SPD-Chef fordert höhere Fleischpreise

Politik habe die Aufgabe, gute Arbeitsbedingungen und artgerechte Tierhaltung zu gewährleisten

Fleisch verpackt

Der SPD-Parteivorsitzende Norbert Walter-Borjans hat nach dem Corona-Ausbruch bei dem Schlachtkonzern Tönnies höhere Fleischpreise und eine Debatte über Verteilungsgerechtigkeit in Deutschland gefordert. „Fleisch ist ein Produkt, das mit hohem Einsatz an Energie und anderen Rohstoffen entsteht. Wert und Preis stehen oft in einem krassen Missverhältnis“, sagte Walter-Borjans dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Der Fall Tönnies zeige, wie wenig Beachtung man der Frage schenke, wie Nahrung produziert werde, kritisierte der SPD-Chef. „Alles ist dem Gewinnstreben und der Effizienz untergeordnet – Hauptsache am Wochenende gibt es Steak im Sonderangebot.“ Die Politik habe die Aufgabe, gute Arbeitsbedingungen und artgerechte Tierhaltung zu gewährleisten, so Walter-Borjans weiter. „Natürlich verteuert das die Produkte. Deshalb gehört zur Lösung dazu, dass Klein- und Mittelverdienende mehr Geld in der Tasche haben – durch faire Löhne und ein gerechtes Steuersystem.“ Dass sich Geringverdiener nur billiges Fleisch leisten könnten, sei ein Beleg dafür, dass die Verteilung des Reichtums in Deutschland nicht stimme. „Wenn Klein- und Mittelverdiener in Deutschland ihren Lebensstandard nur sichern können, weil Osteuropäer in unseren Schlachthöfen oder Näherinnen in Bangladesch für unsere Textilien ausgebeutet werden, dann läuft etwas gewaltig schief“, so der SPD-Chef. „Wir müssten den Lebensstandard von Geringverdienern durch eine bessere Verteilung bei uns sichern – und nicht durch Ausbeutung der noch Schwächeren.“

Über diese Verteilungsfragen werde die SPD im Bundestagswahlkampf reden. An der Fleischbranche und der Union übte Walter-Borjans scharfe Kritik. „Die Fleischindustrie hat ein System aufgebaut, in dem Arbeitskräfte wie Glieder einer Lieferkette behandelt werden: alles muss möglichst billig sein.“ Arbeitsminister Hubertus Heil braucht jetzt alle Unterstützung, um endlich mit den Missständen in der Fleischindustrie aufzuräumen. Ich fordere die CDU und CSU auf, weitere Verzögerungsmanöver zu unterlassen“, so der SPD-Politiker.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Fassung dieser Meldung war Walter-Borjans mit einer Kritik an einer Äußerung von CDU/CSU-Fraktionschef Ralph Brinkhaus zitiert. Walter-Borjans nahm diesen Satz zurück: „Meine Aussage über CDU/CSU Fraktionschef Ralph Brinkhaus, dass er die Verhältnisse bei Tönnies als Begleiterscheinungen der Marktwirtschaft abtue, beruht auf einer nicht belastbaren Quelle“, sagte Walter-Borjans inzwischen dem RND inzwischen.

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