Rufe nach EU-weitem Verbot des Pestizids Chlorpyrifos

Der Einsatz ist schon lange nicht mehr vertretbar

Verbraucherschützer und Politiker fordern von der Europäischen Union, den Einsatz des Pestizids Chlorpyrifos zu untersagen. „Der Wirkstoff muss umgehend verboten werden“, sagte Matthias Wolfschmidt, Direktor für internationale Kampagnen der Organisation Foodwatch, der „taz“. Es sei unfassbar, dass sich für dieses Insektizid, welches seit vielen Jahren in der Kritik stehe, „die Zulassungen automatisch verlängern, weil die toxikologischen Prüfungen nicht abgeschlossen werden konnten“, sagte Armin Valet, Lebensmittelexperte der Verbraucherzentrale Hamburg.

„Der Einsatz von Chlorpyrifos ist schon lange nicht mehr vertretbar“, kritisierte auch Karl Lauterbach, Vize-Chef der SPD-Bundestagsfraktion. Der Bundestagsabgeordnete Harald Ebner (Grüne) hatte bereits am Wochenende in der „taz“ verlangt, den Stoff zu verbieten. Die Zeitung berichtete dort, dass die EU-Kommission den Mitgliedstaaten ein Verbot vorschlagen wolle. In Deutschland, Polen und 18 weiteren  EU-Ländern darf Chlorpyrifos seit 2015 nicht mehr gespritzt werden. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit wurde es aber beispielsweise 2017 vor allem in importierten Orangen, Mandarinen sowie Grapefruits gefunden. Treffer gab es auch etwa bei Äpfeln, Spargel und Tafelweintrauben. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Chlorpyrifos in großen Mengen zum Beispiel in Spanien eingesetzt wird, obwohl die Efsa vor diesem Insektizid warnt“, sagte Valet. Die Konsumenten erwarteten, dass die Behörden bei der Überprüfung der Mittel nicht „kritiklos Anbieterstudien“ übernehmen.

Wolfschmidt verlangte, die automatische Verlängerung von Alt-Zulassungen zu beenden. Nach dem Gesetz müsse jeder Stoff nach den ersten zehn Jahren wieder bewertet werden, sodass eventuelle neue wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt werden können. Das geschehe aber aus Kapazitätsgründen bei „bis zu 200 Pestiziden viel zu spät“, sagte der Foodwatch-Aktivist. Der Industrieverband Agrar, der die deu  tschen Pestizidhersteller vertritt, lehnte Forderungen etwa der Grünen ab, dass der Staat künftig die Studien selbst in Auftrag gibt. „Über die vorzulegenden Studien entscheidet schon heute das EU-Recht, nicht der Hersteller“, teilte Geschäftsführer Martin May der Zeitung mit. „Dieses Verfahren weiter zu bürokratisieren, etwa indem die Hersteller nicht für ihre Studien zahlen, sondern in irgendeinen Fonds, bringt keinen Zugewinn an Sicherheit, schafft aber Mehrarbeit für die Behörden.“ +++