Philips-Deutschlandchef warnt vor schleppender Digitalisierung

Während wir über Datenschutz diskutieren und nichts passiert, enteilen uns China und die USA

Digitalisierung

In der Debatte um die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens hat Philips-Deutschlandchef Peter Vullinghs davor gewarnt, den Anschluss an die USA oder China zu verlieren. „Wir brauchen digitale Lösungen, um das Gesundheitssystem zu verbessern. Wenn wir jedoch über Datenschutz sprechen, dann oft, um einen Grund zu haben, genau das nicht zu tun“, sagte Vullinghs, der das Geschäft des niederländischen Konzerns in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortet, der „Welt“.

„Während wir über Datenschutz diskutieren und nichts passiert, enteilen uns China und die USA. Irgendwann wird Amerika uns sagen, was wir tun sollen.“ Nachdem Philips sein Lichtgeschäft ausgegliedert und an die Börse gebracht sowie die Unterhaltungselektronik verkauft hatte, investiert der Konzern derzeit Milliarden in den Ausbau des Medizintechnikgeschäfts und in digitale Lösungen für das Gesundheitswesen. Dazu zählen beispielsweise ein datenbasiertes Frühwarnsystem für Krankenhäuser oder eine digitale Plattform für Krebspatienten. Nach Aussage des Philips-Managers hat Deutschland bei der Digitalisierung „noch viel Luft nach oben“ – auch, weil die Angst um sensible medizinische Informationen mögliche Fortschritte ausbremst.

„Aktuell sind meine Daten doch auch überall, in der Arztpraxis, bei der Krankenkasse oder anderswo. Wenn wir aber eine digitale Patientenakte einführen, dann sind die Daten in meiner Hand und ich kann selbst entscheiden, was damit passiert“, so Vullinghs. Der Philips-Manager stellte klar, dass die europäische Datenschutzrichtlinie seinem Unternehmen „heilig“ sei: „Wir anonymisieren alle Daten und wir verkaufen sie nicht.“ Es gebe jedoch genügend technische Lösungen, um Daten zu schützen, so Vullinghs. „Datenschutz ist wichtig, aber er darf uns nicht bremsen.“ Müsse Philips sich beispielsweise entscheiden, wo ein Forschungslabor zur künstlichen Intelligenz aufgebaut werde, stünde der Konzern vor folgender Situation: „In Europa wird ewig diskutiert, während in den USA weiter geforscht werden kann. Das wird irgendwann zum Problem für unsere Wettbewerbsfähigkeit.“ +++