SPD und FDP sehen politische Gemeinsamkeiten

Zukunft zum Besseren gestalten

Nach 39 Jahren Trennung im Bund entdecken SPD und FDP Gemeinsamkeiten. „Das Beste liegt noch vor uns – diese Haltung haben Liberale und Sozialdemokraten gemeinsam“, sagte der FDP-Politiker Johannes Vogel in einem Doppelinterview mit SPD-Vize Kevin Kühnert der Wochenzeitung „Die Zeit“. Das unterscheide beide Parteien von Konservativen und Grünen. SPD und FDP seien „nicht geprägt von bloßer Verzichtsethik, sondern vom Glauben, dass die Zukunft zum Besseren gestaltet werden kann“, so Kühnert.

Der SPD-Mann fordert die Grünen dazu auf, zu ihren Ankündigungen zu stehen. Robert Habeck sage „seit Monaten, dass die Grünen am liebsten mit der SPD koalieren würden“, so Kühnert. Wenn Habeck das nicht nur „als taktische Beruhigungspille“ für die mehrheitlich rot-grün tickende Grünen-Anhängerschaft gemeint habe, „muss er jegliche Dreierkonstellation – ein Linksbündnis oder die Ampel mit SPD und FDP – einem Bündnis mit der CDU vorziehen“. Vogel, einer der Zukunftshoffnungen der Liberalen, mahnt, in schwieriger Zeit nicht das Trennende zu betonen, sondern das Verbindende zu suchen. Jetzt klopfe „die Realität an bei Klimawandel, Rente, Digitalisierung – und zwingt uns dazu, die Probleme anzupacken“, so Vogel.

Gemeinsamkeiten sehen beide im Aufstiegsversprechen. „Die faire Chance zu erhalten, den eigenen Traum zu leben, unabhängig davon, aus welchem Elternhaus man stammt, in welchem Stadtteil man aufwächst, wie man aussieht oder woran man glaubt, ist ein Kernversprechen des Liberalismus“, sagte Vogel der „Zeit“. Beim Thema Klimaschutz kritisieren beide die Verzichtsethik der Grünen. So sagte Kühnert, dass man „die Verantwortung für komplexe Herausforderungen“ nicht auf den Einzelnen abwälzen dürfe. Er kritisiert aber auch das jüngste Ergrünen der Union: „Ich bin schon amüsiert, wenn ich lese, in welch fantasievoller Sprache CDU- und CSU-Politiker sich nun als Klimaschützer präsentieren“, sagte der SPD-Vize. „Aber geleistet haben die selbsternann ten Wahrer der Schöpfung sehr wenig.“ +++