Prof. Dr. Christoph Meinel über die digitale Bildung

Über 800 Gäste folgten Einladung der Sparkasse Fulda zu Vortragsabend

Über 800 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren am Donnerstagabend der Einladung der Sparkasse Fulda zu ihrem traditionellen Vortrags- und Gesprächsabend in die Orangerie des Maritim Hotels am Schlossgarten Fulda gefolgt. Der Abend stand unter dem Motto „Menschsein 2.0 – Vom Leben im Zeitalter der künstlichen Intelligenz“. Als Gastreferent freute sich der Vorstand der Sparkasse Fulda mit Professor Dr. Christoph Meinel einen der führenden Informatiker Deutschlands in Fulda willkommen heißen zu dürfen. Ebenfalls Gast beim turnusmäßigen Sparkassen-Format war die Wirtschaftsredakteurin beim Deutschland Funk Sandra Pfister.

„Mit viel Rhythmus und musikalischem Können sind wir in diesen Abend gestartet“, begrüßte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Fulda, Uwe Marohn, auch im Namen seiner beiden Vorstandskollegen, Horst Habermehl und Christian Markert, die Gäste. Ein besonderer Willkommensgruß galt mit Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Landrat Bernd Woide (beide CDU) den beiden Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Sparkasse. Als Vorsitzender des Kreistags wurde Helmut Herchenhan besonders begrüßt. Für alle Vertreter der Kirchen wurde stellvertretend Generalvikar Christof Steinert, für die Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda, ihr Hauptgeschäftsführer Michael Konow, sowie für die Kreishandwerkerschaft Fulda, Kreishandwerksmeister Torsten Krämer besonders willkommen geheißen.

„Ein bisschen mehr Normalität, ein bisschen mehr Berechenbarkeit und ein bisschen mehr Stabilität – dies hatte ich mir für uns alle im letzten Jahr gewünscht“, so Vorstandsvorsitzender Uwe Marohn in seinen einleitenden Worten zur Begrüßung. Nur leider habe sich dies, wie der Blick auf das Nachrichten- und Weltgeschehen zeigte, nicht erfüllen können. Denn neben den schwierigen Themen, die auch schon die Jahre zuvor bestimmten (Krieg in Europa, eine immer noch hohe Inflation, hohe Energiepreise und Fachkräftemangel) seien im vergangenen Jahr noch einmal weitere unschöne Themen, wie der Nahost-Konflikt, die schlechte Wirtschaftsleistung in Europa und „ehrlicherweise die noch schlechtere Wirtschaftsleistung bei uns in Deutschland“ hinzugekommen. Einzig die Corona-Pandemie habe man weitestgehend hinter sich lassen können. Marohn: „Wir befinden uns weiterhin in sehr unruhigen Zeiten, die wir aktuell in unserem Umfeld erleben. Zeiten, die uns im Persönlichen, wie auch im Beruflichen massiv fordern.“

Mit der Geschäftsentwicklung und dem Ergebnis des letzten Geschäftsjahres zeigt sich der Sparkassen-Vorstand „glücklicherweise“ zufrieden. So konnte die Sparkasse im vergangenen Jahr vom hohen Zinsniveau profitieren; für das bereits laufende Geschäftsjahr müsse man nach Marohn sehen, wie stark sich die inverse Zinsstruktur auf das Ergebnis auswirkt. Darüber hinaus entwickele man das Kreditinstitut nach den Worten von Uwe Marohn zwar „unaufgeregt“, dafür aber „in vielen kleinen Schritten“ und „in vielen Bereichen“ kontinuierlich weiter. Für ihre Kundinnen und Kunden bleibe die Sparkasse Fulda auch in Zukunft „der zuverlässige, kapitalstarke und stabile Finanzpartner der Region“. So werde sich das Kreditinstitut auch weiterhin dafür einsetzen, das große wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenzial der Region zu begleiten und falls erforderlich auch zu stärken.

Vorstandsvorsitzender Uwe Marohn: Wir gehen davon aus, dass KI zukünftig in der allgemeinen Automatisierung, im Marketing und Businessmanagement sinnvoll unterstützen wird.“

Zum Motto der gestrigen Veranstaltung Bezug genommen, sagte der Vorstandsvorsitzende, dass ihm bei der Anlehnung an Potenziale und den Hinweisen auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) das Gebrauchen des Begriffs „Künstliche Intelligenz“ fast schon ein wenig inflationär vorkomme ähnlich wie auch die Begrifflichkeiten Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Viele Bewertungen, die KI zugeschrieben werden, seien Marohn zu drastisch, weil sie „zu sehr in das eine oder andere Extrem politisierten“. Nach seinem Befinden finde KI jedoch in vielen Bereichen unseres Lebens doch recht sinnvoll statt, wie beispielsweise die Gesichtserkennung bei Mobiltelefonen oder das autonome Autofahren. Auch bei der Sparkasse Fulda komme KI bereits zur Anwendung zum Beispiel bei der Sicherheit von Finanztransaktionen oder der Entwicklung von Betrugsfällen. Uwe Marohn: „Wir als Sparkasse Fulda gehen davon aus, dass Künstliche Intelligenz zukünftig in der allgemeinen Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen – aber auch in den Bereichen Kundenservice, Marketing und Vertrieb oder auch im Businessmanagement sinnvoll unterstützen wird.“

