Die Vorahnung trog ihn nicht. Und Alwin Quell ist immer optimistisch. Seit Jahr und Tag organisiert er die Auswährtsfahrten seiner SG Barockstadt, während der Woche und auch im Bus selbst sorgt er für das Innenleben der SGB. Eine treue Seele halt. Die Anfrage, wie das Duell gegen den Bahlinger SC wohl ausgehe, bemerkte er nur: „Siegen natürlich.“ Punkt. Das sind Fußball-Fans. Und er hatte Recht.
Es folgte ein 3:0 (2:0) gegen den Bahlinger SC. Und der erste Heimsieg tat gut. Sehr gut. Es war nicht nur wichtig für die Psyche, nach dem ersten Erfolgserlebnis bei Schott Mainz nachzulegen - denn die Vorstellung am Samstag in der Johannisau überzeugte eine Halbzeit lang. Das Spiel mit Ball bot Erfrischendes. Die Leistung nach der Pause offenbarte, dass die Mannschaft noch nicht gereift ist - und, übers gesamte Spiel gesehen, sollte vor allem das Verhalten im Spiel gegen den Ball verbessert werden.
Frühe Pressing-Momente schmückten von Beginn an den Vortrag der SGB. Mutig war der, mit der Bereitschaft, dem Willen und der Überzeugung, Kontrolle zu übernehmen und Dominanz auszuüben. Durch die neue Dreier-/Fünfer-Abwehrkette standen und spielten die Außenverteidiger Keanu Kraft und Sebastian Schmitt sehr hoch - das kam ihnen sichtbar zugute. Zudem „überlagerten“ Kraft und bisweilen auch Pietro Besso die rechte Angriffsseite immer wieder, und sie generierten mehrfach Ballgewinne. Die nominellen Offensivkräfte rochierten sehr gut. Da sah einiges richtig nach Fußball aus.
Nächster Schritt der Entwicklung aber: Die SGB hätte diese überzeugende Anfangsphase, diese ersten 20 Minuten zur Führung nutzen müssen. Schon in Minute drei hätte das 1:0 fallen müssen: Nach einem vertikalen Anspiel aus halbrechter Position hinter die Abwehr des Gegners zog Dittmann in den Strafraum, ging bis zur Grundlinie und passte scharf vor die Torlinie, der BSC konnte retten. Doch „Ditti“ weiß es selbst: Er hätte zurückpassen sollen. Auf die besser postierten Mitspieler.
Es dauerte nicht lange, nur bis zur fünften Minute, als sich Korzuschek nach gutem Lauf im Strafraum anbot - nur: er zögerte mit dem Abschluss. Warum? Kurz darauf - wir sind erst in Minute neun - wieder ein „1:0-Moment“: nach Korzuscheks Flanke auf den zweiten Pfosten traf Dittmann doch irgendwie am langen Eck vorbei; „Ditti“, es klappt noch mit dem Abschluss, mochte man ihm da zurufen. Auch später, als Moritz Reinhard mit Verstand Dittmann in halbrechter Position bediente und sein Flachschuss am langen Ecke vorbeizischte - auch da war mehr drin.
Doch auch der BSC zeigte in diesem Duell um frühe Big Points, was im Team steckt. Bisweilen attackierte das Team früh, und es arbeitete auch defensiv ordentlich - von den angesprochenen Möglichkeiten für den Kontrahenten abgesehen. Der Gast trug durchaus zum Unterhaltungswert des Spiels in der ersten Hälfte bei. Der Bahlinger SC hatte gute Umschaltmomente. Schnell. Mit viel Geschwindigkeit. Nur im Verhalten im letzten Drittel haperte es beim Gast; auch daran, mehr Spieler in die Box oder die „rote Zone“ zu kriegen. SGB-Innenverteidiger Aaron Frey, der ebenso wie Kapitän Marius Grösch in der letzten Reihe überzeugte, rettete nach Wuttkes Eingabe vor „BSC-Freigeist“ Hasan Pepic (11.) - und Erijon Shaqiri bekam hinter seinen Kopfball aus Nahdistanz, aber wenig über der Grasnarbe, keinen Druck (27.).
Die SGB aber muss sich fragen, ob sie mit diesen Situationen spielen will? Oder grenzt es an selbstverletzendes Verhalten, wenn sie dem Gegner in defensiven Halbräumen auf beiden Seiten so viel Platz lässt? So schön das Spiel mit Ball phasenweise anzusehen war, so verbesserungsbedürftig ist das gegen den Ball. Auch die einzelnen Mannschaftsteile müssen besser und konsequenter durch- und nachschieben - in beiden Richtungen. Im Gesamtpaket stärkere Kontrahenten als der BSC bestrafen das ansonsten.
