Partner der Region informierten anlässlich des diesjährigen Weltdiabetestag

Pro Tag werden mehr als 1.000 Diabetiker diagnostiziert

Wie jedes Jahr ein absoluter Besuchermagnet: Der Diabetes-Parcours im Foyer des Herz-Jesu-Krankenhauses Fulda

Anlässlich des gestrigen Weltdiabetestages 2018 informierte das hiesige Diabetesnetz Osthessen e. V. zusammen mit regionalen Partnern – darunter das Herz-Jesu-Krankenhaus (HJK) Fulda, das Gesundheitsnetz Osthessen und andere Organisationen – am Mittwochnachmittag traditionell im Foyer des Herz-Jesu-Krankenhauses über die Entstehung und die damit verbundenen Risiken von Diabeteserkrankungen. Im Fokus stand dabei der Diabetes mellitus Typ 2. Im Jahr 1980 schätzten Experten die Zahl der Menschen, die weltweit an Diabetes mellitus erkrankt sind, auf rund 108 Millionen Menschen. Im Jahr 2014 hatte sich die Zahl der Diabetes-Erkrankten mit rund 422 Millionen Menschen bereits vervierfacht. Damit hat Diabetes weltweit eine führende Rolle unter den Volkskrankheiten übernommen und ist zu einer großen Herausforderung für die Gesundheit und die Gesundheitssysteme geworden“, unterstreicht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in seinem Grußwort zum diesjährigen Weltdiabetestag.

Dr. med. Klaus StieneckerIn Deutschland sind laut dem Robert-Koch-Institut 6,7 Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt. Neben dem individuellen Leid für die Betroffenen, verursacht der Diabetes enorme Kosten und wirtschaftliche Belastungen. Nach Berechnungen des Deutschen Diabetes Zentrums in Düsseldorf wird in Deutschland jeder zehnte Euro für direkte medizinische Kosten des Typ-2-Diabetes aufgewendet. Dies entspricht rund 16 Milliarden Euro pro Jahr. Zum Glück sind wir dem Typ-2-Diabetes und dessen Folgen nicht schicksalhaft ausgeliefert. „In jeder Phase der Krankheitsentwicklung gibt es Chancen der Prävention, die wir noch konsequenter nutzen müssen“, so der Bundesgesundheitsminister. Hierzu gehören erstens die Vermeidung der Entstehung eines Typ-2-Diabetes durch Primärprävention, zweitens die frühzeitige Erkennung und Behandlung bei besonders gefährdeten Menschen mit einem erhöhten Diabetes-Risiko (Sekundärprävention) und drittens die optimale Behandlung eines bereits eingetretenen Diabetes und dessen Komplikationen und Folgeerkrankungen (Tertiärprävention). „7- bis 8 Prozent der Deutschen Bevölkerung sind an Diabetes erkrankt. Nicht erfasst ist hierunter der Bevölkerungsanteil, der gar nicht weiß, dass er an Diabetes erkrankt ist. Daher muss man von einem größeren Anteil der Dunkelziffer ausgehen“, so Dr. med. Klaus Stienecker, Facharzt für Gastroenterologie, Diabetologie und Proktologie.

Jährlich werden 500.000 neue Diabetiker diagnostiziert, das sind mehr als 1.000 pro Tag. Früh kann jedoch dem Typ-2-Diabetes durch Primärprävention die Grundlage zu seiner Entstehung entzogen werden. Die Grundlage hierzu sieht der Facharzt in der Ernährung als auch in der Bewegung. „Gerade wenn man genetisch veranlagt ist, sollte man auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung achten“, rät Dr. med. Klaus Stienecker. Verzicht sei hier vor allem bei Lebensmitteln geboten, deren Zucker rasch vom Körper aufgenommen werden (Haushaltszucker). Ebenso sollte man auf ausreichende Bewegung – am besten in der Natur – achten. Ein Anfang wäre ein 30-minütiger Spaziergang an der frischen Luft. Wichtig sei, so Dr. Stienecker, dass man sich „an einem Stück“ bewegt. Ideal, um Diabetes mellitus vorzubeugen, wären mehrere Trainingseinheiten in der Woche bestehend aus Ausdauer und Kraft. „Zum Ausdauertraining sollte, um dem Muskelverfall entgegenzuwirken, noch Krafttraining kommen. Das stabilisiert auch die Rückenmuskulatur. Wichtig hierbei ist auch das Schwitzen. „Ein Puls von 100- bis 120 pro Minute für Ungeübte ist ein guter Anfang“, so Dr. Stienecker. Das sportliche Erleben in der Natur hält der Facharzt für Innere Medizin für besonders wichtig: „Wenn ich beruflich den ganzen Tag im Büro verbringe und nur, um mein Gewissen zu beruhigen, für eine halbe Stunde auf den Crosstrainer steige, ist dies auch nicht unbedingt die beste Alternative. Deshalb empfehle ich immer, sich an der frischen Luft – beispielsweise im Wald – zu bewegen.

Referierte zum Thema: Die erfolgreiche, aus der Region stammende Marathonläuferin Anna HahnerNicht selten bergen Erfrischungsgetränke ohne Zucker Risiken. Hierbei sollte man als Verbraucher auf die Austauschstoffe achten. Konsumiert man von light oder Zero-Produkten zu viel, kann es zu Durchfall, Blähungen und ähnlichen Beschwerden kommen. „Solche Produkte sind keine Alternative für den Ersatz von Wasser“, so Dr. Stienecker. Aber kann der Körper durch zu viele Liter Wasser auch belastet werden? „Ja, wenn man an einer Herz-, Leber- oder Nierenschwäche leidet“, sagt Dr. med. Klaus Stienecker. Um frühzeitig über Diabetes aufzuklären, befürwortet der Facharzt für Diabetologie die Aufklärung an Kindergärten und Schulen. „Das passiert meines Erachtens heutzutage viel zu wenig. 27 Prozent der Kinder bewegen sich nicht so, wie es die WHO empfiehlt, nämlich eine Stunde einmal richtig zu schwitzen. Bleibt hierfür – neben dem Sportunterricht in der Schule – im oftmals stressigen Familienalltag nur wenig Zeit, ist es an den Kindern, ihre Bewegungszeit bei den Eltern einzufordern. Hierzu gehört ebenso, dass in den Kindertagesstätten und im Schulunterricht über gesundes Essen und Kochen gesprochen wird, was Eltern mit ihren Kindern unbedingt auch umsetzen sollten. Das alles sollten sich aber auch die Eltern vergegenwärtigen und trotz ihres oftmals stressigen Berufsalltags für ihre Kinder und deren vorgeschlagenen Aktivitäten im Freien Zeit zur Umsetzung finden. +++ ja