Neuer Schulleiter auf Schloss Bieberstein

„Hier wird Reformpädagogik gelebt“

Erfahrung und Elan: der neue Schulleiter auf Bieberstein, Dr. Michael Kleinen. Foto: Lietz-Stiftung

Die in der Gemeinde Hofbieber ansässige Hermann-Lietz-Schule auf Schloss Bieberstein hat weit über die Landesgrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf. Im Verbund der vier Lietz-Schulen beherbergt die vor 120 Jahren von dem Reformpädagogen Dr. Hermann Lietz gegründete Schule in der Rhön die gymnasiale Oberstufe. Seit Anfang Februar trägt hier Dr. Michael Kleinen als Schulleiter Verantwortung. „Die Biebersteiner Schulgemeinde freut sich sehr, dass wir für die vakante Stelle eine erfahrene und hoch angesehene Führungspersönlichkeit gewinnen konnten“, sagt Dr. Wilhelm Schaffitzel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Landerziehungsheime Hermann-Lietz-Schule. „Dr. Kleinen hat lange Jahre das renommierte Internationale Gymnasium Pierre Trudeau bei Magdeburg geleitet und bringt wertvolle Expertise im Bereich von Schulen in freier Trägerschaft ein.“

Starke Gemeinschaft

Was hat den Magdeburger gereizt von seiner bilingualen Schule mit über 300 Schülerinnen und Schülern an die zahlenmäßig kleinere Internatsschule in Hessen zu wechseln? Seine Antwort: „Die Möglichkeit auf Bieberstein noch mehr mit Menschen arbeiten zu können. Die Lietz-Pädagogik basiert auf der Beziehung zwischen den Pädagogen und den Schülern. Diese Beziehungsarbeit wird hier tatsächlich gelebt. Das merkt man, wenn man hier hoch kommt.“ Auf Schloss Bieberstein gehe es nicht nur darum, „Wissen in den Kopf zu stopfen“, sondern darum, Persönlichkeiten zu bilden. Diesen pädagogischen Ansatz findet Dr. Kleinen „total spannend“. Denn genau dies sei das Wesen der Pädagogik – auch wenn das an den Schulen häufig vergessen werde. Alleinstellungsmerkmal des Lietz-Internats Schloss Bieberstein sei, dass hier Reformpädagogik wirklich gelebt werde. Dr. Kleinen: „Die meisten anderen Internate orientieren sich mehr am englischen Internatssystem, wo das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler zwar auch freundlich, aber distanzierter ist. Hier bei uns haben wir das Familienprinzip.“ Diese Gemeinschaft hält der neue Schulleiter für wertvoll und charakter-bildend. „Schiller hat mal gesagt, es gehe nicht nur um die Kopfbildung, sondern auch um die Herzensbildung. Und die Herzensbildung können wir hier, glaube ich, ziemlich gut. Aus meiner persönlichen Sicht ist das die beste Schule, die ich jemals erlebt habe.“

„Kein Schloss über den Wolken“

Nun hat Die Lietz-Schule in der Rhön bereits einen sehr guten Ruf und Zuspruch aus ganz Deutschland und etlichen anderen Ländern. Auf die Frage, ob man da überhaupt noch etwas besser machen könne, antwortet Michael Kleinen mit einem Bild: „Als ich das erste Mal in mein Büro kam, habe ich an der Pinnwand eine Karte entdeckt. Da steht drauf, dass 2022 ein Stern nach Bieberstein benannt wurde, offiziell eingetragen im öffentlichen Register. Nach innen leuchtet dieser Stern schon sehr hell und warm, Potenzial hat er aber noch im Leuchten nach außen. Man müsse, so Kleinen, der Öffentlichkeit noch besser verdeutlichen, „dass wir nicht ein Schloss über den Wolken sind, sondern ein Teil der Schullandschaft“. Er wünsche sich ein Bild von Bieberstein mit „ein bisschen weniger Mystik“. Er wolle noch „mehr Offenheit in die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts hineintragen. Da sehe ich Entwicklungspotenzial.“ Bei seinem Dienstantritt sei er von der Schulgemeinschaft mit großer Aufgeschlossenheit empfangen worden, berichtet der neue Schulleiter, der auch selbst auf dem Bieberstein wohnt. Er ist mit einer Grundschulleiterin verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. In seiner Freizeit fährt er gerne Rennrad. Mit einem Freund sei er vor Jahren schon einmal in der Rhön gewesen und habe vom Milseburg-Radweg aus Schloss Bieberstein gesehen. „Da sind wir dann hoch gefahren. Ich habe mir das Schloss anschauen können und die schöne Aussicht genossen – ohne jede Idee, dass das mal etwas mit mir zu tun haben könnte.“ +++ pm