RKI meldet 12.690 Corona-Neuinfektionen

Ärztevertreter fordern bundesweite Verlängerung des Lockdowns

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Samstagmorgen 12.690 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren noch einmal 12 Prozent oder 1.765 Fälle weniger als am Samstagmorgen vor einer Woche, als auch schon weniger als halb so viele Infektionen wie eine Woche zuvor gemeldet worden waren. Das RKI wies darauf hin, dass die Zahlen wegen der Feiertage schwer zu interpretieren sind: Es ist unklar, ob die Zahlen zurückgehen, weil das Infektionsgeschehen wirklich nachlässt, oder ob die Arbeitszeiten der Gesundheitsämter und weniger Tests ausschlaggebend sind. Außerdem meldete das RKI nun 336 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus, auch das ein im Vergleich der letzten Tage sehr niedriger Wert. Auf den Intensivstationen wurden unterdessen am frühen Samstagmorgen 5.593 Covid-19-Patienten intensiv behandelt, 30 weniger als 24 Stunden zuvor. Dieser Kennwert sinkt seit ein paar Tagen, er gilt als wesentlich robuster gegenüber Wochen- und Feiertag seffekten, weil die Krankenhäuser verpflichtet sind, täglich ihre Zahlen zu melden.

Ärztevertreter fordern bundesweite Verlängerung des Lockdowns

Ärztevertreter fordern mit Blick auf die Bund-Länder-Schalte am kommenden Dienstag dringend eine bundesweit einheitliche Verlängerung der Lockdown-Maßnahmen. „Die Belastung durch die Versorgung der Patienten mit Covid-19 ist auch an den Feiertagen weiter angestiegen“, sagte die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Kliniken hätten keine Atempause. „Das Gesundheitssystem braucht dringend eine Entlastung, die nur durch eine Verlängerung der Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung zu erreichen ist. Anders werden wir die Lage nicht in den Griff bekommen.“ Zur Verschärfung der Situation führe, dass immer mehr Patienten auf den Intensiv- und Infektionsstationen mit immer weniger Personal versorgt werden müssten, weil sich auch Krankenhauspersonal mit dem Virus infiziere. Diese extreme Arbeitslast sei dauerhaft nicht zu schultern. Sie wünsche sich „von dem Treffen der Ministerpräsidenten in der nächsten Woche eine möglichst einheitliche Verlängerung der Kontaktbeschränkungen“, so Johna. Die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft dämpfte zudem die Hoffnung auf eine rasche Entspannung durch den Start der Impfungen: „Bei allem Optimismus muss uns klar sein, dass durch die Impfung zumindest in den ersten drei Monaten des neuen Jahres kaum Entlastung für das Infektionsgeschehen zu erwarten ist.“ Angesichts der neuen hochinfektiösen Virusvariante sei das Ziel einer Inzidenz von 50 Fällen pro Woche auf 100.000 Einwohner besonders wichtig: „Wir dürfen diese Zielmarke nicht aus den Augen verlieren.“ Vorschläge, die Corona-Strategie zu ändern und nur noch Risikogruppen zu schützen, wies die Medizinerin zurück: „Die mehr als 20 Millionen Menschen in hohem Alter oder mit Vorerkrankungen lassen sich nur konsequent schützen, wenn die Übertragung des Virus in der gesamten Bevölkerung abnimmt.“

Lauterbach für deutschen Alleingang bei Impfstoff-Zulassung

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat angesichts des Engpasses bei Impfstoffen auf eine schnellere Zulassung des Wirkstoffs der Uni Oxford und Astrazeneca gedrungen und einen deutschen Alleingang ins Gespräch gebracht. „Wir sollten prüfen, den Oxford-Impfstoff über die europäische Arzneimittelagentur, die Ema, zuzulassen. Zur Not wäre bei Verzögerungen hier ein deutscher Alleingang sogar vertretbar“, sagte Lauterbach der „Rheinischen Post“. „Außerdem halte ich es für richtig, bei allen verfügbaren Impfstoffen zunächst mit einer Einmalimpfung zu starten. Damit würden wir wahrscheinlich sehr viele schwere Fälle in den nächsten zwölf Wochen abwenden können.“ Lauterbach kritisierte, dass es zu wenige Impfstoffdosen gibt. „Dass Europa so wenig von dem teuren amerikanischen Impfstoff von Moderna gekauft hat, ist sehr bedauerlich. Schon sehr früh war klar, dass der Moderna-Impfstoff sehr stark wirkt und in Hausarztpraxen verwendet werden könnte. Das wäre jetzt kein Nachteil“, sagte Lauterbach. „Auch mehr Biontech-Impfstoff wäre nicht falsch gewesen.“ Man habe wohl zu sehr auf spätere und vielleicht preiswertere Impfstoffe gehofft. „Wenn Deutschland selbst oder die EU von vornherein mehr Biontech-Impfdosen bestellt hätte, wären wir jetzt schon deutlich weiter“, sagte Lauterbach. In der Debatte um mögliche Privilegien für Geimpfte verwies Lauterbach auf noch laufende Studien. „Ich halte das für eine Luxusdebatte. Wir wissen wegen noch laufender Studien erst im Februar, ob Menschen, die den Biontech-Impfstoff erhalten haben, sich trotzdem mit dem Virus anstecken können oder nicht“, sagte Lauterbach. „Wäre das der Fall, wäre es sogar gefährlicher, Geimpfte ohne Maske und Abstand in Gaststätten oder Flugzeuge zu lassen, weil sie das Virus noch schneller weitergeben könnten.“ Es reiche also, wenn man diese Debatte im Sommer beginne, sagte der SPD-Politiker. +++

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