Strömungsretter und Taucher der DLRG sind Helfer in Extremsituationen

Fulda. Das Szenario ist beängstigend: Im Fuldaer Aueweiher wird eine Person vermisst. Sichtweite unter der Wasseroberfläche: gleich null. Es ist stockfinster. Eine Orientierung ist nur per Tasten möglich. Was sich wie ein Krimi anhört, ist glücklicherweise nur eine Übung der Erweiterten Wasserrettungsgruppe des DLRG-Bezirk Osthessen-Fulda.

Zu den absoluten Spezialisten gehören sowohl Rettungstaucher mit Flasche als auch Strömungsretter. Das osthessische Team besteht aus mehr als 25 Leuten, das Altersspektrum reicht von achtzehn bis Mitte fünfzig. „Sowohl die Taucher als auch die Strömungsretter müssen körperlich topfit und psychisch belastbar sein“, erklärt Bezirksleiter Michael Hohmann.

Dementsprechend hart und umfangreich ist die Ausbildung. Sie dauert für die Taucher zwei Jahre, die Strömungsretter müssen ein Jahr lernen und trainieren, um auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. In regelmäßigen Abständen haben die Retter den so genannten Cooper-Test zu bestehen, der die allgemeine Ausdauer überprüft. In 12 Minuten gilt es, mindestens 2100 Meter zurückzulegen. Die Anforderungen an die Helfer, schildert Hohmann, seien im Ernstfall und auch bei Übungen extrem. Wenn normale Schwimmer im Traum nicht auf die Idee kämen, einen Fluss mit hoher Fließgeschwindigkeit zu durchqueren, bereite dies den Strömungsrettern keinerlei Kopfzerbrechen. „Angst vor Wasser darf man nicht haben, und auch im Kopf sollte man klar sein“, nennt Hohmann zwei wichtige Tauglichkeitskriterien für die herausfordernde Tätigkeit.

Die Mitglieder der speziellen DLRG-Einsatzeinheit müssen aber nicht nur körperlich und geistig fit sein, sondern auch den Umgang mit Seilen, Schlauchboot und Funkgerät sowie spezielle Techniken beherrschen, zudem über sanitäterisches Know-how verfügen. „Diese ehrenamtliche Arbeit ist sehr zeitintensiv“, betont Hohmann, der als Bezirksleiter wöchentlich zehn bis fünfzehn Stunden investiert.

Der Wasserrettungstrupp ist in den Katastrophenschutz eingebunden. Die im Einsatzfall alarmierten Einheiten können mit zusätzlichen Einheiten aus dem Landesverband Hessen zu kompletten Wasserrettungszügen zusammengeschlossen werden. Bei Katastrophenschutzlagen wie Überschwemmungen oder Deichbrüchen bei Hochwasser ist schnelle und effektive Hilfe notwendig.

Im Landkreis absolvieren die Wasserretter in der Regel glücklicherweise nur vorbeugende Einsätze, beispielsweise übernehmen sie bei Kanumeisterschaften die Sicherung neuralgischer Punkte an der Fulda. Michael Hohmann selbst war beim Juni-Hochwasser im vergangenen Jahr, von dem unter anderem Sachsen-Anhalt nach tagelangen Regenfällen schlimm betroffen war, zehn Tage im Krisengebiet unterwegs. Werden die Wasserretter gerufen, so ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, diese von ihrem Job freizustellen. Den Lohnersatz zahlt dann die anfordernde Stelle, in der Regel das Innenministerium.

In den Sommermonaten unterstützen Mitglieder des Wasserrettungstrupps die Kollegen der Wasserwacht und Rettungsschwimmer am Nieder Mooser See im angrenzenden Vogelsbergkreis. Hohmann zufolge ist dies ebenfalls eine gute Möglichkeit, um wichtige Handgriffe und Fähigkeiten zu trainieren und auch die läuferische Fitness aufrecht zu erhalten. Denn der nächste Cooper-Test kommt bestimmt.

Info:  Wie viele andere Vereine und Organisationen freuen sich auch die Wasserretter der DLRG Osthessen-Fulda über Nachwuchs. Das Spektrum der Tätigkeiten, um seine individuellen Vorlieben und Stärken einzubringen, ist groß. Nähere Informationen und Ansprechpartner gibt es im Internet unter www.bez-osthessen-fulda.dlrg.de. +++ fuldainfo