Nach zweijähriger Corona-Zwangspause ist der Wehner-Groma-Pokal zurück

Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen tangieren Wettbewerbsformat

Nach zweijähriger, Pandemie-bedingter Zwangspause durfte am Freitagabend in der Lehrküche der Eduard-Stieler-Schule (ESS) Fulda wieder gekocht werden. Der Anlass: Der 43. Wehner-Groma-Pokal. Nicht nur bei den Anwärterinnen und Anwärtern der Köchinnen und Köche beziehungsweise den Hotel- und Restaurantfachleuten des 2. und 3. Lehrjahres war die Freude groß – auch den rund 40 Geladenen – darunter mit Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) Mitglieder des Magistrates der Stadt Fulda, die, wie es die Tradition vorsieht, mit ihren Gattinnen erschienen waren, war der Frohsinn, endlich wieder zusammenzukommen und Geselligkeit zu erleben, förmlich anzusehen. Noch nie in seiner über 40-jährigen Geschichte war es vorgekommen, dass der Wehner-Groma-Pokal abgesagt werden musste. Corona machte den Initiatoren – der Wehner Lebensmittel GmbH & Co. KG, der Eduard-Stieler-Schule Fulda, der Kreisverband Fulda der Deutschen Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e.V. und dem Verein der Köche Fulda einen Strich durch die Rechnung. Doch nicht nur ihnen: zu den gebeutelten und abgestraften gehörten während der Pandemie zweifelsohne die Auszubildenden in der Hotellerie und Gastronomie. Da ist es wenig verwunderlich, dass sie vor dem gestrigen Abend etwas Lampenfieber hatten. Am Ende wendete es sich aber wie in jedem Jahr ins Gute. Die Anspannung und Last fiel von den Auszubildenden ab – und so waren sie diejenigen, die am Freitagabend, dem 1. April 2022, gefeiert und umjubelt vom Publikum und der Fachjury ihre Preise und Urkunden glücklich und erfüllt entgegennehmen konnten.

Oliver Wehner, geschäftsführender Gesellschafter der Wehner Lebensmittel GmbH & Co. KG, erinnerte in seinen einleitender Eröffnungs- und Begrüßungsworten an den Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland und in diesem Kontext an den langen und kräftezehrenden Lockdown von November 2020 bis Mai 2021, der für sehr viele Bundesbürgerinnen und Bundesbürger eine Durststrecke war. „Das Virus ist, auch wenn an diesem Wochenende die Corona-Maßnahmen auslaufen und viele Menschen nicht mehr gezwungen sind, sich an Dinge zu halten, noch nicht weg. Für viele ist dies sicherlich eine Erleichterung“, so Wehner. Vieles, was Bundesländer in der Vergangenheit an Maßnahmen beschlossen haben, sei für ihn nicht unbedingt logisch oder gar nachvollziehbar gewesen. Dies sagte er auch im Hinblick, dass viele aus dem Gastgewerbe der Branche den Rücken gekehrt hätten. Stand es schon vor Corona um die Fachkräftesicherung in der Hotellerie und Gastronomie nicht gerade rosig, hat diese sich in der Zeit von Corona noch einmal verschärft. 25 Prozent sind aus der Branche verschwunden. Dabei biete eine Ausbildung in der Hotellerie und Gastronomie gute Berufsaussichten. „Sie haben Berufssichten, die sind glänzend. Sie können sich entwickeln, ihnen steht die Welt, welchen Weg Sie auch wählen, offen“, war der geschäftsführende Gesellschafter der Wehner Lebensmittel GmbH & Co. KG für eine Ausbildung im Gastgewerbe.

Doch der Sohn des Gründervaters des Formates ließ am Freitagabend in seiner Rede auch das Unschöne und Unbequeme, das uns seit einigen Tagen und Wochen in Atem hält, nicht außenvor. Und so führe uns der furchtbare Krieg in der Ukraine, mit dem massiv gestiegene Energiepreise, der Anstieg von Lebensmittelpreisen, Lieferengpässe und Lieferketten-Schwierigkeiten einhergehen, eindrucksvoll vor Augen, wie wichtig Demokratie und ein friedvolles Miteinander ist. In diesem Sinne freute sich Wehner, neben dem Fuldaer Oberbürgermeister und dem Landrat des Landkreises Fulda, Bernd Woide (CDU), auch Menschen aus der Ukraine gestern unter dem Dach der Eduard-Stieler-Schule willkommen heißen zu dürfen. Ein besonderer Dank galt hier dem Vorsitzenden des Vereins der Köche Fulda 1921, Stefan Faulstich, für seinen unermüdlichen Einsatz der Ukraine-Hilfe. So war Faulstich schon mehrere Male gemeinsam mit der Rhöner Nachbarschaftshilfe mit einem Hilfskonvoi an die ukrainische Grenze gefahren, um dort die Menschen mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen und dringend benötigte Sachspenden an die Menschen zu bringen. „Stefan Faulstichs Engagement ist wirklich beispiellos“, so Oliver Wehner. Derzeit beherbergt Faulstich, Koch und Gastronom sowie Inhaber des Restaurants „Rhönblick“ in Petersberg-Steinau auch selbst Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine, diese gestern Abend unter den Gästen verweilten.

