SPD-Spitze schärft Leitantrag: Höherer Mindestlohn und CO2-Preis

Das künftige Führungsduo der SPD, Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, hat den Leitantrag für den Parteitag offenbar an mehreren Punkten nachgeschärft. Das geht es aus einem Entwurf mit Arbeitsstand Donnerstagmorgen hervor, über den die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ berichten. Beim Mindestlohn war in der Ursprungsfassung lediglich von „Schritten“ hin zu einem höheren Mindestlohn die Rede. In der neueren Fassung wird die Höhe nun explizit mit 12 Euro benannt. Auch der Weg dorthin wird skizziert.

Auch beim Klimaschutz ist der Antrag modifiziert

Wörtlich heißt es: „Die Sozialpartner brauchen einen besseren Rahmen, um ihrer Aufgabe für die Aushandlung eines angemessenen Mindestlohns in der Mindestlohnkommission gerecht werden zu können. Dafür werden wir das Mindestlohngesetz wie vereinbart 2020 evaluieren und weiterentwickeln. Unser klares Ziel ist dabei perspektivisch die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro.“ Auch beim Klimaschutz ist der Antrag modifiziert worden. War in der Ursprungsfassung noch von einem „sozial gerechten und wirksamen“ CO2-Preis die Rede, wird nun ausdrücklich die Erhöhung dieses Preises als Ziel benannt. Neu ist auch die Forderung nach einem Ausgleich, der Besserverdiener nicht bevorzugt. „Wir streben einen umfassenden, breit wirksamen sozialen Ausgleich an, der für jeden gleichmäßig wirkt, um einen höheren CO2-Preis zu ermöglichen“, heißt es wörtlich. „Die Kompensation über die Pendlerpauschale steigt mit dem Einkommen und ist ungeeignet um Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen zu entlasten.“

Ex-SPD-Chef Engholm zweifelt an Nowabo-Esken

Der frühere SPD-Chef Björn Engholm hat Zweifel an der Führungskraft der beiden designierten Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. „Esken und Walter-Borjans haben die Aufgabe, die Kontrahenten innerhalb der Partei wieder zusammenzubringen“, sagte Engholm der „Welt“. Im Präsidium und im Vorstand müssten sich möglichst viele Köpfe mit unterschiedlichen Meinungen wiederfinden. „Es wird sich zeigen, ob das neue Duo diese Aufgabe intellektuell und emotional bewältigt.“ Das neue Führungsduo müsse „bei allem, was es bewegt und was es mittel- und langfristig will jetzt innerhalb der SPD eine große Koalition begründen, so unbeliebt diese Bezeichnung auch sein mag“, forderte Engholm. Esken und Walter-Borjans müssten die verschiedenen Gruppierungen, Auffassungen und Überzeugungen zusammenführen. „Gelingt ihnen das nicht, ist der Neuanfang der Beginn eines neuen Endes.“ Engholm warnte seine Partei eindringlich vor einem Ausstieg aus der großen Koalition: „Verträge sind einzuhalten. Und das gilt auch für die SPD und die große Koalition“, so Engholm. „Wir können einen geschlossenen Vertrag durch die Neuwahl der Parteispitze nicht beliebig infrage stellen. Die Koalition muss das abarbeiten, wozu sie sich gegenüber dem Volk verpflichtet hat.“ Deshalb sollten die beiden neuen Vorsitzenden nüchtern bilanzieren, was die Koalition bislang geleistet habe. Das sei nicht „so ganz wenig“. „Das geringzuschätzen wäre sehr schlecht für die Motivation eines großen Teils dieser Partei.“ „Ich erinnere mich noch daran, wie heftig Herbert Wehner früher vor einem Koalitionsausstieg gewarnt hat und dass die SPD dann für ein Jahrzehnt völlig weg vom Fenster wäre“, warnte Engholm. „So wäre es heute auch. Und dann könnten wir zwar schöne Positionen beschließen, die auf dem Papier stehen. Für die Menschen davon etwas umsetzen könnten wir allerdings nichts mehr. Darüber sollten wir nachdenken.“ +++