Schulz kritisiert Umgang der Medien mit Merkel

Es gebe "eine Neigung des deutschen Hauptstadtjournalismus zur Entpolitisierung"

Martin Schulz (SPD)

Berlin. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat kritisiert, dass viele Medien „zu sanft“ mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) umgehen würden. Der „gnadenlose Opportunismus“ der Kanzlerin werde kaum kritisiert, sagte Schulz der „taz“. Der SPD-Chef hatte im Februar angekündigt, dass die Hälfte seines Kabinetts weiblich wäre. Merkel hatte kürzlich ähnliches verkündet. „In Frankreich käme Merkel nach so einer Nummer in die mediale Frikassiermaschine. In Deutschland wird eher darüber geschrieben, welch schlauer Schachzug der Kanzlerin das wieder gewesen sei“ sagte der SPD-Kanzlerkandidat. Selbst in Brüssel würden die Verantwortlichen „härter rangenommen als in Berlin“.

Es gebe „eine Neigung des deutschen Hauptstadtjournalismus zur Entpolitisierung“, sagte Schulz. Der Kanzlerin bescheinigte der SPD-Vorsitzende eine rheinische Art, Konflikte zu verdrängen. Damit erfülle die Kanzlerin offenbar die Wünsche der „politischen Mitte“, der Schulz attestierte, „sediert“ zu sein. „Meine Frau hat mir gesagt: `Die Leute wollen in Ruhe gelassen werden. Und Du beunruhigst sie.` Darüber haben wir gestritten“ sagte Schulz der Zeitung. Politikerinnen, so der SPD-Vorsitzende weiter, hätten einen anderen politische Stil als Männer und seien „rationaler, planvoller, nicht so emotional“. Die Frauen in der SPD Spitze seien „genauso machtbewusst wie die Männer, setzen ihre Punkte aber kühler durch“, so Schulz. +++