Neue Therapien für Patienten mit Hepatitis C

Chefarzt Dr. Johannes Roth

Lauterbach. Mit neuen Therapien unter Einsatz von auch Interferon-freien Medikamentenkombinationen ist es dem Chefarzt für Innere Medizin/Gastroenterologie am Krankenhaus Eichhof in Lauterbach, Dr. Johannes Roth, nun möglich, die Dauer der Behandlung von Patienten mit chronischer Hepatitis C deutlich zu verkürzen und die Nebenwirkungen zudem erheblich zu senken.

„Seit Anfang dieses Jahres können wir Alternativen für unsere Patienten anbieten. Bei bestimmten Voraussetzungen können Menschen, die eine Interferon-Gabe nicht gut vertragen oder aufgrund von Kontraindikationen nicht für diese Behandlungsart geeignet sind, mit einer Kombinationstherapie aus den neuen Medikamenten Simeprevir, Sofosbuvir und Daclatasvir behandelt werden“, erklärt der Chefarzt. Insbesondere für Patienten des Geno-Typs 1, die mit einer Langzeitbehandlung von bis zu einem Jahr rechnen mussten, ist diese neue Therapiemethode ein Licht am dunklen Interferon-Horizont.

Nebenwirkungen wie Depressionen, Schlaf- und Antriebslosigkeit sowie erhebliche Blutbildverschlechterungen, Leberveränderungen und massive Hautprobleme seien nur einige Beschwerden, mit denen diese Menschen neben ihrer eigentlichen Erkrankung zu kämpfen haben. Zwar habe sich die Heilungsrate bei Hepatitis C nach Aussage des erfahrenen Mediziners in den vergangenen zehn Jahren von etwa 20 Prozent auf mittlerweile 90 Prozent erhöht, doch die meisten Patienten hätten unter der Gabe von Interferon sehr gelitten. In schweren Fällen hätte die Therapie aufgrund der Nebenwirkungen abgebrochen werden müssen, weiß Dr. Roth aus seiner Praxis. Mit der neuen Methode gäbe es insbesondere für diese Patienten wieder Hoffnung auf Heilung.

„Gerade Menschen, die ohnehin unter Depressionen leiden, werden durch die Behandlung mit Interferon noch depressiver. Das verhindert erfahrungsgemäß eine erfolgreiche Behandlung – der einen wie der anderen Krankheit“, sagt der Chefarzt für Innere Medizin/Gastroenterologie am Eichhof. Auch die Dauer der Therapie sei mit den neuen Präparaten deutlich verringert worden. Anstatt bis zu 24 Wochen (Genotyp 2-3) oder bis zu 48 Wochen (Genotyp 1) Behandlungsdauer ist unter Einsatz der neuen Medikamente die Therapie bereits nach 12 Wochen beendet. Daher träten Nebenwirkungen deutlich seltener auf. Allerdings könnte es mit den Krankenkassen in dem einen oder anderen Fall Diskussionen über die Kosten für die Behandlung geben, denn mit 80- bis 100-Tausend Euro sei die neue Therapieform nicht gerade ein Schnäppchen.

Dennoch rät er Betroffenen unbedingt dazu, die notwendigen Parameter bei der Beurteilung des Krankheitsverlaufes und des Behandlungsstadiums medizinisch überprüfen zu lassen und auf diese Weise herauszufinden, ob die neue Therapie das Mittel der Wahl ist, besonders, wenn Interferon-Therapien gescheitert seien.

Besorgt zeigt sich der Mediziner darüber, dass viele Menschen gar nicht wüssten, dass sie an Hepatitis C erkrankt seien. „Übertragen wird die Krankheit durch Blut oder sexuelle Kontakte. Viele Menschen, die in den 70er und 80er-Jahren Bluttransfusionen erhielten oder drogenabhängig waren, wissen gar nicht, dass sie Hepatitis C haben, denn das Virus ist erst seit 1989 im Blut nachweisbar“, klärt Dr. Roth auf. Aber auch durch unsterile Tätowiernadeln oder bei Piercings könne die Krankheit übertragen werden, warnt der Chefarzt.

Meist werde die Erkrankung nur durch Zufall entdeckt. Dr. Roth rät jedem Patienten zu einer Bestimmung des Hepatitis C-Antikörpers im Blut, vor allem, wenn sich bei einer Routineuntersuchung Hinweise auf erhöhte Leberwerte ergeben. Bei einem positiven Befund sollte möglichst unverzüglich professionelle Hilfe aufgesucht werden. +++ fuldainfo