Städtebund will bundesweit einheitliche Corona-Strategie im Winter

Intensivmediziner fürchten bald Überlastung durch Covid-Patienten

Der Städte- und Gemeindebund hat eine einheitliche Strategie von Bund und Ländern im Kampf gegen Corona gefordert. Es sei „eine verbindliche Vereinbarung zwischen Bund und Ländern notwendig, wie wir mit der aktuellen Corona-Lage durch den Winter kommen“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Dazu gehöre eine Strategie für die erforderlichen Booster-Impfungen. „Nach Möglichkeit sollten bis Weihnachten 20 Millionen Menschen diese Impfung erhalten haben“, so Landsberg.

Unverzichtbar sei auch eine einheitliche Teststrategie, so dass möglichst viele Menschen, egal ob geimpft oder ungeimpft, die Möglichkeit hätten, sich kostenlos testen zu lassen. Landsberg fordert das gemeinsame bundesweite Vorgehen auf breiter Basis. „Auch der Umgang mit Großveranstaltungen und eine einheitliche Linie, bei welchen Inzidenzwerten beziehungsweise bei welcher Belegungssituation in den Krankenhäusern, welche Maßnahmen zusätzlich ergriffen werden, sollten beschleunigt festgelegt werden“, sagte Landsberg. Nicht zuletzt müsse die Impf-Kampagne konsequent fortgesetzt werden. „Corona ist gekommen, um zu bleiben.“ Nur wenn es gelinge, noch viel mehr Menschen von der Impfung zu überzeugen, werde man die Pandemie hinter sich lassen können. Die vielfach kritisierte Abschaffung der epidemischen Notlage durch ein neues Gesetz mit Schutzmaßnahmen bewertete Landsberg grundsätzlich positiv. Das beschlossene Infektionsschutzgesetz sei eine gute Rechtsgrundlage für die Länder, um die notwendigen Corona-Maßnahmen je nach Inzidenz und Belastung der Krankenhäuser einzuleiten. „Dazu gehört 2G, Abstandsregelungen, Kontrollen und so weiter.“

Intensivmediziner fürchten bald Überlastung durch Covid-Patienten

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) warnt vor einer Überlastung der Intensivstationen durch Covid-Patienten. „Wenn sich diese Dynamik fortsetzt, können wir sehr bald nur noch Notfall- und Covid-Patienten behandeln“, sagte Präsident Gernot Marx dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Das müssen wir dringend verhindern.“ Er fordert sofortige Unterstützung für die Mitarbeiter auf den Intensivstationen. „Die Teams, allen voran die Pflegekräfte, brauchen endlich ernsthafte Unterstützung“, sagte Marx. „Zum Beispiel: Nacht- und Wochenendarbeit sind ab sofort steuerfrei. Wir brauchen Verbesserungen, die jetzt und sofort spürbar sind.“ Eine Impfpflicht sieht Marx dennoch kritisch. „Als DIVI sind wir dagegen, denn wir müssen die Menschen überzeugen, nicht verpflichten“, sagte er mit Blick auf eine Impfpflicht für das Gesundheitswesen: „Sonst ziehen sich die Zweifler noch weiter zurück aus der Gese  llschaft. Große Kampagnen wären jetzt wünschenswert.“ Er hob hervor: „Der weit überwiegende Teil unserer Intensivpatienten ist ungeimpft.“

Kindermediziner: Soziale Teilhabe der Jüngsten in vierter Welle

Angesichts geplanter Corona-Verschärfungen hat der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) appelliert, die soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen aufrechtzuerhalten. „Eine erneute Schulschließung, gar in der Fläche, muss um jeden Preis verhindert werden“, sagte Jörg Dötsch der „Rheinischen Post“ (Freitagausgabe). „Der Schulbetrieb hat eindeutig Priorität vor Veranstaltungen im Freizeitbereich sowie Kultur- und Sportveranstaltungen.“ Die Maßnahmen müssten gewährleisten, „die soziale Teilhabe der Jüngsten in der Gesellschaft zu sichern“, so Dötsch. Zugleich hob er hervor, dass es nun darauf ankomme, eine weitere Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. Deswegen seien dringend strengere Maßnahmen erforderlich. „Mit Blick auf die Kinder und Jugendlichen ist es wichtig, weiter Gratistestungen zu erhalten und ebenso den Eltern zusätzliche Krankentage zu ermöglichen. Insgesamt sollten vor allem die Maßnahmen verstärkt werden, die es Menschen, die sich nicht impfen lassen können, erlauben, sich möglichst sicher zu fühlen. Hierzu gehören neben den Impfungen der Erwachsenen auch das Einhalten der Hygienemaßnahmen“, so der Kindermediziner weiter. Mit Blick auf die Impfungen für Kinder und Jugendliche pochte er darauf, sich dabei an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission zu halten. Dies liege für die über 12-Jährigen vor. „Für die unter 12-Jährigen hoffen wir zunächst auf eine baldige Zulassung durch die EMA, damit für Kinder mit erhöhtem Risiko eine Impfmöglichkeit entsteht und vermieden werden kann, dass Impfungen außerhalb der Zulassung erfolgen“, sagte Dötsch und hob hervor: „Wie die Erwachsenen haben auch die Kinder ein Recht auf einen zugelassenen Impfstoff.“ +++