In seinem Impulsvortrag lud Professor Dr. sc. nat. Dr. rer. nat. Christoph Meinel das Publikum dazu ein, mit ihm „hinter die Kulissen“ der digitalen Bildung, ChatGTP und Machine Learning zu schauen. Vor 10 Jahren, so der langjährige Geschäftsführer des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering gGmbH (HPI) und Gründungsdekan der Digital Engineering Fakultät der Universität Potsdam, habe KI ein neuer Hype ausgelöst. Es begann das Zeitalter der Digitalen Transformation. Der menschlichen Intelligenz gegenübergestellt, gibt es für diese jedoch keine eindeutige Definition. Auch wenn sich mittels Künstlicher Intelligenz zwar vieles vereinfachen lasse, gehe durch sie der Pioniergeist ein Stück weit verloren, da alles in Verordnungen geregelt ist. „Die Innovation ist geregelt; Veränderung ist jedoch viel schnell und tiefgreifender als wir das denken“, so der emeritierte C4 Professor für Internettechnologien und Systeme am HPI und der Universität Potsdam. Essenziell beim Umgang von KI sei nach Professor Dr. Christoph Meinel Menschen durch eine gute Bildung zu befähigen, selbstbestimmt durch die Welt zu gehen.

Professor Dr. Christoph Meinel war von Oktober 2004 bis zum März 2023 Direktor und Geschäftsführer des Hasso-Plattner-Instituts für Digitale Engineering gGmbH (HPI) und in den Jahren 2017-2021 Gründungsdekan der Digital Engineering Fakultät der Universität Potsdam. Er ist C4-Professor für Informatik und leitet das Fachgebiet für Internet-Technologie und Systeme. Gefördert vom Bundesforschungsministerium hat Meinel 2017-2021 die HPI Schul-Cloud entwickelt, die heute von etwa 2 Mio. Schülern und Lehrern genutzt wird. 2022 hat er für das hessische Kultusministerium das Konzept für ein neues Schulfach „Digitale Welt“ erarbeitet. Etwas beunruhigend mag hingegen die Tatsache erscheinen, dass in circa 15 Jahren bestimmte Berufe es so in ihrer ursprünglichen Art nicht mehr geben wird, wie die gebürtige Saarländerin, die Wahl-Kölnerin sowie Wahl-Londonerin, die Journalistin Sandra Pfister es auf dem Podium im Nachgang an den Impulsvortrag von Meinel formulierte. Berufe wie der des Kameramanns, des Redakteurs oder des Krankenpflegers könnten durch KI in Zukunft abgelöst werden und durch Roboter ersetzt werden.

Landrat Bernd Woide: Sind wir Menschen als Individuen als solche überhaupt noch erkennbar oder sind wir nur noch Randfiguren?“

Ein „Danke“ für die Stadt und den Landkreis Fulda adressierte Landrat Bernd Woide an den Hauptredner des gestrigen Abends. „Sie haben uns das etwas sperrige Thema heute Abend doch sehr, sehr nahegebracht“, sagte der Landrat. So gebe es wahrscheinlich kein Thema, das uns national wie international oder hier bei uns so sehr bewegt wie KI. Dies erlaube uns die Frage: „Sind wir Menschen als Individuen als solche überhaupt noch erkennbar oder sind wir nur noch Randfiguren?“ Und weiter: „Sie Herr Meinel haben heute Abend eindrucksvoll dafür geworben, diesen Prozess aktiv zu gestalten, heraus aus der Position der Chancen und das sollten wir heute für uns mitnehmen.“ Das Entscheidende hierbei, so Landrat Woide, sei jedoch das Vertrauen. Und Vertrauen sei auch jene menschliche Kategorie, diese Sparkassenkundinnen und -kunden ihrem Kreditinstitut entgegenbringen. Bei allem, was durch KI generiert oder vereinfacht werden könne, so stehe doch der Mensch im Mittelpunkt.

Musikalisch begleitet wurde der Vortrags- und Gesprächsabend der Sparkasse Fulda vom Akkordeonduo Con:trust. Seit nunmehr acht Jahren wirken Marius Staible und Daniel Roth als Duo. In ihrem Instrument wurden sie an der Hochschule für Musik Franszt Liszt Weimar ausgebildet und sind, wie Vorstandsvorsitzender Uwe Marohn eingangs ausführte, längst zu gefragten Botschaftern des Instruments geworden. +++ jessica auth