Weitere Dankesworte galten dem 1. Vorsitzenden des Fuldaer Kreisverbandes des Deutschen Hotel- und Gastronomieverbandes DEHOGA Hessen e.V. Steffen Ackermann. Aufgrund einer Erkältung konnte Ackermann der 43. Ausgabe des Wettbewerbes nicht persönlich beiwohnen, ihn vertrat Christof Weisenborn, 2. Vorsitzender des Kreisverbandes sowie Inhaber des Gersfelder Hofes und jährlich als Juror beim Wehner-Groma-Pokal vertreten. Weiter wurden willkommen geheißen: Der stellvertretende Amtsleiter des Staatlichen Schulamtes für den Landkreis Fulda Herr Harald Persch, der stellvertretende Schulleiter der Eduard-Stieler-Schule Fulda, Herr Studiendirektor Boris Krieg, von der Hotelfachschule sowie Berufsschule Ernährung und Hauswirtschaft der Eduard Stieler-Schule Fulda Frau Studiendirektorin Margit Goldstein, der Gründervater der Wirtevereinigung „Rhöner Charme“ Herr Dieter Kehl sowie Kirsten Frankenbach von antonius : gemeinsam Mensch. Oliver Wehner wünschte den Gästen einen schönen und unbeschwerten Abend, dies tat er auch im Namen seines Vaters, dem Gründervater des Wehner-Groma-Pokals Wolfgang Wehner und seiner Cousine, Kristin Wehner-Rundshagen, geschäftsführende Gesellschafterin der Wehner Lebensmittel GmbH & Co. KG., letztere gestern, wie jedes Jahr, eigens für den Wettbewerb aus Hamburg angereist war.

Landrat Bernd Woide lenkte in seinem Grußwort den Blick auf die Demokratie und darauf, dass Werte wie „Frieden“ und „Freiheit“ nicht als selbstverständlich erachtet werden sollten. Im Hinblick des Ukraine-Krieges, in dessen Kontext Lebensmittel eine Rarität darstellen, mahnte er für einen sparsamen und sensibleren Umgang mit ihnen. Bezugnehmend Corona könne man gegenwärtig noch nicht absehen, wie es mit der Pandemie weitergeht. Zwei Jahre Pandemie kämen ihm persönlich wie eine Ewigkeit vor. Viele stellen sich aktuell die Frage, ob es richtig sei, in Gemeinschaft zusammenzukommen. Er beantwortete diese Frage mit einem klaren „Ja!“, man muss es sogar. Viele hätten in der Pandemie reagiert und seien zu Hause geblieben und hätten Kontakte reduziert. Ein Abend wie der Wehner-Groma-Pokal mit einem guten Essen und einem guten Wein lebt davon, ihn gemeinsam zu verbringen. Der Krieg in der Ukraine, die damit einhergehenden steigenden Energiepreise und die steigenden Lebensmittelpreise bereiten uns in diesen Tagen viele Sorgen, sie lehren uns aber, dass Frieden, Freiheit und Demokratie nicht etwas sind, die man in den Schoß gelegt bekommt und das Wertschätzung keine Selbstverständlichkeit ist. Und darüber sollten wir in diesen Tagen nachdenken“, so Woide. Daneben dankte er all jenen, die sich der gestrigen Herausforderung gestellt haben.

Und so war der 43. Wehner-Groma-Pokal mit dem Thema „Kulinarisch unterwegs in den Partnerstädten von Fulda – Italienische Momente aus Como“ überschrieben. So war es an den sieben angehenden Köchinnen und Köchen des 2. und 3. Lehrjahres ein stimmiges 4-Gang-Menü bestehend aus einem Gruß aus der Küche („Amuse Bouche“), einer kalten vegetarischen Vorspeise, ein warmes Zwischengericht, ein Hauptgang und ein Dessert zu kreieren, während die neun Restaurant- und Hotelfachleute des 2. und 3. Lehrjahres schriftliche Aufgaben und Warenerkennung zu bewältigen hatten. Ein weiterer Schwerpunkt bildete das Eindecken eines festlich gedeckten Tisches mit eigens erstelltem 4-Gang-Menü, Weinauswahl, inkl. Menü- und Platzkarten sowie Dekoration zum vorgegebenen Thema. Bewertet wurden außerdem das Servieren von Getränken und Speisen. Geachtet werden musste auch auf angemessene Berufsbekleidung.

