Neben dem Hochmoor ist nun auch das Leegmoor an der Reihe

Bohlenpfad bis 21. Juli gesperrt

Bereits seit Anfang Juni sind Ehrenamtliche des Bergwaldprojekts nun im Hochmoor-Bereich des Roten Moors im Einsatz, um sogenannte Mönche zurückzubauen und morsche Spundwände zu erneuern und zu ersetzen. Im Juli sind nun auch im Leegmoor die Maßnahmen zur Wiedervernässung gestartet. In gezielt ausgewählten Bereichen sollen neu eingebaute Spundwände aus Metall künftig für einen dauerhaften Wasserrückhalt sorgen. Wegen der dreiwöchigen Bauzeit bleibt der Bohlenpfad für Besucher*innen noch bis zum 21. Juli gesperrt. Der Aussichtsturm ist weiterhin erreichbar.

Als Leegmoor wird der abgetorfte Bereich eines Moores bezeichnet. Im Roten Moor begannen die ersten Versuche des Torfabbaus und somit der Trockenlegung schon im Jahr 1809. Ein systematisch angelegter Abbau erfolgte dann ab 1886. Nach fast 100 Jahren intensiven Torfabbaus – zunächst händisch, später mithilfe von Baggern – blieben von 32 Hektar nur noch 11 Hektar gewachsener Moorkörper übrig, davon rund 7 Hektar Randgehänge und 4 Hektar des eigentlichen Hochmoorkörpers.

Nachdem das Rote Moor als Naturschutzgebiet ausgewiesen war, wurde in den 1980er Jahren ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt (F&E) zur Renaturierung des Moores umgesetzt. Neben Abdichtungen am Resthochmoorkörper wurden auch im Leegmoor erstmals Maßnahmen zur Wasserrückhaltung durchgeführt. Die Torf- bzw. Abraumwälle wurden senkrecht zum Hochmoorkörper umgelegt, so dass das Oberflächenwasser zurückgehalten werden konnte. Im Laufe der Jahre bildeten sich so wieder Schwingrasen in kleinen Bereichen zwischen den Wällen. Weiden- und Birken, die sich wegen des wechselfeuchten Zustands entwickeln konnten, wurden zum Teil wieder entfernt.

Was ist das Problem – das Leegmoor ist doch schon renaturiert?

Gerade im südlichen Bereich des Leegmoors waren die Entwicklungsperspektiven nach fachlicher Einschätzung passabel. In diesem Bereich, der durch ein geringeres Gefälle gekennzeichnet ist, können potenziell Übergangs- und Schwingrasenmoore entstehen. Auf kleinen Flächen, insbesondere am Fuß der Torfstichkante, ist auch die Entwicklung lebender Hochmoore nicht ausgeschlossen. In den letzten Jahren entstanden im Leegmoor allerdings zunehmend Rinnen, durch die die Niederschläge rasch abfließen konnten. Die bestehenden Leegmoordämme sind überwiegend mittig beziehungsweise seitlich umspült, ebenso wie die in den 80er Jahren eingebauten Holzspundwände. Hinzu kommt, dass diese Holzspundwände mit der Zeit freigelegt wurden und durch Wind und Wetter verwittert sind. Die teilweise positiven Entwicklungen drohten durch diese Abflüsse Schaden zu nehmen. „Die dortigen Ökosysteme sind ausschließlich auf das Niederschlagswasser angewiesen. Hinzu kommen bereits jetzt die Auswirkungen des Klimawandels, weshalb es dringend notwendig ist, die Ökosystemprozesse zu stabilisieren. Dadurch wird das Moor insgesamt resilienter gegenüber dem Klimawandel“, erklärt Christian Henschke von der Oberen Naturschutzbehörde (ONB) beim RP Kassel. Aus diesem Grund wurde vom RP Kassel im Zuge der Umsetzung des Klimaplans Hessen 2030 die Planung von Maßnahmen zur Wiedervernässung und Renaturierung in Auftrag gegeben.

Was wird gemacht?

Im Winter 2021/22 wurde der Leegmoorbereich genau untersucht, die Abflussbahnen wurden kartiert. Gleichzeitig wurden die Schüttungen der Abflussbahnen überschlägig gemessen. Zur Ermittlung der optimalen Standorte für die Spundwände wurden Boden- und Vegetationsuntersuchungen durchgeführt. Mit den neuen Spundwänden im südlichen Bereich des Leegmoors soll künftig der Wasserabfluss verzögert beziehungsweise verhindert werden, ohne wertvolle Vegetationsstrukturen und Lebensräume zu beeinträchtigen. Ziel ist es, größere Bereiche mit Schwingrasen zu entwickeln und so langfristig eine Moorentwicklung zu befördern. Anders als im Hochmoor, wo die Ehrenamtlichen des Bergwaldprojekts per Hand arbeiten, wird im Leegmoor mit einem speziellen Bagger gearbeitet. Stahlspundwände werden bis zur Tonschicht in den Boden eingedrückt. Warum Spundwände aus Stahl? „Aufgrund der stark schwankenden Wasserstände und der insgesamt niedrigen Anstauhöhe wird hier nicht mit Holz gearbeitet. Diese würden zu schnell verwittern. Daher fiel für diesen Bereich die Entscheidung auf Stahlspundwände“, erklärt Heike Godt von der ONB. Maschinen und Material werden von dem westlich gelegenen Forstweg, der sogenannten Alten Reichsstraße, über eine schmale Gasse ins Moor gebracht. Diese Maßnahmen sind vom Aussichtsturm sichtbar. Bei allen Maßnahmen ist eine ökologische Baubegleitung integriert, um zu gewährleisten, dass die vorhandenen wertvollen Biotopstrukturen des Moores möglichst keinen Schaden nehmen. Während der Planung wurde darauf geachtet, die Störung des Ökosystems so gering wie möglich zu halten, zum Beispiel durch möglichst kurze Wege der Bagger und das Umfahren bedeutsamer Lebensräume.

Warum wird’s gemacht?

Ziel ist, den Wasserabfluss zu verringern, so dass der noch vorhandene Torfkörper wieder stärker vernässt und sich im abgetorften Leegmoor wieder die moortypischen Pflanzengesellschaften entwickeln können. Damit sollen Flora und Fauna ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaveränderungen stärken, und die Funktionalität des Moores soll wiederhergestellt werden. Außerdem kann durch die Renaturierung eines Moores der derzeitig andauernde Austritt von CO2 und Methan gestoppt und in eine Aufnahme von CO2 in die Torfböden umgewandelt werden. Ohne das aktive Eingreifen in das Ökosystem Moor wäre dieses nicht in der Lage, sich selbst zu regenerieren.

Wer ist beteiligt?

Beteiligt sind das Regierungspräsidium Kassel, das Forstamt Hofbieber (HessenForst), das Ingenieurbüro Meier & Weise, Bergwaldprojekt e. V. sowie die Hessische Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön für die fachliche und organisatorische Betreuung vor Ort. Diese übernimmt Ranger Jan Knittel, der bereits seit Anfang Juni auch die Arbeiten des Bergwaldprojekts koordiniert. +++ pm