Sexuelle Übergriffe auch in Düsseldorf

Düsseldorf. Auch in Düsseldorf soll es in der Silvesternacht zu Übergriffen auf Frauen gekommen sein, die mit den Vorfällen in Köln vergleichbar sind. Nach Angaben der Polizei haben insgesamt elf Frauen Anzeigen wegen sexueller Nötigung und zum Teil auch wegen Diebstahls gestellt, berichtet der WDR. Die Taten wurden in der Altstadt und im direkten Bahnhofsumfeld begangen. Es soll sich ebenfalls um eine Männergruppe aus Nordafrika gehandelt haben. „Die Art der Delikte ist mit denen in Köln vergleichbar“, so ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei.

Laut Schilderungen der Frauen, seien sie von größeren Männergruppen bedrängt und sexuell genötigt worden. In einigen Fällen sei es auch zu Diebstählen gekommen. Einen Zusammenhang mit den Taten in Köln wollte der Sprecher nicht ausschließen: „Das ist jetzt Gegenstand der Ermittlungen“. Bereits in der Silvesternacht seien erste Tatverdächtige ermittelt und vorläufig festgenommen worden. Drei der Anzeigen hatte die Polizei bereits am Neujahrsmorgen aufgenommen, acht weitere Frauen hatten sich im Zuge der Berichterstattung zu den Vorfällen in Köln gemeldet und Anzeige erstattet. Wie der WDR außerdem erfuhr, ermittelt die Kölner Polizei nach eigenen Angaben in Köln inzwischen gegen zwei junge Männer, die sich nun in Untersuchungshaft befinden.

Übergriffe auch in Frankfurt

Auch in Frankfurt hat es in der Silvesernacht Übergriffe auf Frauen gegeben. Nach der aktuellen Berichterstattung über die Vorfälle in Köln und anderen Städten meldeten sich auch bei der Frankfurter Polizei am gestrigen Spätnachmittag drei junge Frauen im Alter von 20 und 21 Jahren, die Opfer sexueller Nötigungen durch mehrere bislang unbekannte Männer geworden sind. Ihren Angaben zufolge wurden sie um etwa 00.20 Uhr im Bereich des Eisernen Stegs / Mainkai von zirka zehn Männern mehrfach massiv unsittlich berührt. Drei weitere Frauen aus Südhessen erstatteten ebenfalls Anzeige wegen eines ähnlichen Vorfalls, der sich bereits gegen 23.00 Uhr auf dem Eisernen Steg ereignet hat. Sie wurden von drei Männern im Bereich des Gesäßes angefasst. Einer der Frauen wurde dabei ihr Handy gestohlen. Auch bei einem Fernsehsender meldete sich eine Frau, die von sexueller Belästigung an gleicher Örtlichkeit berichtete. Bei dem Polizeipräsidium Frankfurt wurde heute eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die Ermittlungen zentral führt. Polizeipräsident Gerhard Bereswill: „Die Arbeitsgruppe arbeitet mit Hochdruck daran, die Sachverhalte aufzuklären“. In diesem Zusammenhang ist die Polizei unbedingt darauf angewiesen, dass sich weitere Betroffene und auch Zeugen melden, um Täterhinweise zu erlangen; damit können eventuell auch weitere Straftaten verhindert werden. Die Polizei ist auch an privaten Fotos und Videos interessiert, die bei der Identifizierung von Tatverdächtigen helfen können.

Maas bezeichnet Übergriffe in Köln als „Zivilisationsbruch“

Nach den Übergriffen in der Silvesternacht hat Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) die Polizei gegen Kritik verteidigt und die Vorkommnisse am Kölner Hauptbahnhof als „Zivilisationsbruch“ bezeichnet: „Die Polizei muss sich die Frage stellen lassen, ob sie die Vorfälle wirklich schon in der Silvesternacht ernst genug genommen hat. Es sollte jetzt aber auch keine vorschnellen Schuldzuweisungen geben“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Wichtig ist, dass sich so etwas nicht wiederholen darf.“ Maas bekräftigte seine Einschätzung, dass es sich bei den Vorfällen in Köln um eine neue Dimension organisierter Kriminalität handele. „Wenn Tausend Menschen sich zu einer enthemmten Horde zusammenfinden und das offenbar so geplant war, dann ist das nicht weniger als ein zeitweiliger Zivilisationsbruch“, sagte er. Die Botschaft sei klar, so Maas. „Wer glaubt, in unseren Städten rechtsfreie Räume schaffen zu können, dem wird sich der Rechtsstaat mit aller Macht entgegenstellen.“ Es müsse alles getan werden, um die Täter zu ermitteln und dann konsequent zur Rechenschaft zu ziehen, so der Bundesjustizminister. Nie wieder dürften Menschen solchen zügellosen Massen schutzlos ausgeliefert sein, betonte Maas.

Alice Schwarzer: Reker-Vorschläge sind „wahnsinnig naiv“

Die Publizistin und „Emma“-Herausgeberin Alice Schwarzer hat Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker kritisiert, nachdem diese „Verhaltensregeln“ für Frauen und junge Mädchen angekündigt hatte: „Es ist wahrscheinlich gut gemeint, aber natürlich wahnsinnig naiv. Bei diesen Jungs, die da Terror gemacht haben, ist natürlich eine Armlänge gar nichts“, so Schwarzer in der Sendung „hr1-Start“. „Statt potentiellen Opfern Ratschläge zu geben, würde ich lieber dafür sorgen, dass die Täter nicht mehr zu Tätern werden können. Und da hat eine Oberbürgermeisterin eine Menge zu tun“, sagte die Publizistin. Schwarzer, die fünf Fußminuten vom Kölner Hauptbahnhof wohnt, wehrte sich im Interview auch gegen Kritik, dass in der Medienberichterstattung die Herkunft der mutmaßlichen Täter aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum betont werde. „Ich glaube, die Vorverurteilung ist groß, wenn wir darüber schweigen. Der wirkliche Rassismus ist, dass man es nicht sagt.“ Reker hatte nach den Übergriffen in der Silvesternacht vor dem Kölner Hauptbahnhof am Dienstag angekündigt, Verhaltensregeln zu aktualisieren, wie Frauen sich auf öffentlichen Feiern wie Karneval verhalten sollten. Zu den Regeln gehöre zum Beispiel, zu Fremden eine Armlänge Distanz zu halten. +++ fuldainfo

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