RKI meldet 3883 Corona-Neuinfektionen – Inzidenz bei 60,5

Intensivmediziner gegen rasche Lockerungen im März

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Dienstagmorgen vorläufig 3.883 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 0,7 Prozent oder 27 Fälle mehr als am Dienstagmorgen vor einer Woche, als 3.856 Neuinfektionen binnen eines Tages offiziell veröffentlicht worden waren. Die Inzidenz sank laut RKI-Angaben von gestern 61,0 auf heute 60,5 neue Fällen je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage. Insgesamt geht das Institut laut der vorläufigen Zahlen derzeit von rund 118.800 aktiven Corona-Fällen mit Nachweis aus, das sind etwa 17.000 weniger als vor einer Woche. Außerdem meldete das RKI nun 415 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus. Innerhalb der letzten sieben Tage waren es 2.714 Todesfälle, entsprechend durchschnittlich 388 Todesfällen pro Tag. Am Vortag lag dieser Wert bei durchschnittlich 404 Corona-Toten innerhalb der letzten sieben Tage. Da es sich um vorläufige Zahlen handelt, könnten diese später noch korrigiert werden.

Intensivmediziner gegen rasche Lockerungen im März

In der Debatte um Öffnungsschritte im Lockdown trotz steigender Infektionszahlen haben führende Intensivmediziner vor eiligen Maßnahmen gewarnt. „Bund und Länder müssen jetzt aufpassen, das Spiel in der Verlängerung nicht zu verlieren“, sagte Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin, der „Rheinischen Post“. „Ich warne davor, noch im März starke Lockerungen des Lockdowns vorzunehmen. Unsere Berechnungen zeigen, dass die Impfungen noch nicht schnell genug sind, um eine dritte Welle zu verhindern, wenn es vor April eine Rückkehr zum Lockdown light wie im November gibt“, sagte Karagiannidis, der auch wissenschaftlicher Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist. Er forderte bei den Impfungen mehr Tempo durch eine Einbindung der niedergelassenen Ärzte. „Es ist jetzt zwingend nötig, die Hausarztpraxen schnell fit zu machen, damit sie möglichst ab sofort alle Impfstoffe verimpfen können.“ Das würde wie bei der Grippe die Impfung beschleunigen, sofern genug Wirkstoff vorhanden sei, sagte Karagiannidis. „Außerdem halte ich es für einen großen Fehler in der Teststrategie, dass Kontaktpersonen von Corona-Positiven bislang nicht systematisch getestet wurden. Sie mussten zwar in Quarantäne, kannten aber oft ihren eigenen Infektionsstatus nicht.“

Infektionsforscherin stellt Impfreihenfolge nach Alter in Frage

Die international bekannte Infektionsbiologin Gabriele Pradel von der RWTH Aachen stellt die Impfpriorisierung nach Alter in Frage. „Gerade ältere Menschen sprechen oft schlecht auf Impfungen an“, schreibt die Aachener Professorin in einem Beitrag für die „Rheinische Post“. Die Mechanismen der Immunisierung funktionierten bei älteren Menschen meist nicht mehr richtig, so die Naturwissenschaftlerin, die zu den führenden Infektionsforschern Deutschlands zählt. „Wie alle Organe und Gewebe unseres Körpers altert auch unser Immunsystem. Im schlimmsten Fall müssen ältere Menschen wiederholt in kurzen Abständen geimpft werden, um sie dauerhaft vor einer Infektion zu bewahren“, schreibt Pradel weiter. „Im Kampf gegen Covid-19 ist momentan jedoch nur eine beschränkte Anzahl an Impfdosen vorhanden, um unsere Gesellschaft als Ganzes gesund und funktionsfähig zu halten. Eine Impfpriorität nach Lebensalter ist vor diesem Hintergrund diskutabel.“

Chefinnovator des Bundes drängt auf Nachbesserungen der Corona-App

Der Chef der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND), Rafael Laguna, drängt auf Nachbesserungen der Corona-App, um so die Pandemie besser zu bekämpfen. „Das Gerede vom schädlichen Datenschutz ist Schwachsinn“, sagte er dem „Handelsblatt“. Stattdessen müsse Deutschland mit der App „viel mehr Informationen sammeln und die Digitalisierungskette in die Gesundheitsämter aufbauen“, forderte Laguna, der im Auftrag des Bundes seit 2020 Top-Innovationen sucht und fördert. Vor allem müsse „der Bund viel mehr werben, damit statt 20 mindestens 50 Millionen Menschen mitmachen – für Corona und künftige Pandemien“. +++