Platzeck: Wowereits Rücktritts-Ankündigung hat alle überrascht

Potsdam/Berlin. Der ehemalige Brandenburger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) wurde vom Zeitpunkt der Rücktrittserklärung Klaus Wowereits überrascht. „Es war klar, dass Klaus Wowereit 2016 nicht nochmal in den Ring steigt. Aber, dass er seinen Rücktritt erklärt, das war, glaube ich, niemandem bekannt“, sagte Platzeck am Dienstag „HR Info“. Spekulationen über einen nicht ganz freiwilligen Rücktritt schloss Platzeck aus: „Da soll man die Dinge, die da gelaufen sind, auch innerparteilich, nicht überbewerten.

Klaus Wowereit hält eine Menge aus, der hat schon im vergangenen Jahr eine Menge ausgehalten. Der hätte, wenn er es gewollt hätte, auch dies und jenes noch ausgehalten, aber er hat für sich gesagt, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen – und um mit ihm zu enden: das ist auch gut so. Nun müssen andere zeigen, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes auch in diese Schuhe reinpassen.“ Platzeck zollte der Entscheidung des scheidenden regierenden Bürgermeisters Respekt: „Es war sehr selbstbestimmt, es war sehr klar, und ich habe das Gefühl, er hat den richtigen Zeitpunkt nicht nur gesucht, sondern auch gefunden. Man hat gemerkt, dass er mit sich und seiner Entscheidung auch im Reinen ist.“

Wowereits politisches Erbe und die Verdienste um die deutsche Hauptstadt stellte Matthias Platzeck in „HR info“ noch einmal klar: „Klaus Wowereit hat sich um diese Stadt nicht nur verdient gemacht, er sie schlicht geprägt. Er hat die Stadt kolossal verändert. Man muss sich nur mal 15 Jahre zurückbeamen, und sich Berlin mal vorstellen, es war ja schon ein bisschen verschnarcht und teilweise auch ein wenig belächelt. Und heute ist es eine europäische Metropole mit Ausstrahlung in die ganze Welt. Er hat durch seine Art, sein Charisma und seine Ausstrahlung diese Weltoffenheit mit erzeugt.“ An ein politisches Comeback Wowereits glaubt Platzeck nicht: „So wie ich ihn kenne, schließe ich das aus. Aber wir können uns sicher sein, dass er sich nicht in einen Winkel, gar einen Schmollwinkel zurückzieht.“

Thierse: Nachfolge nicht auf Berliner Politiker begrenzen

Der ehemalige Bundestagspräsident und Berliner SPD-Politiker Wolfgang Thierse fordert seine Partei auf, sich bei der Suche nach einem Nachfolger für Klaus Wowereit ausdrücklich nicht auf einen Berliner Landespolitiker zu beschränken. Der Nachfolger des Regierenden Bürgermeisters dürfe „nicht in den Hinterzimmern einiger Politiker ausgehandelt werden“, sagte Thierse dem „Tagesspiegel“. Die Berliner SPD solle „die Zeit bis Dezember nutzen, um auch ausdrücklich den Blick über den landespolitischen Tellerrand hinaus zu heben“. Dort gebe es „eine Menge guter Politiker“, sagte Thierse, ohne Namen nennen zu wollen. Wowereit hatte am Dienstag angekündigt, sein Amt im Dezember 2014 zur Verfügung stellen zu wollen.

Schulz hat Nachfolge abgelehnt

Laut eines Zeitungsberichts hat es EU-Parlamentspräsident Martin Schulz bereits in der Sommerpause abgelehnt, die Nachfolge des scheidenden Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit (beide SPD), anzutreten. SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte demnach angeblich versucht, Schulz für die Wowereit-Nachfolge zu gewinnen, berichtet der „Tagesspiegel“. Dieser habe jedoch aus familiären Gründen abgelehnt. Dagegen verlautete aus Berliner SPD-Kreisen, Schulz habe sein Nein mit der Zerstrittenheit des Berliner Landesverbandes begründet. Wowereit hatte am Dienstag angekündigt, sein Amt im Dezember 2014 zur Verfügung stellen zu wollen.  Nach mehr als 13 Jahren als Regierender Bürgermeister Berlins hatte Klaus Wowereit (SPD) am Mittag überraschend seinen Rücktritt für den 11. Dezember angekündigt. +++ fuldainfo