Podiumsdiskussion des Kreisbauernverbands Fulda-Hünfeld e.V. mit Bundestagskandidaten

Über die Landwirtschaft der Zukunft

Zu einer Podiumsdiskussion mit den Bundestagskandidaten von CDU, SPD, Grünen, FDP, Die Linke und AfD hatte der Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld e.V. unlängst nach Fulda-Neuenberg in die Ernst-Barlach-Straße 18 eingeladen. Dabei ging es vor allem um landwirtschaftliche Themen. An die 60 Teilnehmer – vor allem aus den Reihen der örtlichen Landwirte – nahmen an der Veranstaltung teil. Stefan Schneider aus Künzell, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Fulda-Hünfeld e.V. (KBV), leitete die Diskussion als Moderator. Mit ihm auf der Diskussionsbühne saßen Michael Brand (CDU), Birgit Kömpel (SPD), Jürgen Lenders (FDP), Joachim Nophut (Bündnis 90/Die Grünen, stellvertretend für Gianina Zimmermann) und Johannes Marxen (AfD, stellvertretend für Martin Hohmann). Es fehlte Nuha Sharif-Ali (Die Linke), sie musste aus gesundheitlichen Gründen die Teilnahme absagen.

Bereits die erste Frage von Stefan Schneider hatte es in sich: Sind die Landwirte beim Thema Klimawandel das Problem oder ein Teil der Lösung? Dass „alles beim Alten“ bleiben könne, sei keine Option, sagte Birgit Kömpel dazu. Aber sie machte sich auch stark dafür, dass die landwirtschaftlichen Betriebe Planungssicherheit bräuchten. Jürgen Lenders kritisierte, dass eine „romantisierende Vorstellung“ von der Landwirtschaft in der Gesellschaft vorherrsche. Er sehe die Landwirtschaft „ganz klar als Teil der Lösung“. Mit ihrer Arbeit übernähmen die Landwirte, auch was den Klimaschutz betrifft, „eine wichtig öffentliche Aufgabe“, sagte der FDP-Kandidat. Michael Brand positionierte sich ebenfalls eindeutig: „Die Landwirtschaft ist Teil der Lösung. Es gibt keinen Klima- und Artenschutz ohne die Landwirte.“ Der Christdemokrat forderte einen kooperierenden Naturschutz. Die Zeiten, in denen Landwirte als „Brunnenvergifter und Tierquäler“ diffamiert worden seien, müssten aufhören. Die Landwirtschaft habe beim Thema Klimaschutz ihr Etappenziel für das Jahr 2020 zudem erfüllt, so der Politiker. Er forderte jedoch auch die Landwirte auf, zwischen geltenden Regeln und ungerechter Behandlung zu unterscheiden und sich mehr mit ihren Kritikern zu beschäftigen und „dagegen zu halten“.

Landwirte müssten von ihrer Arbeit leben können, fügte er hinzu. Johannes Marxen berichtete, dass allein in Deutschland 30 Prozent der hergestellten Lebensmittel im Müll landen oder nur noch als Tierfutter verwendet werden. Sein Vorschlag: Die Überproduktion stoppen und 30 Prozent weniger Lebensmittel herstellen. Die Landwirtschaft mache sich derzeit ihren eigenen Markt kaputt, befand Marxen. Großvieheinheiten müssten sich nach der Hektaranzahl der Betriebe richten. Er suchte die Schuld für die aktuelle Lage bei Horst Seehofer (CSU), dem einstigen Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Joachim Nophut sprach sich dafür aus, große Betriebe „nach unten“ zu begrenzen. Landwirte müssten zudem für Umwelt- und Tierschutzmaßnahmen entlohnt werden. Konventionelle und Bio-Betriebe dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, sagte er.

Auf Stefan Schneiders Frage, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen werde, antwortete Jürgen Lenders: „Das kommt darauf an, wer regiert.“ Er riet den Landwirten, sich nicht nur auf eine Form des Wirtschaftens zu konzentrieren. Die Nachfrage nach regionalen Produkten sei indes schon da, bekräftigte Birgit Kömpel. Auch das Kaufverhalten der Verbraucher habe sich in den vergangenen Jahren geändert. Michael Brand zweifelte daran, ob der Verbraucher tatsächlich „schon so weit“ sei wie Birgit Kömpel es betonte. „Wir müssen hier noch mehr machen“, sagte er. Johannes Marxen kritisierte, dass Landwirte zu viele Subventionen erhielten. Dies zeige, dass auf dem Markt die Wertschätzung für die landwirtschaftlichen Produkte fehle. Joachim Nophut forderte mehr Innovation auf Seiten der Betriebe. Sie sollten ihr Wirtschaften künftig auf mehreren Säulen aufbauen, etwa nicht nur auf Standardfrüchte auf den Feldern setzen. Wichtig sei es, dass richtige Maß zwischen extensiver und intensiver Landwirtschaft zu finden. In einer Fragerunde meldeten sich die Landwirte im Publikum zu Wort. Dabei wurde zum Beispiel auf die Verantwortung seitens der Verbraucher hingewiesen. Abgestimmt werde an der Kasse.

Die Landwirtschaft „schiebt nur nach, was gekauft wird“, so der Tenor. Die aktuellen Vorschläge der Politik seien weit entfernt von der Realität. Auch fehlte in der öffentlichen Diskussion das Wissen um wissenschaftliche Grundlagen. Weniger zu produzieren, dagegen sprach man sich aus. Andere, ärmere Länder seien auf Exporte aus reichen Ländern wie Deutschland angewiesen, hieß es. Die Landwirte bekräftigten, dass es darum gehe, Vertrauen zu schaffen, und sie machten sich für ihren Berufsstand stark. Landwirte seien heutzutage perfekt ausgebildet, leisteten viel Arbeit und seien immer wieder gezwungen, neue Wege zu gehen, von denen nicht alle mit Erfolg gekrönt seien. Ein Junglandwirt warf den anwesenden Politikern vor, seine Generation zu demotivieren. Er forderte Lösungen für alle.

Michael Brand warb in diesem Zusammenhang für gegenseitigen Respekt. Die Haltung „die da oben“ sei nicht zielführend. „Das geht gar nicht“, sagte er. Demokratie brauche Mehrheiten. Auch er sei nicht immer mit allen Ergebnissen zufrieden. Die eine Lösung für alle gebe es nicht. Er plädierte dafür, die Lage in Deutschland – egal ob Landwirtschaft oder Corona – nicht schlecht zu reden. Andere Länder blickten auf Deutschland und fragten sich: „Wie machen die das?“, so der CDU-Politiker. Auch Birgit Kömpel pflichtete ihm bei. Sie riet den Landwirten, sich in den großen Parteien zu engagieren. Sie warb dafür, sich aktiv zu beteiligen und einzusetzen, nicht nur in Bürgerinitiativen, sondern auch auf politscher Ebene, wo sich Dinge verändern ließen. +++ pm