Mittelstandbeauftragter warnt vor zweitem Lockdown

Virologe: Lockerungen nicht pauschal ablehnen

Der Mittelstandbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), hat vor einem erneuten Lockdown wegen steigender Corona-Infektionen gewarnt. „Ein zweiter Lockdown würde gerade den Mittelstand massiv gefährden“, sagte Bareiß dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Auch der Einzelhandel würde leiden. Sinnvoller als nationale seien regionale Maßnahmen. Mit den politischen Hilfsmaßnahmen habe die Regierung zwar viel getan, um wirtschaftliche Auswirkungen abzufedern. „Allerdings sind trotz starker mittelständischer Strukturen die Unternehmen nicht unbegrenzt belastbar.“

Auch der stationäre Einzelhandel würde massiv unter einem zweiten Lockdown leiden. „Ich befürchte, dass wir bisher erfolgreiche Unternehmen für immer verlieren werden.“ Bareiß plädierte für gezielte regionale Reaktionen: „Um einen landesweiten, undifferenzierten Lockdown zu vermeiden, müssen wir uns an regionalen Maßnahmen festhalten. Damit können wir auch die wirtschaftlichen Auswirkungen begrenzen.“ Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Katharina Dröge, forderte, die Wirksamkeit von Corona-Maßnahmen wissenschaftlich zu untersuchen und die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung bis Ende des Jahres zu verlängern. „Wir brauchen dringend mehr wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirksamkeit unterschiedlicher Corona-Maßnahmen. Für viele Unternehmen ist die Frage extrem wichtig, ob eine komplette Schließung von Läden überhaupt einen relevanten Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leistet – oder ob gezielte Schutzmaßnahmen nicht ausreichen, wie etwa eine Maskenpflicht und eine Begrenzung der Kundenzahl“, sagte Dröge dem RND. „Ein zweiter, länger dauernder Lockdown würde in den besonders hart betroffenen Branchen – wie dem Handel, der Gastronomie oder der Kultur – zu einer Welle an Insolvenzen führen. Die Bundesregierung muss jetzt alle Anstrengungen darauf konzentrieren, Konzepte für den Herbst zu entwickeln, die eine Welle an Insolvenzen verhindern. Die Unternehmen brauchen jetzt die Sicherheit, dass die Hilfen des Bundes, wie direkte Zuschüsse, für das gesamte Jahr weitergehen“, sagte Dröge weiter.

Virologe: Lockerungen nicht pauschal ablehnen

Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hat davor gewarnt, pauschal an harten Corona-Auflagen festzuhalten. „Das pauschale Nein – es kann nicht gelockert werden – ist zu wenig“, sagte er in der „Bild“-Sendung „Die richtigen Fragen“ unter Bezug auf Äußerungen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). Schmidt-Chanasit warnte, „die Proteste können sich noch verschärfen“. Der Virologe kritisierte einen Mangel an Kreativität beim Umgang mit der Pandemie. So könnten etwa die Wünsche junger Menschen nicht dauerhaft ignoriert werden: Es sei besser, Jugendliche „unter Auflagen und mit den technischen Möglichkeiten“ feiern zu lassen. „Besser hier als in Bulgarien.“ Die Diskussion sei derzeit zu sehr auf die Tests von Urlaubsrückkehrern verengt: „Wir fokussieren uns auf Urlaubsrückkehrer. Wir müssen uns aber um Schulen und Kitas und Altenheime kümmern.“ +++