrüßen die hessischen IHKs die Aussage von Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, sich für eine Absenkung der Stromsteuer einzusetzen. „In dieser Richtung müssen wir als Hessen gemeinsam im Bund für Bewegung sorgen, damit der Industriestandort nicht weiteren Schaden nimmt.“ +++ / pm