Risikobetriebe: Bundesamt für Verbraucherschutz will mehr Kontrollen

Neuregelung von Lebensmittelkontrollen mehr Effizienz erwartet

Der Präsident des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) fordert eine deutlich häufigere Überprüfung von riskanten Lebensmittelbetrieben, um neue Skandale zu verhindern. „Betriebe und Branchen, die auffällig sind, müssen öfter überprüft werden. Wird ein Missstand entdeckt, muss konsequent gehandelt, durchgegriffen und sanktioniert werden“, sagte Friedel Cramer den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Im Gegensatz zu Verbraucherschützern erwartet Cramer durch die Neuregelung von Lebensmittelkontrollen mehr Effizienz.

Die Länder müssten pro Jahr 31 Millionen Euro mehr Geld dafür ausgeben und ihr Personal aufstocken, sagte Cramer, „das ermöglicht tausende Kontrollen mehr im Jahr.“ Zudem würde mehr anlassbezogen und außerplanmäßig geprüft, so der BVL-Präsident: „Risiko-Betriebe werden künftig häufiger getestet. Im Extremfall kann dies sogar täglich erfolgen.“ Der Bundesrat stimmt an diesem Freitag über neue Rege ln für Lebensmittelkontrollen ab. Sorgen bereiten Cramer die zunehmenden Beanstandungen bei Nahrungsergänzungsmitteln. „In der Corona-Zeit wurden z. B. manche Nahrungsergänzungsmittel als wirksame Mittel gegen Covid-19 beworben. Ihnen wurde eine Stärkung der Abwehrkräfte angedichtet, was medizinisch nicht nachvollziehbar ist. Hier handelt es sich um irreführende, unlautere Werbung“, kritisiert Cramer. Gesundheitsbezogene Aussagen für Nahrungsergänzungsmittel seien grundsätzlich verboten. Nahrungsergänzungsmittel sind laut Cramer „bei einer gesunden ausgewogenen Ernährung nicht erforderlich“. Manche Mineralien mögen sinnvoll sein, doch auch hier sei Vorsicht geboten: „Überdosierungen, wie beispielsweise bei Selen, können durchaus gesundheitsschädlich sein.“

Cramer sieht zudem Regelungsbedarf für Hanf-Produkte, die Cannabidiol (CBD) enthalten. „CBD hat eine pharmakologische, eine betäubende Wirkung. Keiner braucht Cannabidiol, um sich gesund zu ernähren“, so Cramer. CBD sei kein traditionelles Lebensmittel und müsste deshalb entweder als neuartiges Lebensmittel oder als Arzneimittel zugelassen werden. Lebensmittelfälschung gibt es besonders häufig bei Olivenöl. „Aus Sonnenblumenöl und Chlorophyll werden teils täuschend echt Olivenöle zusammengepanscht“, berichtet Cramer. Auch Haselnusspaste werde manchmal mit günstigen Erdnüssen gestreckt, was für Allergiker sehr gefährlich sein könne. Von den meisten Fälschungen gehe keine Gesundheitsgefahr aus. „Sie erfolgen vor allem wegen des wirtschaftlichen Profits.“ Grundsätzlich bezeichnet Cramer die Lebensmittel in Deutschland als „weitestgehend sicher“. Es könne aber immer vorkommen, dass Fremdkörper durch Maschinendefekte oder menschliche Fehler in der Produktion in Lebensmittel geraten. Durch Ausfall von Kühlketten kann es zu mikrobiologischen Belastungen kommen. „Die Verantwortung für die Qualität und Sicherheit liegt in der Europäischen Union grundsätzlich bei den Lebensmittelunternehmen – also allen, die Lebensmittel herstellen, anbieten oder in den Verkehr bringen.“

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