Die Preise und Urkunden übergaben Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Oliver Wehner. Aufs Treppchen schafften es von den Köchinnen und Köchen Maximilian Happ (2. Platz, Romantikhotel Goldener Karpfen, Fulda) und Anna Wessel (3. Platz, Restaurant Hotel Ritter, Fulda) und Marie Gollbach (1. Platz, Gasthof Schützenhof, Hünfeld). Von den Restaurant- und Hotelfachleuten schafften es Marie Schmitt (3. Platz, Parkhotel Kolpinghaus, Fulda), Evelin Giesbrecht (2. Platz, Gasthof Zur Linde, Fulda) sowie Angélina Roth (1. Platz, Altstadthotel Arte, Fulda) aufs Treppchen. Den „Publikumspreis“ für den besten Hauptgang gewann Maximilian Happ (Romantikhotel Goldener Karpfen, Fulda). 4. Plätze von den Köchen gingen an: Lorenz Dietrich (Landhaus Kehl, Tann-Lahrbach), Pascal Bodusch (Landhaus Kehl, Tann-Lahrbach), Denise Vogel (Gasthof Altes Casino, Petersberg) und Jan-Niclas Schmalenberg (Hotel Fulda Mitte, Fulda). Von den Restaurant- und Hotelfachleuten landeten auf dem 4. Platz: Ayleen Müller (Best Western Plus, Hünfeld), Mireille Burghardt (Gasthof Zum Lüdertal, Großenlüder), Olesia Halahula (Parkhotel Kolpinghaus, Fulda) Simon Felber (Parkhotel Kolpinghaus, Fulda), Gina-Lee Renner (Papperts GmbH &. Co. KG, Petersberg) und Jacob Witzel (Restaurant Ritter, Fulda). Der Förderverein für Jugend und Kochkunst schickt im Sommer alle erst, zweit und dritt-platzierten Köche nach Gießen-Wetzlar in das Jugendcamp Hessen. Die Kosten übernimmt der Förderverein. Für die erstplatzierte Marie Gollbach geht es noch einen Schritt weiter. Sie schickt der Förderverein für Jugend und Kochkunst ins Jugendcamp nach Bayern.

Glückwünsche an die Protagonisten gab es am Freitagabend auch von Christof Weisenborn, dem zweiten Vorsitzenden des Deutschen Hotel- und Gastronomieverbandes DEHOGA Hessen e.V. Er stellte heraus, dass alle zweifelsohne Sieger seien, ganz gleich, welche Platzierung man erlangt habe. Wichtig sei, dass man dabei war und sich der Herausforderung gestellt habe. Das ganze Leben besteht aus Herausforderungen, wichtig sei, dass man sie annimmt und aus ihr Lehren zieht. Dass, was man beim Wehner-Groma-Pokal mitnimmt, bleibt ein Leben lang bestehen, so Weisenborn.

Zum dritten Male waren beim Wehner-Groma-Pokal Mitarbeiter von antonius : gemeinsam Mensch. involviert. Normalerweise assistieren sie den Kochanwärterinnen und -anwärtern in den Kojen. Aufgrund der Pandemiesituation war dies in diesem Jahr jedoch nicht möglich. Sie mussten in die Küche nebenan ausweichen. Hier entstanden selbstgemachte Crostinis, die dann liebevoll verpackt und als Geschenk-Tütchen an jeden Gast des Abends verschenkt wurden. Hierzu wurden in einem kleinen Gefäß Kräutersalz und selbst abgefülltes Olivenöl gereicht. „Auch in diesem Jahr waren unsere Mitarbeiter mit Feuereifer dabei“, so Kirsten Frankenbach von antonius : gemeinsam Mensch. gegenüber fuldainfo.de. „Normalerweise assistieren sie den Auszubildenden in den Kojen. Das ist gerade im Hinblick auf den Inklusionsgedanken immer sehr schön, dieses Jahr aufgrund von Corona aber leider nicht möglich. Immerhin findet der Wehner-Groma-Pokal in diesem Jahr wieder statt. Das ist auch bei antonius ein Highlight.“

Normalerweise findet der Wehner-Groma-Pokal alljährlich im Herbst statt. Da allerdings noch nicht abzusehen ist, wie sich die pandemische Situation entwickelt und ob erneut mit hohen Inzidenzen zu rechnen ist, entschied man sich dazu, den Wehner-Groma-Pokal in diesem Jahr vorzuziehen. Eine sichere und Corona-konforme Austragung des Wettbewerbes war den Verantwortlichen wichtig. So waren alle Anwesenden angehalten, kurz vor Einlass ins Gebäude noch einmal ein Antigen-Schnelltest durchzuführen. +++ jessica auth

Über das Format
Der Wehner-GROMA-Pokal richtet sich an auszubildende Köche, Restaurant- und Hotelfachleute im 2. und 3. Lehrjahr aus dem osthessischen, rhönfränkischen und südthüringischen Raum. Er dient der Unterstützung der Fachkräftesicherung und der gezielten Nachwuchsförderung. Gleichzeitig möchte er in der Gesellschaft eine Wertschätzungskultur für die Berufe im Gastgewerbe etablieren.