Doch wer viel arbeitet, dem fallen - auch Glücksmomente zu. Oder solche des Verdienstes. Noch vor der Pause - binnen sechs Minuten - gelangen der SGB zwei Tore. Sie waren die Basis des Sieges. 35 Minuten waren gespielt, als Moritz Reinhard seinen Wert für die SGB demonstrierte. Mit dem Rücken zum Tor erhielt er ein Anspiel in zentraler Position. Er nahm den Ball an und auf seine gewünschte Seite mit, fintierte in der Bewegung - und passte raus zu Sebastian Schmitt. Der hatte Platz, um mit dieser Situation etwas anzufangen, zog zielstrebig und mit einer Finte in den Strafraum - und peng, Foul und Elfer. „Korzu“ verwandelte, wie auch schon bei Schott Mainz. Wie viel Anteil gebührt Reinhard an diesem Tor? Manchmal sind es die eher kleinen Dinge, die so wichtig sind. Ach ja, schlecht verteidigt vom BSC.
Mehr noch - und diesen Moment wird Petro Besso so schnell sicher nicht vergessen: Sein Premierentor für die SG Barockstadt. Und das ging so: Freistoß Pomnitz aus dem Halbfeld, Kopfball-Verlängerung Grösch - und Besso verwertet den Ball handlungsschnell zum 2:0. In Minute 43. Wann hatte die SGB zuletzt solch ein Guthaben zur Pause? Das war zweifelsohne verdient - aber …
Was im zweiten Abschnitt geschah, gibt Rätsel auf - von beiden Seiten. Der BSC investierte mehr, zog Pepic ins Mittelfeld zurück - aber die ganz große Torgefahr blieb aus. Wenn es kein Abseits war, bediente Pepic den eingewechselten Scholl - und nach dessen Eingabe rettete die SGB (48.). Und bei der besten Chance des Gästeteams sammelte Frey erneut Punkte und festigte seine Position in der Kette: Er lief Diakite, der vertikal angespielt wurde, noch ab und bereinigte die brenzlige Situation (56.). Das war‘s an Konstruktiven aus Halbzeit zwei.
Denn wie ging die SGB mit ihrem komfortablen Polster um? Mag sein, dass der arbeitsreiche erste Durchgang zu viel Kraft gekostet hatte. Doch von einfachem Fußball mit nicht so viel Aufwand war nichts zu sehen. Löcher und zu große Abstände im Mittelfeld blieben, auch deshalb nahm Trainer Cimen Mitte des zweiten Abschnitts Roko Ivankovic herein - und opferte Moritz Reinhard. Dass SGB-Keeper Justin Duda noch zweimal auf dem Posten sein musste, ist so erwähnenswert nicht. Wir sagen es trotzdem: nach einem abgefälschten Schuss (71.) und einem Kopfball (76.). Bis die Schlussminuten anbrachen in der Johannisau: Zunächst war Ivankovic nach einem Konter über Berger im Abschluss-Pech, Roko fintierte und traf den Außenpfosten (89.) - ehe Nick Berger per erneutem Foulelfmeter (BSC-Keeper Petzold hatte den eingewechselten Arlind Iljazi gefoult) auf den 3:0-Endstand erhöhte.
Die SGB hatte das gemacht, was sie wollte und irgendwie auch musste an diesem Tag: Sie hatte drei Punkte eingefahren. Doch sie sollte bemüht sein, defensive Räume im Mittelfeld und gegen den Ball besser zu schließen.
SG Barockstadt: Duda - Besso, Grösch, Frey - Kraft (86. Iljazi), Schmitt - Sarpei - Dittmann (78. Berger), Pomnitz (86. Campman), Korzuschek (78. Siebert) - Reinhard (67. Ivankovic)
Bahlinger SC: Petzold - Tost, El Abed, Köbele (84. Bauer), Wuttke (84. Schmidt), Bux, Herrmann (46. Scholl), Echner, Shaqiri (64. Eddahbi), Diakite (64. Rienhardt), Pepic
Schiedsrichter: John Bender
Zuschauer: 1.120
Tore: 1:0 Tim Korzuschek (37., Foulelfmeter), 2:0 Pietro Besso (43.), 3:0 Nick Berger (90.1, Foulelfmeter) +++ rl








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