SPD: Arbeitsweise des RP Gießen muss Nachspiel im Landtag haben

Wiesbaden. Das Ergebnis eines auf Antrag des Polizeipräsidiums Mittelhessen erstellten Gutachtens, wonach es sich bei der auf dem Woolrec-Gelände in Braunfels-Tiefenbach im vergangenen Jahr vorgefundenen Flüssigkeit doch um eine Öllache und keineswegs um eine ungefährliche Zuckerlösung gehandelt habe, hat der SPD-Landtagsabgeordnete Tobias Eckert als skandalöse Bagatellisierung bezeichnet. „Das Misstrauen der Tiefenbacher Bürgerinitiative war mehr als berechtigt. Es ist kaum zu fassen, wie dilettantisch das Regierungspräsidium Gießen als Kontrollbehörde auch hier vorgegangen ist“, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Wiesbaden.

Hintergrund ist, dass ein Mitarbeiter des RP Gießen im Umweltausschuss des Landtages auf Nachfrage geantwortet hatte, er habe mittels sensorischer Prüfung – und zwar Geruchsprüfung – festgestellt, dass es sich bei besagter Flüssigkeit nach seiner Auffassung um Melasse gehandelt habe, also um eine Zuckerlösung. Die Prüfung auf Richtigkeit dieser Annahme konnte danach nur mit Schwierigkeiten durchgeführt werden, da die Lache damals sehr schnell beseitigt worden war. Erst die neue Analyse einer Bodenprobe erbrachte das jetzt bekannt gewordene Ergebnis. „Aus einer Geruchsprüfung auf die Ungefährlichkeit einer Flüssigkeit auf einem mit Schadstoffen belasteten Betriebsgelände zu schließen, ist gewagt“, so Eckert.

Der SPD-Politiker hatte sich bisher mit dem Skandal in Tiefenbach befasst. Seit der letzten Landtagswahl ist nun Stephan Grüger aus dem Lahn-Dill-Kreis Mitglied der SPD-Fraktion und somit örtlich für die Fraktion zuständig. „Ich habe noch nie ein solch unprofessionelles Vorgehen in einer derart heiklen Angelegenheit erleben müssen. Hier ging und geht es um die Gesundheit der Bewohner Tiefenbachs,“ sagte Grüger. „Der Vorgang entbehrt jeglicher fachlicher Kompetenz, ist schlicht eine Frechheit und lässt die Frage stellen, wie vorherige Prüfungen auf dem Woolrec-Gelände wohl stattgefunden haben mögen.“ Hinzu komme, so der SPD-Politiker, dass „ganz offensichtlich das Parlament und die Öffentlichkeit damals hinters Licht geführt worden waren.“ Dass nach dem Vorfinden der Öllache und den Hinweisen der Bürgerinitiative nicht sofort und fachlich korrekt geprüft wurde, sei für sich bereits ein Skandal innerhalb des Woolrec-Skandals, der ein Nachspiel haben wird. Grüger und Eckert kündigten an, den Vorgang im nächsten Umweltausschuss des Landtages zu thematisieren. +++ fuldainfo