Stadtbaurätin Zuschke verabschiedet

Fulda. Mit einem Empfang wurde am Samstag die Fuldaer Stadtbaurätin Cornelia Zuschke aus den Diensten der Stadt Fulda verabschiedet. Zuschke war am 27. Mai 2014 zur Stadtbaurätin der Stadt Darmstadt gewählt worden. Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller sagte in seinem Grußwort, dass er sich über den gut gefüllten Marmorsaal freue, und begrüßte alle Anwesenden, unter ihnen der Darmstädter Bürgermeister Rafael Reißer. In dessen Richtung sagte Fuldas Stadtoberhaupt mit einem Augenzwinkern: „Üblicherweise wären in der Bundesliga an diesem Tag die Ablösesummen fällig, aber das Kommunalrecht ist noch nicht so weit.“

„Nicht nur der Wehmut des Abschieds, sondern auch ein Krug voller Erinnerung, des Stolzes und des Dankes führt uns heute zusammen“, so der Oberbürgermeister. „Im Rückblick kann man drei Fragen stellen: Was ist geleistet worden, wie und wozu. Wenn wir versuchen, die Fragen zu beantworten, werden wir beim Was schnell einig sein, dass Außerordentliches und Wegweisendes geleistet wurde. Wir können nur Stichworte benennen“, so der Oberbürgermeister, „da wären die Fulda-Galerie, Dorferneuerungen, der Uniplatz und Borgiasplatz, der Gemüsemarkt, die untere Bahnhofstraße, Lebensart, H&M, Emaillierwerk und Kaiserwiese. Dies sind nur Stichworte, die nicht wiedergeben, was es alles an Arbeit, Leistung und Widerstand zu überwinden gab.“ Im Straßenbereich nannte Möller noch die Osttangente und den Westring. Beim Wie sei es der Fleiß, die Umsicht, die Ausdauer und die Kreativität gewesen. Wenn man die Frage nach dem Wozu stelle, komme man auf die Antwort, das Oberzentrum attraktiv zu halten und im Wettbewerb die Nase vorne zu haben. Möller dankte im Namen der Gremien Cornelia Zuschke für über 5.100 Tage, die sie in Fulda als Stadtbaurätin gewirkt hat, und wünschte ihr einen guten Start in Darmstadt.

Walter Krah (CDU) sagte, dass man am Anfang Frau Zuschke kaum kannte, eine junge Frau, ohne politische Erfahrung, parteilos und dieses parteipolitische Netzwerk, das manchmal auch zum Tragen kam. Das Ganze in einer Domäne, die den Männern vorbehalten war. „Wir haben uns damals gefragt, ob das gutgehen kann. Aber es ist gut gegangen“, so Krah. Man hätte gerne noch weitergemacht mit Frau Zuschke, das Bedauern über den Weggang sei groß. „Symbolisch für die Zeit war, dass man überall in Fulda Kräne sah. Kräne sind ein Zeichen des Aufbruchs, der wirtschaftlichen Stärke. Es gab also viele Hinweise, dass in unserer Stadt etwas passiert.“ Krah hob hervor, dass Zuschke auch noch zahlreiche andere Ämter bekleidete, eine unwahrscheinliche Aufgabe. „Wir haben uns manchmal gefragt, wie das funktionieren kann.“ Zuschke habe sich in ihre Aufgabe mit großem Fleiß eingearbeitet. „In den letzten Jahren hatte ich manchmal den Eindruck bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit“, so Krah.

Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann sagte in ihrem Grußwort, dass man gekommen sei, um die Stadtbaurätin beim Auslaufen aus dem sichern Hafen zu begleiten. Man sei stolz darauf, dass man Cornelia Zuschke 14 Jahre als Stadtbaurätin hatte. Cornelia Zuschke sei immer darauf bedacht gewesen, alle mitzunehmen und sie habe in ihrer Amtszeit eine Vielzahl von Baudenkmälern gesetzt, die mit ihrem Namen verbunden seien. Hier erwähnte Hartmann unter anderem die spektakuläre Aktion, als das Heertor im Jahr 2001 an einem Kran vor dem Stadtschloss abgesetzt wurde und ein Jahr später wieder zurück an seinen alten Platz „schwebte“. „Dass man als Stadtbaurätin hin und wieder in der Bevölkerung für Diskussionen und Zündstoff sorgt, habe Sie am eigenen Leib erfahren müssen.“ Wie schnell man mit städtischen Fragen die Gemüter erhitze, sei Zuschke hinlänglich bekannt, sie habe dies immer souverän mit enormen Fleiß gemeistert.

