Rückgang bei Ausbildungsstellen und Bewerbern

Netzwerkpartner ziehen Bilanz des Ausbildungsjahres

Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda

Weniger Ausbildungsstellen und ein Minus bei den Bewerbern – Die Corona-Pandemie hat sichtbare Spuren auf dem Ausbildungsmarkt in Osthessen hinterlassen. Die negativen Auswirkungen sind unübersehbar. Im abgelaufenen Geschäftsjahr der Berufsberatung suchten über die Arbeitsagentur Fulda 1.063 junge Frauen und Männer eine Ausbildungsstelle – 21,7 Prozent weniger als im Vorjahr.

Dieser Rückgang ist im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückzuführen. So ist zum einen ein Minus von ca. zehn Prozent bei den Schulentlassenen zu berücksichtigen. Zudem gibt es Hinweise, dass ein nennenswerter Teil der jungen Menschen, der prinzipiell für eine Ausbildung in Frage kommt, angesichts der unübersichtlichen und unsicheren Lage im Schulsystem verblieben ist. „Dieser ,Verbleib-im-Nest-Effekt‘ ist menschlich nachvollziehbar und in Krisenzeiten nicht untypisch“, erläutert Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda, bei der Ausbildungsmarktkonferenz in Fulda. Die Zahl der von der Arbeitsagentur akquirierten Ausbildungsstellen ging um 18,3 Prozent auf 2.072 zurück.

„Rechnerisch kamen 195 Ausbildungsstellen auf 100 Bewerber und somit hat sich die Situation für die jungen Menschen in der Region faktisch noch einmal verbessert“, erklärte Waldemar Dombrowski. Gemeinsam mit den regionalen Netzwerkpartnern zog die Arbeitsagentur eine Bilanz des Ausbildungsjahres 2020/21. Die Konferenzteilnehmer waren sich einig: Die Sicherung des Fachkräftepotenzials wird die regionale Wirtschaft weiterhin fordern, der Wettbewerb um Fachkräfte dürfte zunehmen. In diesem Jahr sind 269 Ausbildungsstellen vakant geblieben, die Arbeitsagentur geht allerdings davon aus, dass zahlreiche weitere Betriebe ihre Ausbildungsstellen storniert oder die Besetzung aufs nächste Jahr verschoben haben, da die Bewerber fehlten.

Lediglich 20 Jugendliche und junge Erwachsene sind aktuell noch ohne Lehrstelle oder eine schulische Alternative. 35 junge Menschen nehmen an einer berufsvorbereitenden Maßnahme teil, um die Berufsreife für das kommende Ausbildungsjahr zu erwerben. Die Bilanz der Daten zur Ausbildungsvermittlung bedeutet nicht das Ende der Vermittlungsaktivitäten. Jugendliche und junge Erwachsene, die weder einen Ausbildungsplatz noch eine tragfähige Alternative gefunden haben, sollten zwecks Beratung und Nachvermittlung umgehend Kontakt mit der Berufsberatung aufnehmen. Auch Auszubildende, die während der Probezeit ihre Stelle verlieren, sollten sich umgehend wieder bei der Berufsberatung melden, um möglichst nahtlos eine Anschlussalternative zu finden.

Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda beurteilte das Ergebnis wie folgt: „Bis zum 31.10.2021 wurden uns 1.008 Ausbildungsverträge zur Eintragung in das Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse vorgelegt. Damit liegen wir zwar wieder vierstellig und knapp zwei Prozent über dem Vorjahreswert, aber immer noch über 15 Prozent unter den Vor-Corona-Zahlen. Der Fachkräftemangel wird von 73 Prozent der Unternehmen unserer Region als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten genannt. Deshalb müssen wir jetzt gemeinsam handeln, wie wir es schon bei der hybriden Bildungsmesse am 3. und 4.04.2022 tun. Was es nun braucht, ist ein Fachkräftebündnis für Osthessen.“

Gabriele Leipold, Geschäftsführerin Kreishandwerkerschaft Fulda erläuterte: „Die endgültige Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Handwerk liegen uns noch nicht vor, wir gehen jedoch davon aus, dass wir wieder den Vorjahreswert erreichen werden. Auf den ersten Blick eine positive Entwicklung, mit Blick auf die vor uns liegenden Jahre und den zunehmenden Fachkräftemangel im Handwerk jedoch mehr als unbefriedigend. Umso wichtiger ist es, dass die Akteure auf dem Ausbildungsmarkt und die Partner der regionalen Initiativen zur Nachwuchs- und Fachkräftesicherung ihre gemeinsame Arbeit fortsetzen und jede Möglichkeit nutzen, junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern.“ +++

Sie können uns jederzeit Leserbriefe zukommen lassen.

Diskutieren kann man auf Twitter oder Facebook

Hier können Sie sich für den fuldainfo Newsletter anmelden. Dieser erscheint täglich und hält Sie über alles Wichtige, was passiert auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen. Auch ist es möglich, nur den Newsletter „Klartext mit Radtke“ zu bestellen.

Newsletter bestellen