Nofallmediziner fürchten Abwärtsspirale bei Versorgung

Verbraucherschützer kritisieren Gesetzentwurf zu Patientenberatung

Krankenhaus-Patient

Die deutschen Intensivstationen haben vor einer sich stetig verschärfenden Personalknappheit gewarnt, so dass künftig mehr Betten gesperrt und weniger Patienten behandelt werden könnten. „Die Abwärtsspirale ist so schnell leider nicht aufzuhalten“, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, der „Rheinischen Post“. In der Konsequenz könne das zu einer verringerten Kapazität der Intensivstationen führen. „In der Intensivmedizin ist klar vorgeschrieben, dass wir nur mit einem bestimmten Personalschlüssel auch Patienten versorgen können.“

Fehle dieses Personal, dürfe man keine weiteren Patienten aufnehmen, in der Medizin hieße dies „Betten sperren“, sagte Marx. Deshalb könne man im Divi-Intensivregister die stetig abnehmende Zahl von betreibbaren Intensivbetten verfolgen. „Dass wir zu wenig Personal auf den Intensivstationen haben ist ein Problem, das wir schon seit vielen Jahren beklagen. Die durch Corona gestiegene Belastung hat die Situation jedoch verschärft“, sagte der Divi-Präsident. Stetiger Druck, arbeiten aus Pflichtgefühl und weit über die eigenen Belastungsgrenzen, habe viele Mitarbeitende irgendwann in die Knie gezwungen. „Sie sind krank, haben Arbeitszeit reduziert oder tatsächlich den Job gewechselt“, sagte Marx. Hierdurch habe sich für das verbleibende Team die Lage aber natürlich noch mehr zugespitzt. Er forderte das Einführen modernerer Arbeitszeiten, die sich flexibel auch mit Familie oder älteren Angehörigen vereinen lassen. Zudem brauche es verbindliche Dienstpläne und psychosoziale Unterstützung für die Mitarbeitenden. „Wir müssen die vorhandenen Mitarbeiter jetzt unbedingt stärken. Kurzfristig Personal aufzustocken, ist hingegen unwahrscheinlich“, so der Intensivmediziner.

Verbraucherschützer kritisieren Gesetzentwurf zu Patientenberatung

Verbraucherschützer haben die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Reform der Unabhängigen Patientenberatung (UPD) als problematisch kritisiert und Nachbesserungen gefordert. „Nach einer ersten Prüfung des Gesetzentwurfs ist es fraglich, ob das Ziel erreicht werden kann, ab 2024 bundesweit eine unabhängige und qualitätsgesicherte Beratung von Patientinnen und Patienten sicherzustellen“, sagte die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), Ramona Pop, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Unverständlich sei vor allem, warum die geplante neue Stiftung durch die gesetzlichen Krankenkassen und die privaten Krankenversicherungen finanziert werden solle, also ausgerechnet von Organisationen, die häufig Auslöser von Beschwerden und Beratungsanliegen von Patienten seien. Vertreter der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung sowie der Politik hätten zudem mächtige Eingriffsrechte zur Kontrolle der Arbeit des Stiftungsvorstands. „Ziel muss es sein, dass die Patientenorganisationen die Verbraucher und Verbraucherinnen unabhängig beraten und deren Anliegen unparteiisch vertreten können“, sagte Pop. +++

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