Im Namen der Grünen sprach Ernst Sporer sein Bedauern über den Weggang von Cornelia Zuschke aus. Als Geschenk wurde der scheidenden Stadtbaurätin eine Fotomontage geschenkt, auf der die Magistratsbank komplett von Grünen besetzt ist. Dies solle sie schon einmal auf ihre künftige Arbeit in Wiesbaden vorbereiten. Sporer wünschte Zuschke für Darmstadt alles Gute. Für die Architekten sprach Susanne Wartzeck, erste Vorsitzende des Bund Deutscher Architekten in Hessen. Das Wort Solitär sei während Zuschkes Amtszeit zum zweifelhaften Ruhm gekommen und Frau Zuschke konnte es sicher nicht mehr hören. Sie werde seit Jahren von Kollegen aus dem Rhein-Main-Gebiet angesprochen, wie positiv sich die Stadt verändert habe. Zuschke habe es verstanden, an den richtigen Stellen zu intervenieren und mal Altes zu bewahren und mal Neues zu ermöglichen und dabei das Bild einer vitalen, lebendigen, lebenswerten und zukunftsfähigen Stadt nicht aus den Augen zu verlieren. Zuschke habe es außerdem verstanden, dass es zu einer Stadt gehöre, den verschiedenen Perspektiven gerecht zu werden.

Der Amtsleiter des Baudezernates Dirk Handwerk sagte, dass alleine in den Jahren 2010 bis 2011 insgesamt 87.2 Millionen Euro vom Baudezernat und der Stadt Fulda gestemmt wurden. Im Rückblick könne man es kaum glauben, dass hier so hart gearbeitet wurde und so viele wertsteigende Maßnahmen umgesetzt werden konnten. „Es ist der außergewöhnlichen Einigungskraft und der Motivationsfähigkeit von Frau Zuschke zuzuschreiben, ein Haufen unterschiedlicher Amtsleiter so in die Pflicht zu nehmen, dass die Arbeit auch noch Freude gemacht hat“, so Hartmann. Die Amtsleiter der Baudezernate Fulda seien dankbar, dass Frau Zuschke für jeden offene Augen und Ohren hatte, immer auch aufmunterte Worte und auch Anteil am persönlichen Leben nahm, eben genau hinschaute. „Sie haben sich immer zuerst in die Pflicht genommen. Sie haben uns immer das Gefühl gegeben, dass Sie unserem fachlichen Rat vertrauten und die Mitwirkungskräfte ständig einforderten. Aber selbst immer als ‚Primus inter Pares (Erster unter Gleichen)’ agierte. In Situation in denen Lösungsansätze zu kompliziert oder zu weitläufig zu werden drohten, schockierte Sie mit der Aussage: ‚Mein Hausfrauenverstand versteht das nicht’, oder ‚Was würde eine Hausfrau dazu sagen?’. Die verblüffende Wirkung dieser Schocktherapie war ein innerliches Aufstöhnen und verleiern der Augen auf unserer Seite, aber auch ein kurzzeitiger Paradigmenwechsel, ein schnelles Besinnen auf die Lebensrealität mit dem Ergebnis klarerer Formen, härterer Konturen, besserer Lösungen. Auch sind wir dankbar für ihre leidenschaftlichen Ausbrüche, in denen wir sekundenschnell realisieren mussten, was nun im nächsten Moment passieren würde. Dies ließ uns den Satz prägen: ‚Wir lieben unsere Chefin, aber man muss sie auch aushalten‘“, so Hartmann.

Auch Peter Jennemann von der SPD bedauerte den Weggang von Cornelia Zuschke aufs Außerordentlichste. „Die Bilanz von Frau Zuschke ist beeindruckend und sie kann Stolz auf sich sein. Sie haben sich für Darmstadt entschieden, ich habe in Darmstadt gelebt und bin ein Fuldaer Jung, ich kann es nicht ganz nachvollziehen. Aber die Darmstädter bekommen eine gute Stadtbaurätin und sie sollen darauf achten, dass sie ihre Kreativität ausleben kann“, so Jennemann.

Zuschke bedankte sich bei den Rednern und der Rednerin für die vielen herzlichen Worte. „Abschiedsworte müssen kurz sein, wie Liebeserklärungen“, zitierte die Stadtbaurätin Theodor Fontane. Und nichts anderes möchte sie heute tun. „Fulda war ein Neuanfang.“ In Fulda konnte sie sich entwickeln und hier wurde sie getragen und unterstützt. Sie habe versucht zu genügen und versucht zu überzeugen, nie aber habe sie versucht, es allen recht zu machen. „Aber alles, was wir geteilt, geschaffen, erlebt und versäumt haben, hat mich ganz tief berührt. Fulda und seine Menschen haben es mir mit allem Recht gemacht. Ich durfte lernen und was leisten. Hier konnte ich leben, lieben, lachen und leiden“, so Zuschke. +++ fuldainfo

Video Kurzinterview Zuschke und Redner im zweiten Video